Ich konnte hören, wie Draco die Tür schloss. Für einen Moment herrschte Stille in dem Raum. Ich wusste, er war hinter mir, ich konnte seinen besorgten Blick auf mir spüren.
„Du solltest dich auch ausruhen", seine Stimme war leise und so weich, es zerriss mich nur noch mehr. Ich gab keine Reaktion von mir.
Plötzlich berührte seine Hand meinen Oberarm, was mich zusammenzucken ließ. Mit Tränen erfüllten Augen schaute ich zu ihm auf.
„Es ist vorbei, Evelyn. Es ist alles wieder gut", seine grauen Augen trugen so viel Sorge in sich, mir wurde ganz schlecht.
„Gar nichts ist gut", entwich es mir gereizter, als ich es wollte.Ich nahm Abstand von ihm und lief einige Schritte hin und her. Er war so nett, so liebevoll und besorgt - dabei hätte ich ihn an die Todesser ausgeliefert.
Ich hatte keine Wahl. Es wäre sein Ende gewesen und ich hätte Schuld daran.„Sie haben gesagt, sie holen Cecilia. Sie haben gesagt, sie wollen nur dich. Es wäre wie ein Tausch. Du gegen sie", meine Stimme brach und die Tränen bahnten sich ihren Weg über mein Gesicht. Ich fühlte mich elendig und falsch.
„Und ich war bereit, es zu tun", flüsterte ich kaum hörbar.Ich drehte mich von ihm weg, ich konnte ihm einfach nicht in die Augen schauen. Wollte nicht sehen, wie sehr ihn meine Worte verletzten.
Doch erneut kam er auf mich zu und zog mich in eine Umarmung. Er strahlte so viel Ruhe und Geborgenheit aus.
„Du hast das getan, was jede Mutter tun würde", flüsterte er gegen mein Haar.Ich ließ meinen Kopf gegen seine Schulter sinken und ein leises Schluchzen entwich mir. Er hielt mich fest und war einfach nur da.
„Ich kann es verstehen. Und . .", er atmete tief aus. „Und lieber soll mir etwas geschehen, als der Kleinen. Oder dir." Traurig schaute ich ihn an.
Sein Blick war ebenfalls traurig, doch er lächelte. Wenn auch nur ein kleines, zaghaftes Lächeln.„Aber es wäre nicht richtig", schüttelte ich leicht den Kopf.
„Nichts, was diese Leute tun, ist richtig." Mit Schmerz und Reue in seinem Blick schaute er in das geräumige Wohnzimmer hinein.
„Es hat eine lange Zeit gedauert, bis ich das verstanden haben", seine Stimme war kaum ein Flüstern. Dass er seine Entscheidungen einmal so sehr bereuen würde, zeigte, was für ein gutes Herz er hatte - tief versteckt unter all der Arroganz und dem Hass.„Danke. Danke für alles", ich vergrub mein Gesicht in seiner Schulter und umarmte ihn. Wir waren so eng beieinander, ich konnte sein immer schneller werdenden Herzschlag spüren. Er erwiderte die Umarmung und so standen wir einen Moment einfach da.
Nur wir zwei. Gemeinsam.
„Lass uns morgen über alles reden. Es ist spät und etwas Ruhe wird uns guttun."
Die Zeit war gekommen. Und es war mehr als überfällig. Meine Gedanken formten sofort einen Wunsch - eine Zukunft zu Dritt. Eine kleine Familie.Wir wünschten uns eine gute Nacht, Draco verschwand in seinem Schlafzimmer und ich betrat das Gästezimmer. Cecilia schlief weiterhin tief und fest. Obwohl das Bett riesig war und sie noch ein kleiner Mensch, nahm sie ziemlich viel Platz ein. Ich musste schmunzeln. Diese Eigenschaft hatte sie definitiv von mir. Zu gerne schlief ich ebenfalls quer im Bett.
Und zum ersten Mal freute ich mich auf den morgigen Tag und das Gespräch mit Draco. Ich hatte keine Angst davor oder das Bedürfnis wegzurennen.
Alles würde gut werden.* * * *
Draco POV:
Jemand rüttelte mich aus dem Schlaf. Noch ziemlich müde öffnete ich mürrisch meine Augen. Die Person konnte sich auf etwas gefasst machen.Doch auf meinem Bett saß Cecilia und blickte mich mit großen Augen an.
„Draco, mir ist langweilig", piepste sie.
Ich fuhr mir mit der Hand über das Gesicht. Es war noch viel zu früh.
„Ist deine Mum schon wach?", gähnte ich ausgiebig.Die Kleine schüttelte den Kopf.
„Sie hat gesagt ich darf den Fernseher einschalten, wenn sie noch schläft, aber du hast keinen." Ich hatte keine Ahnung, wovon sie sprach. Ich seufzte.
„Wie wäre es erst einmal mit Frühstück?" „Jaaa", jubelte sie los.
Somit machten wir uns auf den Weg zur Küche.Ich ließ Teller und Tassen auf den Tisch fliegen, was sie immer noch in großes Staunen versetzte. Es gab Toast mit Marmelade.
