Siebzehntes Kapitel

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Evelyn POV:
Langsam legte sich die dunkle Wolke in meinem Kopf. Ich fasste mir gegen die Stirn, alles brummte und mein Körper schmerzte. Ich blinzelte ein paar Mal, ehe ich mich an die Dunkelheit gewöhnen konnte.
Der Boden war hart, es war kalt und roch leicht muffig. Wo zur Hölle war ich?

Vor mir erkannte ich eine Gittertür, durch dessen Stäbe ein Hauch von Licht fiel. Die Fackel war weiter hinten in dem Flur. Dahinter konnte ich eine weitere Tür erkennen.

Hastig suchte ich nach meinem Zauberstab. Aber er war weg. Scheiße.
Ich versuchte mich zu erinnern.

Wir waren dabei das Abendessen vorzubereiten, als mir auffiel, dass wir keine Tomaten mehr hatten. Es gab in der Nähe einen kleinen Laden, zu welchem ich mich auf den Weg machte. Cecilia wollte nicht mitkommen.
Während ich lief, überkam mich auf einmal ein seltsames Gefühl. Mein Körper gehorchte mir nicht mehr, ich konnte nicht einen Schritt weiter machen. Es war, als würde man mich selbst in eine Ecke in meinem Kopf sperren - unfähig weiterhin die Kontrolle haben zu können.

Ich versuchte dagegen anzukämpfen, aber ohne Erfolg. Mein Körper bewegte sich wie automatisch in eine dunkle Nebengasse. Und dann wurde alles gänzlich schwarz. Keine Erinnerung, kein Nichts. Im nächsten Moment war ich hier wach geworden.

Ich erhob mich von dem kalten Boden und rüttelte an der Tür. Natürlich ließ sie sich nicht öffnen. Verdammt.
Ich lief ein paar Runden im Kreis. Das durfte doch nicht wahr sein, ich musste einen Weg hinausfinden. Cecilia war ganz alleine und ich hatte keine Ahnung, wie viel Zeit seit dem vergangen war.

Meine Gedanken wurden von einem lauten Knarren unterbrochen. Die Tür am anderen Ende öffnete sich und eine Person, komplett in Schwarz gehüllt, trat in den Türrahmen. Im Schein der Fackel leuchtete sein Gesicht kurz Silber auf.
Ich wich einen Schritt nach hinten. Ein Todesser.

„Incarcerus." Das Seil kam auf mich zu und umschlang mich. Meine Arme wurden eng gegen meinen Körper gepresst. Jeder Versuch, mich irgendwie zu befreien, ließ das Seil nur noch enger werden.
Die Gittertür wurde ebenfalls geöffnet.

„Guten Abend Miss Silver", ertönte eine dunkle gehässige Stimme.

Am liebsten hätte ich ihm eine Beleidigung gegen den Kopf geschmettert, aber tatsächlich schnürte mir die Angst die Kehle zu. Was wollten sie nur von mir?

Ganz nah vor mir kam er zum Stehen.
„Der Boss freut sich schon, Sie kennenzulernen." Es folgte ein kaltes Lachen. Dann packte er meinen Oberarm und zog mich hinter sich her. Es folgten ein paar Treppen, bis wir in einem großen Raum zum Stehen kamen.

Ein weiterer, in Schwarz gekleideter und verhüllter Mann betrat den Raum. Ich reckte meinen Kopf in die Höhe und versuchte ihn möglichst Hasserfüllt anzuschauen. Sie durften die Angst nicht sehen, welche sich langsam durch meine Knochen fraß. Diese Leute waren wie Haie, leckten sie erst einmal Blut, war es zu spät.

„Tz tz . . Was soll denn das grimmige Gesicht?", seine Stimme war ebenfalls tief, aber hatte einen mehr gebildeten Unterton.
Wahrscheinlich wusste er, wie er Menschen manipulierte und die Macht nutzte, welche er sich mit seinem Gefolge verschaffen hatte.

„Wieso bin ich hier?", presste ich hervor.

Langsam kam er auf mich zu, griff in seine Brusttasche und holte ein kleines Stück Pergament hervor. Er hielt es mir vor die Nase. Ich hatte Mühe, meine abwertende Maske aufrecht zu halten. Es war nicht nur ein einfaches Pergament, es war ein
Bild - von uns. Man erkannte das kleine Café, welches wir verließen und für einen kurzen Moment davor standen. Draco, Cecilia und ich.

Mein Herz raste wie verrückt. Woher wussten sie davon? Dass wir dort waren, dass es uns überhaupt gab. Es musste alles ein schrecklicher Alptraum sein.

„Wir haben euch beobachtet. Als dieses Kind in Malfoys Leben auftauchte, dachte wir, wir hätten das perfekte Ziel. Doch dann war sie wieder verschwunden. Also mussten wir zuerst herausfinden, zu wem sie gehört", er drehte das Bild zu sich und begutachtete es erneut.
„Die Ähnlichkeit ist unverwechselbar, nicht wahr?" Ein weiteres kaltes, herzloses Lachen erfüllte den Raum.

