18. diese beiden

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"Also, Athan... warum die Rose in meinem Bett? Warum... bist du mir nachhause gefolgt? Und warum hast du mich nicht getötet?"
Ich merkte, dass er seine Antwort vorsichtig zusammen suchte, bevor er darauf antwortete.
"Du... bist unschuldig. Ich bin vielleicht verrückt und süchtig nach dem Töten... aber ich töte keine unschuldigen Leute. Menschen, die mit gutem Gewissen schlafen können, rühre ich nicht an. Jeder, der durch mich sein Leben verloren hat, hat es verdient. Außer..." er beendete seinen Satz nicht.
Als hätte er Angst, ihren Namen zu sagen.
Als glaubte er, es nicht wert zu sein...
Hm...
Vielleicht konnte ich nicht ändern, wie er sich selbst sah... aber ich konnte ihm mitteilen, wie ich ihn sah.

"Athan..." flüsterte ich leise und legte die Rose vorsichtig auf die Chouch neben uns, zu seinem Messer.
Ich setzte mich mit dem Gesicht zu ihm auf seinen Schoß und legte meine Hände an seine Wangen.
"Athan, du hast ein reines Herz. Und du bist der sanfteste Mensch, den ich kenne. Seit ich hier wohne, hast du mir immer wieder gezeigt, was ich im Leben wirklich brauche und was nie wichtig war. Und ich... ich hab mich in dich verliebt, Athan."
Diese Worte sprudelten nur so aus mir und als ich merkte, dass ich ihm gerade meine Gefühle gestanden hatte, sah ich ihn peinlich berührt an.
Ich wollte ihn nicht so überraschen.
Ich wollte das wirklich nicht...
aber es schien, kein Fehler gewesen zu sein.

Athan lächelte mich verschmitzt an und meinte leise "Wie komisch... das trifft auch auf mich zu~"
Nur Momente darauf spürte ich seine warmen Lippen auf meinen und schloss automatisch die Augen.
Ich legte meine Arme um seinen Nacken und öffnete leicht meinen Mund, sodass wir langsam einen tiefen Zungenkuss eingehen konnten.
Ich spürte seine starken Hände an meinem Rücken und bewegte meinen Kopf kaum merklich mit seinem mit.

Nur kurz darauf lösten wir uns voneinander und ich keuchte bereits leicht.
"Haha... keine Puste mehr?" flüsterte Athan und seine tiefe Stimme jagte eine warme Gänsehaut über meinen ganzen Körper.
Ich nickte lächelnd und sah kurz an ihm vorbei, aus dem Fenster hinter der Chouch.
"Oh! Es ist dunkel! Und... da sind Sternschnuppen! Komm, wir gehen raus!" meinte ich aufgeregt und ging von Athan runter, bevor ich ihn an seiner Hand von der Chouch und hinter mir her zog.
"Wow, langsam, Micah. Die Sterne laufen dir ja nicht davon." hörte ich ihn hinter mir lachen und stieß gleichzeitig die gläserne Schiebetür vor uns auf.
"Komm schon, es ist so schön!" lächelte ich und zog ihn bis zum Rand der Holzterrasse hinter der Schiebetür.
Vor uns erstreckte sich das fast endlose Feld der weißen Rosen und über uns jagte eine Sternschnuppe nach der anderen über den Himmel.
Athan und ich setzten uns an den Terrassenrand und ich rutschte ganz nahe an ihn heran.
Ich umklammerte seinen Arm und zeigte in den Himmel.

"Siehst du die Sternschnuppen?" fragte ich, schon auf sein Kopfschütteln vorbereitet.
"Dann hör mir zu."
Darauf sah er mich überrascht an und ich grinste zurück.

"All die Sterne sind glitzernde, helle Punkte am Himmel, die einem nur nachts entgegen leuchten. Manche sind ganz hell, die anderen kannst du auch mit den schärfsten Augen nicht sehen." meinte ich und zeigte auf die zahllosen Sterne am Himmel.
Athan folgte meinem Finger und starrte fasziniert in den Himmel, als könnte er sie durch meine Erklärungen sehen.
"Die Sternschnuppe da, sie jagt eine andere, die viel kleiner und schwächer aussieht. Aber sie ist schneller. Und dort! Der Nordstern leuchtet so hell, dass man immer weiß, wo Norden ist. Er leuchtet auch durch die Wolken und lässt dich nie alleine."

Ich redete und redete und irgendwann fühlte es sich an, als würde Athan die Sterne tatsächlich durch meine Augen sehen können.
Als würde er sie sich vorstellen können, wie ich sie jede Nacht sah, wenn ich darauf wartete, dass er nachhause kam.
Ich wandte mich lächelnd zu Athan und er meinte, mit einem schmalen Grinsen auf den Lippen "Die Sterne sind also wirklich so wünderschön, wie alle immer sagen..."

-𝑬𝒊𝒍𝒂𝒔 𝑺𝒊𝒄𝒉𝒕:

Ich war nun schon ein paar Tage nicht mehr bei den beiden zu besuch.
So spät zu kommen war eigentlich auch nicht mein Plan gewesen...
Also stieg ich aus meinem hellroten Auto und ließ die Autotür hinter mir ins Schloss fallen, bevor ich die Haustür aufschloss.
Ich schlenderte gähnend durch die Vorhalle des Hauses und suchte nach den beiden.
Jedoch fand ich weder den einen, noch den anderen...

"Wo seid ihr geblieben...?" flüsterte ich und ging an ein paar Zimmern mit gläsernen Schiebetüren vorbei, als mir im Augenwinkel etwas auffiel.
Ich blieb stehen und sah genauer hin.
Tatsächlich...
Athan und Micah saßen nebeneinander auf dem Rand der Holzterrasse, direkt vor dem Rosenfeld.
Aber... was machten sie da?
Neugierig ging ich durch das Zimmer und öffnete die Schiebetür für einen winzigen Spalt, sodass ich Micahs Stimme hören konnte.
Und was ich da hörte... versetzte meinem Herz einen Stich.

Er beschrieb Athan den Himmel...
Er erzählte ihm über die Sterne, erklärte, wie sich die Sternschnuppen bewegten und wie hell die Sternenbilder dort oben leuchteten.
Genau, wie Evelyn es damals getan hatte...

Durch Athans Gendefekt war es ihm von Geburt an unmöglich, schwaches Licht wie die Sterne zu sehen.
Es war ihm vor Micah unmöglich... einen Sinn im Leben zu sehen...

Aber jetzt...
Jetzt konnte er die Sterne sehen.
Und noch so viel mehr...
Klar und deutlich.
Auf seine... und Micahs ganz eigene Art.

______________𝐄𝐧𝐝_

𝑫𝒆𝒂𝒅𝒍𝒚 𝒂𝒇𝒇𝒆𝒄𝒕𝒊𝒐𝒏Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt