Achtes Kapitel

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Am nächsten Morgen war die Kleine kaum in Zaum zu halten. Sie weckte mich viel zu früh, hüpfte voller Elan durch die Wohnung und schlang ihr Frühstück nur so runter.

„Draco, hast du auch einen grünen Pullover? Ziehst du den an? Draco, machst du mir die Haare? Draaaaco?"
Es war gerade erst 9 Uhr und ich war schon fix und fertig.

Cecilia trug einen langen dünnen grünen Pullover, der an ihr eher wie ein Kleid aussah. Nun saß sie auf dem kleinen Schrank im Badezimmer und drückte mir ihre Bürste in die Hand.
„Machst du mir einen Dutt?" Ich hatte keine Ahnung was sie meinte.
„So etwas", sie drehte ihre Haare unordentlich zu einem Knäuel auf ihrem Kopf.
„Du musst einen Pferdeschwanz machen. Mit dem Zopfgummi und dann da so drum", sie holte allerlei Sachen aus einem kleinen Kästchen neben sich.

Was hatte das ganze jetzt mit Pferden zu tun? Ich fing an ihre Haare zu bürsten.
„Aua, du ziepst." Sie stellte meine Geduld gewaltig auf die Probe.
„Kannst du das nicht selber machen?" Mit ihrem Herzerweichenden Blick schaute sie mich an und schüttelte den Kopf. Ergeben seufzte ich. Nach einer gefühlten Ewigkeit hatte ich einen hohen Zopf Zustande gebracht.
„Aber da dürfen nicht diese Hubbel sein", sie deutete auf eine Strähne, welche im leichten Bogen Abstand. Also das Ganze von vorne.

Dann war es geschafft. Cecilia schaute in den Spiegel.
„Der ist perfekt", strahlte sie mich an. Merlin sei Dank.
„Bist du schon mal Appariert?" Die Kleine nickte.

Ich nahm sie auf den Arm und wir landeten in meinem Apartment. Ich platzierte sie auf der Couch. „Warte hier." Ich duschte schnell und kramte in meinem Kleiderschrank nach etwas Grünem. Ich fand einen Pullover, der dünn genug war für das Wetter. Dann fiel mein Blick auf einen Korb - verdammt.

Ich hatte Mutter versprochen, ihr einige Kräuter zu besorgen und zu bringen. Noch immer standen sie bei mir herum. Ich schnappte mir den Korb und lief zurück in das Wohnzimmer. Cecilia saß noch immer dort, wo ich sie abgeladen hatte.

„Wir müssen noch schnell etwas erledigen und dann gehen wir deine Mum besuchen, alles klar?"
„Was müssen wir denn machen?", wippte sie mit den Füßen auf und ab.
„Wir müssen diesen Korb zu meiner Mutter bringen." Die Kleine nickte.

Dann hob ich sie wieder hoch und wir apparierten direkt ins Malfoy Manor. Es war immer noch dunkel wie früher und ich spürte, wie Cecilia sich doller festhielt.

Mit schnellen Schritten lief ich in den großen Speisesaal. Dort trafen wir auf meine Mutter. Geschockt blickte sie zwischen uns hin und her.
„Cecilia, das ist meine Mutter", versuchte ich ihren Gesichtsausdruck zu ignorieren. „Hallo", gab sie kleinlaut zurück. „Hal-lo", stotterte Mutter perplex.

Ich setzte sie kurzerhand auf den ersten freien Stuhl, wo sich das Mädchen nicht einen Millimeter rührte. „Hier sind deine Kräuter, Mutter. Tut mir leid, die letzten Tage war viel los", umarmte ich sie. „Ich stell' sie dir in die Küche", verschwand ich schnell in den nächsten Raum.

Doch sie kam hinterher und versperrte den Weg zurück.
„Draco, wer ist dieses Kind und warum sieht sie aus wie du?", flüsterte sie harsch. „Findest du das wirklich?", versuchte ich ihre Frage zu umgehen.

„Draco Lucius Malfoy. Antworte mir sofort."
„Ich arbeite noch daran, in Ordnung? Sobald ich eine klare Antwort habe, melde ich mich", ehe sie etwas erwidern konnte, drückte ich mich an ihr vorbei. Ich nahm Cecilia wieder auf den Arm.
„Wir haben noch einen wichtigen Termin, wir müssen Los."
„Tschüssi Dracos Mummy", fand Cecilia schließlich ihre Stimme wieder.

Und dann waren wir auch schon im St. Mungo.
Von der strengen Heilerin fehlte jede Spur, was mich doch etwas entspannte.

Ich setzte Cecilia ab und öffnete ihr die Tür. Sie quetschte sich durch den ersten kleinen Spalt und rannte los. „MUMMY", jubelte sie durch das gesamte Zimmer. Sofort saß sie auf dem Bett und lag Silver in den Armen. Diese drückte ihre Tochter eng an sich. Ziemlich überflüssig stand ich einfach da.