„Dann haben wir dich gefunden, Evelyn. Wir haben dich beobachtet, deinen Alltag, deine Abläufe. Wir nutzten die Ratten, um dein Kind in die Hände zu bekommen. Doch diese Muggel machten es uns nicht wirklich . . einfach."
Langsam lief er vor mir auf und ab, bei jedem seiner Worte studierte er meine Reaktion genauestens. Alles in mir schrie nach blanker Panik.
Doch ich durfte mir nichts anmerken lassen, das war genau das, was er wollte.

„Und dann . . dann kam dieser wundervolle Moment", er wedelte mit dem Bild herum.

„Wir interessieren uns nur für Malfoy. Aber, seit dem wir sein Elternhaus angegriffen haben, ist er überaus vorsichtig geworden. Aber sieh dir nur an, wie er dich anschaut. Wie er das Kind anschaut", er erfasste mein Kinn, presste seine Finger in meinen Unterkiefer und richtete mein Blick erneut auf das Bild.
„Du wirst uns Zugang zu Malfoy verschaffen. Er wird alles tun, um dich zu retten und deinen Platz einnehmen, damit dir nichts geschieht. Und du wirst alles tun, was wir verlangen. Du willst doch nicht, dass deiner kleinen Tochter etwas passiert, oder?"

Geschockt sah ich ihn an. Das konnte er nicht - er durfte nicht.
Er ließ mein Kinn los und wandte sich an zwei weitere vermummte Gestalten hinter ihm. „Holt das Kind."

Ich sah die Männer vor uns verschwinden.
„NEIN", schrie ich panisch. Meine Stimme zitterte und allmählich sammelten sich Tränen in meinen Augen.
„Das könnt ihr nicht tun, sie ist doch noch ein Kind. Sie hat mit alldem nichts zu tun, bitte", flehte ich ihn an. Die erste Träne rollte über mein Gesicht.

Abermals kam er auf mich zu. Diesmal hielt er mir meinen Zauberstab vor die Nase.
„Bring uns Malfoy hier her und dem Kind wird nichts passieren. Dafür gebe ich dir sogar mein Wort", lachte er zynisch auf.
Das Seil um meinen Oberkörper wurde locker und fiel zu Boden.
„Es hängt alleine von dir ab, was passieren wird. Keine Hilfe. Keine Auroren. Du hast 30 Minuten Zeit und dann will ich diesen Verräter hier haben. Haben wir uns verstanden?", seine tiefe Stimme war so nah vor meinem Gesicht, ich hatte das Gefühl, die gesamte Welt brach um mich herum ein.

Ich konnte Draco nicht an diese Leute ausliefern, sie würden ihm schreckliche Dinge antun. Doch ich konnte auch nicht zulassen, dass sie meiner Tochter etwas antaten. Cecilia war mein Leben, mein Goldschatz.
Sobald sie uns gehen ließen, könnte ich den Auroren Bescheid geben und vielleicht würde Draco dann noch am Leben sein. Vielleicht.

Ich hatte keine andere Wahl. Langsam nickte ich und nahm ihm meinen Zauberstab ab. Der Todesser neben mir fing an zu Lachen, in welches er mit einfiel.
„Also dann Miss Silver, wir warten." Seine dunklen Augen durchbohrten mich.
„Ich will stark hoffen, dass wir niemandem erzählen müssen, dass Mummy sich verspätet."

Am liebsten hätte ich mich auf der Stelle übergeben. Ich wusste nicht einmal, wo Malfoy wohnte oder wie ich ihn um diese Uhrzeit finden sollte. Diese Aufgabe war schlichtweg unmöglich.

Auf einmal gab es einen lauten Knall. Es folgte eine riesige Explosion und eine Menge Geschrei. Der Todesser, welcher immer noch neben mir stand, wurde in Sekundenschnelle gelähmt. Der Andere duellierte sich mit einer der aufgetauchten Personen, ehe er disapparierte. Mehrere Schreie kamen aus den anderen Zimmern. Mit erhobenem Zauberstab stand ich einfach da.

Der Rauch legte sich und vor mir erkannte ich Harry Potter und Ronald Weasley. Sie trugen ihre Auroren Uniformen. Keine Auroren hallte es in meinem Kopf.
Wie versteinert blickte ich die beiden an. Mit zittriger Hand richtete ich meinen Zauberstab auf sie. Wenn ich schnell genug war, könnte ich sie beide ausschalten.

Auch sie standen kampfbereit da.
„Lass den Zauberstab sinken Silver", kam es von dem Rothaarigen.

Verzweifelte schaute ich zu ihnen. Ein Todesser war geflohen, zwei von ihnen waren auf dem Weg zu meiner Tochter. Würde ich mich jetzt ergeben, würde sie ihr etwas antun. Das konnte ich nicht zulassen - das würde ich nicht, niemals.

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