12. naja...

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Es dauerte auch eine Weile, bis ich die Tablettenschachtel fand, die Athan auf dem Küchentisch stehen gelassen hatte.

Ich hatte sie mir geholt und als ich mir die Packung durchlas, traf mich der Schlag.
Die Tabletten waren seit fast drei Jahren abgelaufen...

Ungläubig starrte ich das Datum an, dass dort stand und fragte mich, wieso er überhaupt solche alten Medikamente zuhause hatte.
So viele wie er genommen hatte, hatte das sicher schlechte Auswirkungen... das würde seine Schmerzen erklären.
Da fiel mir erst auf, dass es Pillen waren, die für Traumata verschrieben wurden.
Beruhigungstabletten...
Nach der Menge, die ich ihn nehmen sah, würde er sicher eine Weile schlafen...
Auch, wenn sie schon abgelaufen waren...
Ich fragte mich, ob das Athan noch mehr Probleme verschaffen würde... oder es jetzt schon egal sein würde.
Bevor ich jedoch weiter nachdenken konnte, läutete plötzlich ein Handy.
Meines konnte es nicht sein... Athan hatte es ausgeschaltet, noch am Tag als ich hier ankam.
Also musste es seines sein.
Und es lag auf dem Küchentisch vor mir.

Ich legte die Tablettenschachtel also wieder weg und nahm das Handy.
Auf dem Display stand nur 'Verrückter Kirschkopf'...
Schien, eine lustige Person zu sein.
Ich ging ohne große Überlegung ran und erwartete nicht, gleich angefahren zu werden.
"Athan! Du hättest deinen Auftrag schon längst abschließen sollen! Wo zum Teufel bleibst du?!"
Das... hm...
War das nicht Eila?

"Äh... Eila?" fragte ich schüchtern und die Frau am anderen Ende stockte.
"W-... Micah White? Du lebst noch?" murmelte sie und ich entgegnete entgeistert "Was? Sollte ich das denn nicht?"
"N-nein! Also, doch... naja, keine Ahnung! Ich muss mit Athan reden. Gib ihn mir." murrte sie und ich seufzte spitz.
"Naja... da gibt es ein Problem..." "Ein Problem? Was ist passiert?" fragte Eila, in ihrer Stimme hörte ich den dunklen Unterton einer Vorahnung.
"Ähm... also... A-athan hat abgelaufene Beruhigungstabletten genommen, dann ist er umgekippt, hatte enorme Bauchschmerzen und dann hat er einfach das Bewusstsein verloren..." platze die ganze Geschichte aus mir heraus und ich hörte, wie Eila erschrocken einatmete.
"Geht es ihm gut?!" "I-ich hab keine Ahnung! Ich hab's gerade erst herausgefunden, dass es die Tabletten waren... aufgewacht ist er noch nicht." antwortete ich angespannt und ging langsam mit dem Handy aus der Küche und durch das offene Zimmer, zu Athan auf der Holzterasse.
"Wie lange ist das her?!"
Ich sah kurz auf die Handyuhr und rechnete grob nach, wie lange Athan schon bewusstlos war.
"Ähm... ungefähr 45 Minuten...?" murmelte ich und hielt vorsichtshalber das Handy etwas von meinem Ohr weg.
"Hat er sich übergeben?!" "Nein... aber ich glaube er war kurz davor..." meinte ich, von der Hysterie in ihrer Stimme beunruhigt.
"Ich werde Elijah sagen, er soll jemand anderen für Athans Auftrag schicken und ihm ein paar Tage frei geben. Ich komme sofort zu euch und du versuchst, Athan wach zu bekommen. Es wäre noch besser, wenn er sich übergibt." platze Eila plötzlich durch das Handy und ich hörte grobe Geräusche im Hintergrund.
Ich nickte gefasst und meinte "Danke! Und bis gleich."
Aufgelegt.
Handy weggelegt.

"Was du nur aufführst..." seufzte ich und musterte Athan, der direkt vor meinen Füßen lag.
Wie lange Eila bis hierher brauchte, wusste ich nicht... sie hatte viele Umwege genommen, als sie mich herbrachte.
Aber sie sollte schnell kommen, so wie sie sich angehört hatte.
Also kniete ich mich vor Athan und testete vorsichtshalber, ob er noch atmete.
Das bestätigt richtete ich mich wieder auf und tätschelte leicht seine Wange.
"Athan! Wach auf!" meinte ich laut und zog nebenbei die Decke von seinen Schultern.
"Athan! Halloo!"
Er gab überhaupt keine Reaktion von sich... ich würde ihn nicht wach bekommen. Aber... sollte er sich wirklich übergeben müssen, würden seine Haare ihm sicher im Weg sein.
Also zog ich die Decke wieder auf ihren Platz und setzte mich stattdessen hinter Athan.
Ich strich seine langen, schwarzen Haare nach hinten und begann also, einen Zopf zu flechten.
Simon hatte mir das beigebracht, da er vielen seiner Freundinnen immer die Haare flechtete.
Aber... so lange Haare wie Athan hatte noch kein einziges Mädchen, das ich je kennengelernt hatte.

Meine Finger werkten, meine Hände arbeiteten an den etwas verworrenen und zerstrüpten Haaren des bewusstlosen Mannes und als ich fertig war, bewunderte ich mein Werk.
Ob der Zopf schief war oder vielleicht ein paar Fehler hatte, fiel bei der Fülle seine Haare auch gar nicht auf.

Gerade als ich mit dem Bewundern meines Werkes fertig war, hörte ich argwöhnisches Klopfen an der Haustür.
Sofort sprang ich auf und humpelte, durch den plötzlichen Stichschmerz in meinen Füßen überrascht, zur Tür.
Ich hatte wohl vergessen, dass ich vor einer Stunde noch Dornen in den Sohlen stecken hatte...
Ich öffnete also die Haustür und vor mir stand Eila. Ich wollte sie zwar begrüßen, aber sie schnitt mir ziemlich gnadenlos das Wort ab.
"Wo ist er?"

𝑫𝒆𝒂𝒅𝒍𝒚 𝒂𝒇𝒇𝒆𝒄𝒕𝒊𝒐𝒏Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt