Nur Momente später hatte mich meine Mutter mit Schwung aus der Küche gezerrt und von den beiden anderen aus dem Haus werfen lassen.
Ich wusste, dass niemand die Polizei rufen würde.
Mein Vater war ein Teil der örtlichen Mafia gewesen...
Sein Tod war zwar schwer zu verkraften, aber niemand würde ein Wort zu den Bullen verlieren.
Sonst wäre es das gewesen...
Aber an eines hatten viele anscheinend nicht gedacht...
Ich meinte, nicht, dass es jemanden interessieren würde.
Besonders, da ich jetzt alleine vor dem Haus stand...
Aber...
Der Mörder meines Vaters war sehr wahrscheinlich immer noch hier.Und diesen Gedanken mochte ich nicht...
Wirklich nicht...
Um mich herum war es stockdunkel.
Das Haus stand neben einem privaten Wald. Alles, was ich hörte, waren ferne Eulen und der sanfte Wind, der durch die Bäume fuhr und die verdorrten Blätter bewegte.
An meinem ganzen Körper breitete sich eine kribbelnde Gänsehaut aus und ich trat einen Schritt zurück.
Was, wenn er noch im Haus war?
Was, wenn es... wirklich diesen weißen Sensenmann gab? Hatte er es vielleicht auch auf mich abgesehen?
War ich vielleicht sein nächstes Ziel?"Reiß dich zusammen... du bist 20 Jahre alt, kein Kleinkind mehr" flüsterte ich mir selbst bissig zu und sah mich in der Umgebung genau um.
Und da bemerkte ich etwas.
Im ersten Stock des Hauses meiner Eltern stand ein Fenster offen. Ein langes Seil hing vom Sims herunter und schwang im Wind leicht hin und her.
Ich konnte mich erinnern, dass das Fenster vorher noch geschlossen war, als ich im Haus war...
Mit meinem Blick verfolgte ich das Seil, dessen Ende hinter dem Waldrand direkt neben dem Haus versteckt war.
Es schien, von etwas festgehalten zu werden.
Oder... jemandem.Im nächsten Moment erschienen zwei leuchtende Punkte, mitten in der Dunkelheit des Waldes und ich kniff erschrocken die Augen zusammen, um besser hinzusehen.
Es waren tatsächlich... Augen, die mich anstarrten.
Sie leuchteten weiß-rot im Schatten der Bäume.
Ich musste wirklich genau hinsehen, um es durch das Schimmern zu erkennen... aber es stimmte.
Augen, die weiß und rot leuchteten...Ich blieb wie erstarrt stehen und versuchte, einen Körper dazu auszumachen. Aber es war so dunkel... ich erkannte nichts weiteres.
Plötzlich verschwanden die schimmernden Augen und das Seil, das aus dem offenen Fenster hing, löste sich vom Sims.
Als wäre das ein Zeichen, wurde sich mein Körper seiner Lage wieder bewusst und ich fuhr herum.
Ohne darauf zu achten, wo ich hinlief, rannte ich durch die Straße und an den zahllosen Häusern vorbei. Der Wind pfiff durch meine Haare und ich versuchte verzweifelt, noch schneller zu laufen.
So scharf sich die Kälte auch in meine Glieder bohrte, ich blieb nicht stehen, drehte mich nicht um...
Die Angst, die sich in meinem Kopf ausbreitete, war einfach zu groß.
Das Bild der weiß-rot schimmernden Augen in der Dunkelheit des Waldes brannte sich in mein Gedächniss.
Diesen Anblick würde ich nie wieder vergessen..
Mit Schwung schlug ich meine Haustür hinter mir zu und stolperte zurück.
Zum Glück verschloss sie sich automatisch...Ich war gerade eine Strecke von fast 4 Kilometern innerhalb einer Viertelstunden gerannt....
Und so hörte ich mich auch an.
