Sechzehntes Kapitel

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Draco POV:
Draußen war es dunkel geworden. Evelyn war jetzt schon seit Stunden zu Hause. Doch ich saß immer noch hier, ich musste diese Anträge noch fertig bekommen.

Ich seufzte erneut.
Auch wenn es schön zu sehen war, dass die Zauberer mit den anderen Zauberwesen endlich einen besseren Umgang hatten, waren es nur noch mehr Köpfe, um die sich das Ministerium kümmern musste.

Nach Voldemorts dunkler Herrschaft hatten sich die meisten eher auf ihre Leute konzentriert, eine ganze Weile lag noch Misstrauen in der Luft. Dies hatte sich schließlich gelegt, aber nun wollten alle das beste für ihr Volk. Doch das Ministerium hatte eine Menge zum Wiederaufbauen. Und der Minister verstand anscheinend nicht viel von Zahlen und Geldern, wenn ich mir die Geldlage anschaute. Ich versuchte jeden Antrag - wenn er den sinnvoll war, zu genehmigen, aber mittlerweile waren es zu viele.

Zusätzlich arbeiteten die Auroren rund um die Uhr, um diesen neuen Wahnsinn zu stoppen, wodurch es dort wesentlich mehr Ausgaben gab. Doch daran würde ich auf keinen Fall etwas ändern. Wir brauchten sie.

Auch wenn ich es nur ungern zugab, wir brauchten die Auroren, wir brauchten Potter. Seine Existenz war nicht mehr so schrecklich wie in Hogwarts, aber Freunde würden wir nie werden. Und das war auch gut so.
Dennoch waren er und seine Freunde jetzt unsere Hoffnung. Hoffnung auf Frieden.

Ich blickte von dem Stapel Pergamente hoch. Es war komplett still in meinem Büro. Doch ich war der Meinung, etwas gehört gehabt zu haben.
Ich schüttelte den Kopf. Vielleicht wurde ich jetzt auch schon paranoid.

Oder auch nicht. Die Türklinke meiner Tür bewegte sich nach unten. Ich zückte meinen Zauberstab und stellte mich hinter meinem Schreibtisch aufrecht hin. Sollten die Todesser es tatsächlich hier herein geschafft haben, würde ich gleich jeden erdenklichen Fluch auf sie hetzen.

Doch in dem Türrahmen erschien keine maskierte Person.

Cecilia stand da - zitternd, Tränen rannten über ihr Gesicht.
„Hey Kleine. Was machst du denn hier?", ich lief auf zu sie und kniete mich vor ihr hin. Sie schniefte.
Mummy ist weg."

Alles in mir gefror. Nein. Nein. Nein. Ich nahm ihre kleine Hand.
„Cecilia, was genau ist passiert?"
„Mummy hatte was vom Einkaufen vergessen und wollte nochmal los. Das macht sie manchmal, das dauert nicht lange. Ich hab gewartet, aber sie kam nicht wieder", versuchte sie tapfer zu erklären, während immer mehr Tränen über ihr Gesicht liefen.

Mir war sofort klar, wer dafür verantwortlich war.
„Dann hab ich Angst bekommen und Mummy sagt immer, du arbeitest so viel. Ich habe gehofft, du bist hier." Sie hielt meine Hand ganz fest.

Ich wischte ihr die Tränen aus dem Gesicht und zog sie in eine Umarmung. Mein Herz war schwer wie Blei.
„Das hast du gut gemacht, Kleine", rang ich mir ein Lächeln ab.

Dann nahm ich sie auf den Arm, während ich in der anderen Hand meinen Zauberstab hielt. Die Auroren waren da, sie würden Silver finden und alles würde wieder gut werden. Richtig?

Schnellen Schrittes lief ich zu den Fahrstühlen. 2. Stock und langsam setzte sich das Ding in Bewegung. Für mich viel zu langsam, die müssten auch mal verbessert werden.

Cecilia klammerte sich an mir fest, ihre großen Augen ruhten auf mir.
„Wie bist du überhaupt hierhergekommen?" „Flohpulver." Sie zeigte mir die leicht dreckigen Innenflächen ihrer Hände.
„Unser Haus hat mal einer Hexe gehört und im Keller gibt es einen Kamin. Mummy benutzt den manchmal", flüsterte sie weiter.
Ich drückte sie an mich.
„Das war wirklich sehr gut, Kleine."

Endlich kamen wir zum Stehen. Ich lief zum Büro der Auroren, stieß die Tür mit einem heftigen Schwung auf und wurde von altbekannten Gesichtern angeschaut. Natürlich.

Das hochgelobte, allseits beliebte Trio war im Dienst. Wie eine Herde Trolle standen sie da, mit offenen Mündern und drei Augenpaare wanderten immer wieder hin und her zwischen mir und Cecilia.

„Meine Mummy ist weg", piepste diese. Keiner von ihnen reagierte.
„Silver ist verschwunden und ihr müsste sie finden", setzte ich lauter hinterher.

