10 | heartless

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Heute war Freitag, der letzte Arbeitstag vor meinem freien Wochenende. Ich hatte seit dem beinahe Kuss mit Arian nichts mehr von ihm gehört. Genauso wenig wie von Elio.

Als ich mich mit einer Tasse Kaffee im Büro niederließ und mit meiner Arbeit begann, betrat plötzlich Luan mein Büro. "Liya." Ich blickte ihn an und lächelte. "Darf ich dich um deine Meinung bitten? Ich bin nämlich total am verzweifeln." Verlegen kam er einige Schritte näher. Ein so großer, breiter Mann, der meine Hilfe brauchte und dabei noch rot anlief, das war ein Bild für die Ewigkeit. "Natürlich, womit kann ich dir helfen?" Er nahm mir gegenüber Platz und holte sein Handy heraus. "Armonda und ich haben nächste Woche Jahrestag und ich weiß nicht, was ich ihr kaufen soll", begann er. Amüsiert von seiner Hilflosigkeit schaute ich ihn an "Zeig mal." Er begann mir Bilder von Markentaschen und Schmuck zu zeigen. "Was sagst du?" Ich schaute ihn nachdenklich an, als mir etwas in den Sinn kam. "Ich kenne deine Frau nicht, Luan. Aber ich kann jetzt von mir sprechen und von dem, was ich denke."

"Ja klar, schieß los", sagte Luan, der gespannt zuhörte. "Ich nehme an, dass deine Frau alles hat, was ihr Herz begehrt" "Stimmt", erwiderte er. "Und da ich hier seit einiger Zeit arbeite, konnte ich beobachten, dass du sehr viel arbeitest", fuhr ich fort. Er nickte. "Armonda kommt dich demnach ab und zu im Büro besuchen, nur um kurz Zeit mit dir zu verbringen." Luan dachte nach und realisierte, worauf ich hinauswollte. "Sie braucht nichts Materielles, Luan. Sie braucht Zeit mit dir. Mit ihrem Mann." Luans Blick veränderte sich. Ich hatte wohl direkt ins Schwarze getroffen. "Du hast Recht. Du hast vollkommen Recht", sagte er nun.
"Wie wäre es mit etwas Entspannung? Ein Wellness-Wochenende nur für euch beide." Ich lächelte ihn an und er lächelte ebenfalls breit. "Sie ist wirklich eine tolle Frau, Luan. Und ich finde es schön, wie du sie überraschen möchtest. Solche Männer gibt es nicht oft", sagte ich. "Ich liebe sie mehr als alles andere und sie hat alles verdient, was ich ihr bieten kann und sogar noch mehr", fügte er hinzu. Ich war so gerührt von seinen Worten. Ein Mann, der aufrichtig liebte, berührte mein Herz ins Unendliche.

Luan erhob sich nun und zog mich in eine feste Umarmung. "Du bist echt die Beste, Liya, Danke", sagte er, bevor ich vor Angst erstarrte.

Keine Umarmung. Bitte keine Umarmung.

Die Tür öffnete sich plötzlich, als ich Arians Stimme vernahm. "Luan, lass sie los. Sofort", schrie er nun. Luan ließ mich ohne zu Zögern los und schaute schockiert zu Arian, dann zu mir. "Spinnst du? Ich bin verheiratet, du Idiot", rief er Arian zurück. Doch Arian wusste, dass es wegen was anderem war. Ich atmete aus, als ich realisierte, dass nichts passiert war. Luan stand immer noch total verwirrt da, als Arian einige Schritte auf uns zukam. "Liya?" sagte er leise. Er war selbst schockiert, genauso wie ich. "Könnt ihr mich mal bitte hier aufklären?" Luan schien nichts mehr zu verstehen. Arians Mundwinkel schossen nach oben. Er lächelte mich an. "Liya, du hast keine Panikattacke bekommen." Ich schaute ihn ebenfalls an, wusste nicht, ob ich lachen oder weinen sollte. "Ich glaube... ich glaube, ja."

"Panikattacke?" Luan schaute verwirrt zwischen uns hin und her. "Ich bekomme ab und zu Panikattacken", begann ich, um Luan endlich aufzuklären. "In der Regel lösen Berührungen, insbesondere Umarmungen, so etwas bei mir aus." Luan runzelte die Stirn. "Bin ich so etwas wie ein Heiler? Ich meine, bei mir ist ja nichts passiert", sagte er und lachte. Ich lachte ebenfalls, doch Arian blieb irgendwie ernst. "Ich wollte dir nicht zu nahe treten, Liya. Tut mir ehrlich leid", sagte Luan bedauernd. Ich lächelte ihn an. "Es ist doch nicht schlimm. Es ist gut, sogar sehr gut." "Lässt du uns bitte kurz allein, Luan", unterbrach uns Arian mit fester Stimme. "Natürlich", sagte Luan, bevor er aus dem Büro verschwand.

Ich stand nun da, wie angewurzelt, während Arian mich beobachtete. Zwei Tage lang hatte ich ihn nicht gesehen und jetzt war er wieder da. Er sagte nichts, schaute mich einfach nur an. Dann atmete er laut aus und kam einige Schritte auf mich zu. Ich bewegte mich immer noch nicht. "Wie geht es dir?" fragte er mich plötzlich. "Ehm, gut?" erwiderte ich. "Ich war zwei Tage nicht da." Ich hob die Augenbraue. "Echt, ist mir gar nicht aufgefallen." Arian lachte daraufhin.

Loved Back To Life-2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt