16. schuldig

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-𝑴𝒊𝒄𝒂𝒉𝒔 𝑺𝒊𝒄𝒉𝒕:

Uh oh...
Eila sollte sich jetzt besser nicht umdrehen.
Aber sie tat es trotzdem...
und vor ihr stand Athan.

In seinem Blick lag eine wütende Leere, die mir kalte Schauer über den Rücken jagte.
In seiner Hand ein langes, gebogenes Messer mit Zacken auf dessen Klingenrücken und Blut an seiner Spitze.
Ich bemerkte auch, dass die rote Flüssigkeit von seinem Arm tropfte...
"Athan, du-..." "Wo warst du?!" unterbrach er Eilas Versuch, ihm das zu sagen und sah über sie hinweg, zu mir.
"Warum bist du gegangen?" knurrte er und drängte Eila zur Seite, die mir unsicher noch mitteilte
"Er hat heute seine Tabletten verweigert! Sei vorsichtig!"
Darauf schupste Athan sie wütend murrend gegen den Türrahmen und Eila ging zu Boden. Sie schien, sich den Kopf gestoßen zu haben...
Er beachtete sie nicht länger und baute sich beängstigend nahe vor mir auf.
"A-athan...? Was machst du da?" fragte ich unsicher und wich zurück, bis ich mich gegen die Küchentheke pressen musste, um nicht direkt in sein Messer zu laufen.
Er trat näher, hob seine Hand und drückte die kalte Klinge des Messers leicht gegen meine Kehle.
"A-athan...?"
Meine Stimme wurde immer leiser und ich spürte, wie das Messer langsam in meine Haut schnitt...
Als ich ihm jedoch in die Augen sah, da erkannte ich eine Verwirrtheit in seinem Blick, die seinen Kopf zuvor nie verlassen hatte.
Etwas, das durch die Tabletten nur unterdrückt werden konnte... es war das, das ihn hierzu bewegte.
Zu etwas, das er gar nicht mitbekam.
Es war nie seine Schuld.
Eila hatte recht.

"Oh... Athan..."
Ich flüsterte seinen Namen so leise, dass ich daran zweifelte, dass er mich hören konnte.
Trotz der scharfen Klinge, die sich Millimeter für Millimeter in meinen Hals drückte und dem Blut, dass den Kragen meines Shirtes bereits rot färbte, legte ich meine Arme um seinen Nacken und lächelte ihm warm zu.
"Ich habe keine Angst, zu sterben, Athan." hauchte ich und schloss zufrieden die Augen.
"Nicht, wenn du es bist, der mich tötet."

Plötzlich hielt Athan inne.
Die Klinge an meinem Hals löste sich aus meiner Haut und fiel mit einem lauten Klirren zu Boden.
Als ich meine Augen öffnete und Athan ansah, da bemerkte ich, dass sich sein Blick geklart hatte.
Auch, wenn es nur ein bisschen war.
Er trat kaum merklich zurück und musterte seine zitternden Hände, an denen mein und sein eigenes Blut herunter lief.
Als er den Schnitt an meiner Kehle sah, wand er sich aus meinem Griff und fiel vor mir auf die Knie.
Er raufte seine Haare und flüsterte immer wieder "Es tut mir leid... i-ich wollte das nicht... e-es tut mir so leid..."

Ohne Worte kniete ich mich auf den Boden zu ihm und nahm ihn in den Arm.
"Es ist alles in Ordnung, Athan. Mir geht es gut." meinte ich tröstend und spürte, wie er sich zitternd in meinen Rücken krallte.
"Es tut mir leid, Micah... es tut mir leid..."
Ich strich sanft über seinen Arm und fuhr mit der anderen Hand durch seine langen, verworrenen Haare.
"Es ist in Ordnung... du hast nichts falsch gemacht..." flüsterte ich ihm zu und spürte seine verbitterten Tränen auf meiner Schulter.
Leicht seufzend sah ich ihn an und spürte, wie mir sein gequälter Blick einen Stich ins Herz versetzte.
Diese wunderschönen, weißen Augen...

"Komm, Athan. Du nimmst jetzt deine Tabletten und ruhst dich im Wohnzimmer aus. Ich kümmere mich um das alles und um Eila." schlug ich vor und er nickte, als er realisierte, dass ich gemeint hatte, ich würde mich um Eila kümmern müssen.
Er fuhr herum und sah sie bewusstlos außerhalb des Küchenraums liegen.
"Gott... was hab ich getan?" fragte er leise und ich stand schonmal auf.
"Das war ein Unfall, Athan. Komm, steh auf."

.
"Wie geht es ihm?" fragte Eila, eine ganze Stunde später und ich lächelte in mich hinein.
"Er war... echt fertig. Besonders, als er merkte, dass er dich ausgeknockt hat." erklärte ich und reckte meinen Kopf, sodass sie besser an die Schnittwunde an meinen Hals heran kam.
Seit sie aufgewacht war und ich ihr alles erzählt hatte, versorgte sie ihre eigenen und meine Wunden.
Athan hatte ihre Hilfe mit der Verletzung an seinem Arm verweigert. Er fühlte sich schuldig, das konnten wir verstehen und er distanzierte sich für die Zeit von uns... aber er hatte seine Tabletten genommen und das Messer, mit dem er sich verletzt hatte, lag gerade in meinen Händen.

"So... fertig. Siehst aus, wie neu." grinste Eila und ich fühlte nach dem Verband an meinem Hals, der das Padd über der Wunde an seinem Platz hielt.
"Danke... ach, ähm... hat mein Handy zufällig noch Akku?" fragte ich und Eila nickte verwirrt.
"Ich glaube schon... warum?"
Sie holte es aus ihrer Hosentasche und gab es mir.
"Naja... ich sollte wenigstens Simon sagen, dass ich umgezogen bin." grinste ich ihr entgegen und startete mein Handy neu.
"Also... du bleibst hier?" murmelte Eila überrascht und ich nickte.
"Du kannst nicht ewig auf Athan aufpassen und ich... ich habe außer Simon nichts, zu dem ich in der Stadt zurück kehren könnte. Und... ohne Athan würde mein Leben eigentlich... gar keinen Sinn mehr machen."

Als ich ihr das erklärte, lächelte sie mich zufrieden an und meinte "Hat sich da etwa jemand verliebt?"
Mir schoss das Blut in die Wangen und ich drehte leise murmelnd den Kopf weg.
"Was sagst du da?" "Sei still Eila! Damit... würde ich noch etwas warten." murmelte ich und hoffte, dass das Handy schneller machen würde.
"Na schön, du hast recht. Aber so, wie du ihn ansiehst..."
Ihr unschuldiges Gegrinse ging mir gewaltig auf den Keks.
Auch, wenn es stimmte.
Aber das musste sie ja nicht wissen.

Und ob Athan das wissen durfte...
Das stand noch nicht fest.

𝑫𝒆𝒂𝒅𝒍𝒚 𝒂𝒇𝒇𝒆𝒄𝒕𝒊𝒐𝒏Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt