20 | anonymous

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Noch völlig verschlafen startete ich meinen Computer im Büro. Mit einer Tasse Kaffee bewaffnet begann ich meinen Tag. Ich loggte mich in meine Programme ein und erledigte die üblichen Aufgaben am Morgen. Als ich meine E-Mails aktualisierte, erinnerte ich mich an meinen gestrigen Entwurf. Vielleicht sollte ich ihn jetzt abschicken. Und das tat ich auch. Ich konnte nicht genau sagen, warum diese unbekannte Person mein Interesse geweckt hatte. Nicht auf eine emotionale, sondern rein platonische Weise. Es beschäftigte mich, warum er oder sie nicht persönlich in meiner Praxis erscheinen wollte. Das würde die Kommunikation sicherlich erleichtern. Durch Mimik und Gestik lese ich normalerweise viel aus meinen Klienten heraus, besonders wenn sie lügen. Deshalb wusste ich auch, dass Amando mir ins Gesicht gelogen hatte.

Während ich meine Bankkonten überprüfte, wurde ich aufmerksam, als ein Zahlungseingang von 30.000 Euro auftauchte. Der Absender war unbekannt, aber er hinterließ einen Verwendungszweck: "Danke für deine E-Mails".

Das konnte doch nicht wahr sein! Das konnte ich unmöglich annehmen. Gerade als ich versuchte, das Geld zurückzubuchen, erschien eine Fehlermeldung: "Dieses Konto existiert nicht". Was sollte das? War das ein schlechter Scherz?

Ich konnte das nicht einfach so hinnehmen. Entschlossen schrieb ich ihm eine weitere E-Mail.

"Guten Tag,

ich schätze Ihre Großzügigkeit, aber die überwiesene Summe erscheint mir übertrieben. Bitte ziehen Sie die Buchung zurück, da dies nicht meinen auf der Website angegebenen Preisen entspricht. Ich danke Ihnen für Ihr Verständnis, aber ich kann diese hohe Summe nicht annehmen.

Mit freundlichen Grüßen,

Liya Reece"

Zack, und senden.

Ich erledigte nun all meine Arbeit, als es bereits 19 Uhr war. Ich packte gerade meine Sachen zusammen, als plötzlich eine Mail einging. Von dem Unbekannten.

"Hallo Frau Reece,

Zu Ihrer Frage: Ich kann Ihnen sagen, dass das nicht nur ein Gedanke ist, sondern ein Fakt. Dass ich mein Leben ruiniert habe, ist genauso offensichtlich wie die Lüge über die Existenz des Weihnachtsmannes.

Ich wurde hintergangen und habe dadurch mehrere Menschenleben zerstört. Eines ganz besonders. Und dafür werde ich mir bis auf Ewigkeit nicht verzeihen können.

Ich denke, Sie sind sich Ihrer Fähigkeiten nicht bewusst. Jeder Cent, den ich Ihnen überwiesen habe, war es wert, und ich bitte darum, dass Sie nicht noch einmal erwähnen, das Geld zurückzubuchen.

Mit freundlichen Grüßen,

Unbekannt"

Ich ertappte mich dabei, wie ich auf das Display lächelte. Das Kompliment des Unbekannten schmeichelte mir. Natürlich bin ich mir meiner Fähigkeiten als Therapeutin noch nicht vollkommen sicher, besonders da ich noch relativ frisch in dieser Branche bin. Erfahrung kommt mit der Zeit, und diese Mail-Therapie eröffnet mir neue Perspektiven.

Leider war Arian immer noch nicht von seiner Geschäftsreise zurückgekehrt. Wir hielten den Kontakt natürlich durch tägliche SMS aufrecht, aber seine Abwesenheit machte sich auf eine gewisse Weise bemerkbar. Ich hatte mich an seine Anwesenheit gewöhnt und genoss die Zeit, die wir gemeinsam verbrachten.

Nach der Arbeit hatte ich mich mit Alaya verabredet. Wir wollten in einer Bar etwas trinken gehen, was wir schon lange nicht mehr gemacht hatten.

Während wir unterwegs waren, spürte ich, wie sie mich von der Seite beobachtete. "Was ist los?" fragte ich. "Du bist schon so eine Granate", sagte sie und lachte. "Erzähl mir etwas, das ich nicht weiß", fügte ich hinzu und hob eine Augenbraue. "Oh mein Gott, du bist doch hässlich."

Loved Back To Life-2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt