Zehntes Kapitel

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Am Abend machte ich auf Wunsch einer jungen Dame Spaghetti und musste danach die Küche erneut aufräumen. Anschließend erklärte sie mir, das sonntags immer Badetag war.

Cecilia kippte die komplette Flasche meines Shampoos in die Badewanne. Als ich das Bad wieder betrat, quoll der Schaum nur so über.
„Upsi", quittierte sie die Situation.

Es war das reinste Chaos und ich musste mich zusammenreißen, nicht lauthals zu Schreien. Doch mit ihrem herzerweichenden Blick konnte ich ihr nicht lange Böse sein. Ich hoffte inständig, sie würde Silver nicht erzählen, was ich ihr alles durchgehen ließ.

Kaum sichtbar durch den vielen Schaum, kicherte sie vor Freude herum.
„Jetzt ist es Zeit fürs Bett." Ich kämmte ihre Haare und gemeinsam räumten wir das Bad auf.

„Erzähl mir noch was von Hogwarts. Bitteeeee", mit großen Augen sah sie mich an. Ich seufzte. Wieso war es so schwer, sich gegen eine Fünfjährige durchzusetzen?
„Ich hab dir doch schon so viel erzählt."
„Du hast ein Jahrbuch", grinsend zog sie mich zu dem Bücherregal, stellte sich auf die Zehenspitzen und zeigte nach Oben.

Wir machten es uns auf der Couch gemütlich, Cecilia kuschelte sich an mich.
Zuerst kamen die Hufflepuffs, danach Ravenclaw und anschließend Gryffindor, welche ich halbherzig in wenigen Sätze erwähnte. Es war das letzte Schuljahr gewesen, in welchem wir unseren Abschluss nachgeholt hatten.

„Da ist deine Mum", ich zeigte auf Silvers Bild. „Mummy sieht so, so hübsch aus", schwärmte die Kleine.
„Ja, das war sie schon immer", flüsterte ich. Erst als ich den Satz beendet hatte, wurde mir bewusst, dass ich ihn gerade laut ausgesprochen hatte.
„Und wo bist du?" Anscheinend hatte sie mich nicht gehört - zum Glück.

„Ich bin ganz oben, ich war Vertrauensschüler von Slytherin." Sie fragte mich noch über einige andere Schüler aus, über die Lehrer und den Unterricht.
„ . . und Zaubertränke wird dir bestimmt auch gefallen. Mein Patenonkel war damals unser Lehrer, er erkannte stets das wahre Potenzial eines Slytherins."

Manchmal vermisste ich Snape tatsächlich. Ich verdankte ihm einiges. Mein Blick fiel auf die Uhr, es war spät geworden, während ich in Erinnerungen hing und erzählte. Doch Cecilia war auch schon eingeschlafen. Noch immer lag sie angekuschelt an meinem Arm. Vorsicht hob ich sie hoch und brachte sie ins Bett.

„Ich werd' dich vermissen Kleine", hauchte ich ihr einen zarten Kuss auf die Stirn.

Wer weiß, ob sie mich nicht vergessen würde, sobald sie wieder mit ihrer Mum vereint war. Natürlich war sie die letzten Tage auf mich fixiert gewesen, ich war die einzige Person in ihrem Umfeld. Ein ganz neues Gefühl machte sich in mir breit. Angst.

Es war nicht solch eine Angst, welche ich früher vor dem dunklen Lord hatte oder bei den Versammlungen. Oder die Angst zu Versagen, den Auftrag nicht zu schaffen und auch nicht die Angst, welche ich stets um meine Mutter hatte. Das alles war immer mit Panik und Unwohlsein gepaart.
Es war eine schreckliche Zeit und etwas, das ich mittlerweile nicht einmal Potter wünschen würde.

Doch die Angst jetzt war reine Angst, als Person nicht gut genug zu sein. Das alles, was ich besaß, was meine Familie besaß, nicht gut genug war und ich es nicht würdig war.
Was, wenn Silver sie nimmt und wieder verschwindet? Untertaucht, so wie sie es vor 6 Jahren tat?

Nicht nur, dass Silver wieder aus meinem Leben verschwinden würde, würde sie diesen kleinen Sonnenschein mitnehmen. Und ich war mir sicher, dies würde mein Untergang sein.
Noch immer liebte ich Silver über alles, sie war so Perfekt wie eh und je.
Und Cecilia - sie war das größte Geschenk, das größte Wunder, welches es in meinem Leben gab. Ich wollte sie nicht verlieren.

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