Ich keuchte so heftig, dass ich erstmal ein paar Minuten brauchte, um mich wieder einzukriegen. Mit zitternden Händen hielt ich mich also an einem kleinen, braunen Regal, direkt neben der massiven Haustür und fuhr gestresst durch meine schneeweißen Haare.
Solch eine Angst hatte ich schon Ewigkeiten nicht mehr gespürt...
Mein Herz schlug schon lange nicht mehr so schnell. Aber bei dem Anblick dieser weiß-rot leuchtenden Augen in der Dunkelheit des Waldes...
In dem Wissen, dass diese Person, die nur Meter von mir entfernt stand... meinen Vater getötet hatte.
Es war genau, wie Simon es gesagt hatte.
Er erzählte mir von... von... einem gesuchten Auftragsmörder...?
Wie nannte er ihn noch gleich?
Hatte ich das wirklich gerade vergessen? Konnte ich so dumm sein?...
Irgendetwas mit 'Weiß...'
Weißer Mörder?
Nein... das hörte sich idiotisch an.
"Verdammt, wie heißt er..." flüsterte ich und stürmte mit schnellen Schritten durch den Vorraum meines großen Hauses, in die weite, offene Küche, die direkt mit meinem Esszimmer und dem Wohnzimmer verbunden war.Ich holte mein Handy aus der Tasche meiner Jacke und öffnete Google.
Wenigstens dort musste ich etwas über ihn herausfinden... seinen Namen, seine Taten, seine Muster... hatte er es auf mich abgesehen oder verfolgte er bestimmte Angewohnheiten?
All diese Fragen bohrten sich in meinen Kopf und meine Finger tippten pausenlos über den Bildschirm meines Handys.
Als ich das Wort 'Auftragsmörder' eingab, erschien sofort der Name, den ich gesucht hatte.
"Der weiße Sensenmann..."
Ich klickte darauf und bekam sofort mehrere Suchvorschläge, die meinem ähnelten."Der weiße Tod... der weiße Sensenmann... der... äh...? Weiße Rosenbestatter? Komischer Name..." ließ ich die verschiedenen Namen laut vor, bevor ich weiter hinunter scrollte.
Dort stand die folgende Überschrift...
𝙒𝙖𝙨 𝙬𝙚𝙞𝙨𝙨 𝙙𝙞𝙚 𝙋𝙤𝙡𝙞𝙯𝙚𝙞 𝙪̈𝙗𝙚𝙧 𝙙𝙚𝙣 𝙬𝙚𝙞𝙨𝙨𝙚𝙣 𝙎𝙚𝙣𝙨𝙚𝙣𝙢𝙖𝙣𝙣?Ich klickte sofort darauf und erwartete Berichte von Fällen oder vielleicht einen echten Namen.
Etwas, das mir versicherte, dass dieser weiße Sensenmann nur ein Scherz war und Simon mir nur Angst einjagen wollte.
Aber nein...
Unter dem Artikel waren nur Informationen zu finden, die ich bereits kannte.
Er tötete seine Opfer ohne hinterlassene Spuren oder ein einziges Geräusch, mit einem langen, gebogenen Messer. Immer hinterließ er eine weiße Rose am Tatort.
Immer tötete er nachts.
Dort stand nichts über Zeugen.
Nichts über... irgendwelche Sichtungen oder Muster, die erkannt werden konnten...Sogar die Polizei... wusste absolut gar nichts über diesen freilaufenden Mörder...
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𝑫𝒆𝒂𝒅𝒍𝒚 𝒂𝒇𝒇𝒆𝒄𝒕𝒊𝒐𝒏
RandomBL Von seinen Eltern ignoriert und in einem Haufen von Geld aufgewachsen hatte Mica eigentlich etwas, das viele andere haben wollten. Geld. Aber neben dem Reichtum fehlte in seinem Leben etwas, das ihm niemand geben wollte. Als sein Vater jedoch e...