Der Lockenkopf war die Erste, welche sich wieder fing. Sie kam auf uns zu, wobei ihr Blick nur auf Cecilia lag, ich schien nicht anwesend zu sein.
„Du bist Eves Tochter?", kam es schließlich ganz erstaunt von ihr.
Die Kleine auf meinem Arm nickte zaghaft.

„Ich bin Hermine, deine Mum und ich waren befreundet, während wir in Hogwarts waren", lächelte Granger. Oder Weasley - was auch immer.
„Wie wäre es, wenn wir uns in der Küche eine heiße Schokolade machen und die Jungs können sich unterhalten?"
Etwas unsicher schaute Cecilia mich erwartungsvoll an.

Die Brünette hatte recht, so wäre es am einfachsten und die Kleine musste ja nicht alles mitbekommen. Ich wusste, bei ihr würde sie in guten Händen sein und dennoch sträubte sich alles in mir, dieser Bitte nachzugehen. Es war dumm, aber ich wollte sie nicht gehen lassen. Doch es wäre das Beste für sie.
„Ich bin gleich wieder da", nickte ich ihr zu.

Dann setzte ich Cecilia auf dem Boden ab, Hermine streckte ihr sogleich die Hand aus und gemeinsam liefen sie zu dem anliegenden Zimmer.

Ich überwand die letzten Schritte zwischen mir und Potter. Weasley stand immer noch da und schaute mich mit seinem dümmlichen Blick an.
„Ich bin mir sicher, die Todesser haben Silver entführt. Ihr müsst sie finden", erklärte ich die Situation erneut mit mehr Druck. Potter rückte seine Brille zurecht.
„Was genau ist denn passiert?" „Sie wollte nochmal etwas einkaufen, kam nicht wieder, die Kleine hat Angst bekommen und hat mich aufgesucht", gab ich die Kurzfassung von mir.

„Und Silver ist wirklich nicht zu Hause? Ich meine, sie ist ein kleines Kind. Vielleicht hat sie die Situat-" „Sie würde niemals ihre Tochter unnötig lange alleine lassen. Und sie ist vielleicht ein Kind, aber für ihr Alter ausgesprochen reif", unterbrach ich Weasley scharf. Wie konnte so etwas unfähiges Auror werden?

„Okay. Angenommen, sie wurde entführt - die Todesser könnten überall mit ihr sein", drängt Potter sich zwischen uns.
„Wir haben heute zwar eine verdächtige Person festgenommen, aber sie sind schlau und haben ihm kaum etwas gesagt. Er hat uns eventuelle Aufenthaltsorte genannt, aber bis jetzt haben wir zwei überprüft und die waren ohne jeglichen Erfolg."

Ich schnaubte. Wut machte sich in mir breit und die Angst, Evelyn nicht helfen zu können. Das durfte einfach nicht wahr sein.
„Dann sucht die anderen Orte ab. Benachrichtigt jeden Auror, alle sollen sofort den Dienst antreten. Ihr müsst sie finden . . Bitte Potter", ich konnte die Verzweiflung nicht länger unterdrücken. Es war demütigend, so vor ihm zu stehen, aber meine Sorge um Evelyn wurde mit jeder Sekunde unerträglicher.

„Wir werden sie finden, versprochen", nickt er schließlich. Weasley schickte er in das große Büro neben uns, die Anderen einweisen.
„Du bleibst mit Hermine bei dem Mädchen. Das Büro hier ist der sicherste Ort." Diesmal nickte ich.

Zwar passte es mir nicht wirklich, einfach hier zu sitzen und zu warten, aber würde ich bei den Todessern auftauchen, würde es nur noch mehr Probleme geben. Wahrscheinlich wäre Evelyn dann nur noch mehr in Gefahr. Und ich konnte ihr am besten helfen, wenn ich mich um Cecilia kümmerte.
Außerdem hatte ich es der Kleinen versprochen, sie nicht alleine zu lassen.
Ich drehte mich zum Gehen um, als Potters Stimme mich stoppte.
„Malfoy, das wird. Wir finden sie", dann verschwand auch er in dem Büro.

Ich trat in die kleine Küche ein, wo der Lockenkopf über Hogwarts sprach. Was auch sonst, schließlich war es Cecilias Lieblingsthema. Gespannt hörte sie ihr zu.
Doch als sie mich erblickte, sprang sie von dem Stuhl auf und kam auf mich zu.

Ich nahm sie hoch, setzte mich ebenfalls an den kleinen Tisch und platzierte sie auf meinem Schoß. Sofort kuschelte sie sich an mich, ihre kleinen Hände hielten mein Jackett fest umschlossen.
„Es wird alles wieder gut", flüsterte ich ihr zu. Kaum merkbar nickte sie.

Ich blickte auf und Gran- Weasleys Blick lag auf mir. Sie wusste es.
Sie alle wussten es, selbst bei dem Trottel, welchen sie geheiratet hatte, hatte es Klick gemacht. Sie schaute von Cecilia zu mir und zog eine Augenbraue hoch.
Ich nickte, legte jedoch einen Finger auf den Mund. Dies war nicht der richtige Moment um zu reden, vor allem wäre es zu viel auf einmal für die Kleine.
Und im Moment hatten wir größere Probleme.

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