Auch wenn ich lieber weiterhin im Bett liegen würde, erfüllte mich dieser Moment mit Freude. Und wie immer, konnte ich ihr weder eine Bitte, noch einen Wunsch abschlagen. Meine kleine Prinzessin.Langsam legte sie ihren Kopf schief und es schien, als würde sie das Essen vergessen.
„Draco, was ist das?", sie zeigte auf meinen Unterarm.
Wie versteinert saß ich da. Ich hatte ganz vergessen, dass ich nur in einem T-Shirt geschlafen hatte und es das erste Mal war, dass ich nichts langärmliges in ihrer Gegenwart anhatte. Mein Magen fühlte sich an, als würde er gleich alles wieder hinausbefördern.„Das ist das dunkle Mal", begann ich leise. Ich wusste nicht wirklich, was ich sagen sollte. Gefühlt wusste die gesamte Zauberwelt, dass ich dieses Mal besaß. Und jeder wusste, was es bedeutete, man musste es nicht erklären. Aber sie war noch ein Kind.
„Weißt du, ich habe damals viele schlechte Entscheidungen getroffen und habe die Welt mit anderen Augen gesehen. Es war nicht so eine schöne Zeit wie jetzt. Und leicht war sie auch nicht. Aber jetzt ist diese Zeit vorbei. Nur das Mal wird für immer ein Teil von mir bleiben, auch wenn es nach und nach verblasst. Aber es wird nie wieder verschwinden."
Ich lächelte ihr schwach zu. Ich wusste überhaupt nicht, was ich machen sollte oder noch sagen könnte. Sie sah mich einfach an, ohne ein Wort zu sagen und diese nicht Reaktion verunsicherte mich.
„Ich mag Schlangen. Auch wenn es etwas böse wirkt. Aber wir können Blumen drüber malen, dann siehst du es nicht mehr", grinste sie mich schließlich an und biss in ihr Toast.
Natürlich war sie sich nicht bewusst, was ihre Frage in mir auslöste, doch ihre kindliche Antwort ließ mich aufatmen. Für sie war ich einfach nur Draco.
Der Typ von Mummys Arbeit, der auf sie aufgepasst hatte, der Typ der mit ihr Eis essen war im Park und der Typ, der zu viel arbeitete und sie deshalb genau wusste, wo sie Hilfe fand. Nur Draco eben.Anschließend räumten wir die Küche auf. Mit großen funkelnden Augen schaute Cecilia zu mir auf. Ich wusste, was nun kam.
„Fliegen wir eine Runde?", die Freude in ihrer Stimme überschlug sich fast.Ich lachte und gemeinsam gingen wir in das Flugzimmer, wie sie es getauft hatte. ‚Eine Runde' ließ die Zeit wie im Flug vergehen und Evelyn war endlich auferstanden.
„CECIE!", mit einem panischen Blick stand sie im Türrahmen und starrte fassungslos zu uns hoch.
„Guck mal Mummy, ich fliege", quietschte die Kleine nur vergnügt und drehte weiter ihre Runden.„Entspann dich, Evelyn", flog ich zu ihr hinab. Für diese Bemerkung erntete ich einen Todesblick. Doch dieser ließ mir nur ein Lächeln entweichen.
„Sie ist ein Naturtalent und ich pass' auf sie auf. Versprochen." Immerhin schien sie damit etwas zufrieden zu sein und ihre Körperhaltung entspannte sich ein wenig.„Ich finde es übrigens erschütternd, dass du ihr nie etwas von Quidditch erzählt hast", ließ ich mich neben ihr nieder.
„Es ist irgendein dämlicher Sport, ziemlich langweilig und im schlimmsten Fall kann eine Menge passieren", raunte sie mir zu, während sie ihre Arme vor der Brust verschränkte.
„Quidditch ist nicht dämlich", platze es aus mir heraus.Mit einer Menge Schwung kam Cecilia auf uns zu geflogen. Sie machte eine abrupte Bremsung vor uns und strahlte über das gesamte Gesicht.
„Ich werde einmal Mannschaftskapitän vom Slytherinteam", verkündigte sie stolz.
Evelyn wurde ein wenig blass um die Nase und fing an, den Kopf zu schütteln.
„Bis dahin hast du ja noch eine Weile Zeit und es gibt viele andere tolle Ämter in Hogwarts."Die Kleine zog nur ihre Augenbraue hoch und schüttelte ebenfalls den Kopf.
„Die sind langweilig. Ich will Quidditch spielen, so wie Draco", und damit drehte sie ihren Besen und schoss durch das Zimmer.
Evelyn seufzte. Während ich nur da stand und vor Stolz fast platzte, es waren die schönsten Worte, welche ich jemals gehört hatte.„Akzeptiere es, eine Malfoy gehört auf den Besen", flüsterte ich ihr zu.
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Hereditas
Fanfiction‚Meine Liebe zu Dir ist Unendlich' Der Krieg ist vorbei. Das Gute hat gesiegt. Und das alltägliche Leben geht weiter. Dies dachte Draco Malfoy zumindest. Doch sein Leben nahm nie richtig Fahrt auf, hatte er sein Herz verloren. Das war so gar nicht M...