„Draco hat meine Haare gemacht", grinste die Kleine. Silver schenkt ihr zwar ein Lächeln, doch mich beachtet sie weiterhin nicht.
„Wann kommst du wieder nach Hause?"
„Wenn die Heiler zufrieden sind, bin ich Montag wieder bei dir." Ihre Stimme war leise, doch sie war so voller Liebe und Zuneigung. Diese Frau brachte mich um den Verstand.

„Ist es in Ordnung, wenn ich sie später wieder Abhole?" Zum ersten Mal schaute sie mich direkt an. Ihre Augen hatten schon immer diese kühle Farbe, doch nun wirkten sie weich und sanft. Silver nickte.
Ich verabschiedete mich und kam kurz darauf in einem großen Flur an.

„Blaise!", rief ich durch das Haus. Nach einem kurzen Moment kam mein bester Freund angestapft - nur mit einem Bademantel bekleidet.
„Muss das jetzt sein?" „JA." Mit grimmiger Miene musterte er mich.
Bitte Blaise. Ich brauche deinen Rat." Er atmete laut aus.
„Gib mir 5 Minuten."

Ich nahm in dem großen Salon Platz und wartete geduldig. Mehr oder weniger, er könnte sich auch etwas beeilen. Schließlich kam er endlich durch die Tür hinein, diesmal mit Hose und T-Shirt.
„Ich hoffe, du hast einen verdammt guten Grund Darco."
„Tut mir leid, wenn ich dir die Tour vermasselt habe", zog ich ihn auf.

„Also, was gibt es so Wichtiges?" Blaise ließ sich auf der anderen Couch nieder. Ich räusperte mich. Es war Zeit meine Gedanken laut auszusprechen, was sich jedoch als schwieriger als gedacht erwies.
„Ich mach' es ganz kurz und knapp. Du kennst doch noch Silver, aus unserem Jahrgang." „Die Eiskönigin von Slytherin." Ich nickte.
„Eventuell hab ich damals ein . . bisschen . . Unbedacht gehandelt."

Jetzt hatte ich seine volle Aufmerksamkeit. Es gab kein Zurück mehr.
„Sie war betrunken. Ich wollte sie lediglich zu ihrem Schlafsaal bringen und . . vielleicht haben wir . . miteinander geschlafen", ich schloss meine Augen.
Blaise hatte es oft bei ihr versucht und immer ließ sie ihn abblitzen, ich wollte seine Reaktion gar nicht wissen.
DU hast die Eiskönigin geknallt?", rief er laut. Dann fing er an zu Lachen.
„Oh Draco, das hättest du mir wesentlich früher Erzählen sollen."

Wenn es um Frauen ging, war er noch immer der aufreißende Teenager von Früher. Irritiert schaute er mich an, da ich nicht in seinem Beifall mit Einklang.
„Das ist 6 Jahre her. Dann ist sie verschwunden und nun ist sie auf einmal wieder aufgetaucht. Mit einer Tochter. Sie ist 5."
Diesmal fiel ihm die Kinnlade hinunter. Dann schüttelte er den Kopf.

„Sag mir jetzt nicht, du hast bei einem Mal in's Schwarze getroffen", kam es heiser von ihm. Doch ich nickte nur. Blaise schlug die Hände über dem Kopf zusammen.
„Man Draco, verarsch mich nicht. Bist du dir wirklich sicher, das ist dein Kind?"
„Es passt perfekt. Sie hat Haarsträhnen, die sind so hell wie meine Haare. Sie hat meine Augen. Und Mutter meinte, sie sieht aus wie ich."

„Du bist zu deiner Mutter mit ihr?", schockiert blickte mich mein bester Freund an.
„Ich sollte ihr was vorbeibringen und hatte die Kleine dabei. Ich hab nicht nachgedacht, okay?!", ich vergrub mein Gesicht in meinen Händen.
Die Kleine, ja?" Ich brauchte ihn nicht anzuschauen um zu wissen, dass er ein dümmliches Grinsen auf dem Gesicht hatte.
„Okay. Gut. Und wie genau soll ich dir jetzt helfen?"

Ahnungslos zuckte ich mit den Schultern.
„Soll ich jemanden organisieren, um sie loszuwerden?", lachte er.
„Bei Salazar, Blaise. Natürlich nicht." Fassungslos schaute ich ihn an.
„Ich muss auf sie aufpassen, bis Silver aus dem St. Mungo entlassen wird. Und dann . . Keine Ahnung, was dann. Ich mag sie. Beide."

Ich hatte wirklich die Hoffnung gehabt, Blaise könnte mir irgendwie Helfen. Mir eine Idee geben oder einen Ansatz, doch meine Zeit hier war reine Verschwendung.
„Gewinn das Herz der Kleinen und dann kriegst du die Große auch rum. Sie sollte sich schon mal Glücklich mit dir schätzen, dass du überhaupt auf ihre Tochter aufpasst. War ja nicht so, als konntet ihr euch Leiden in der Schulzeit."

„Und wie soll ich das Anstellen? Silver verabscheut mich noch immer."
„Oh Draco." Wieder lachte er auf. Immerhin einer von uns amüsierte sich.
„Du hast sie damals gevögelt, also lass diesmal den Charmeur raus und zeig ihr, was für ein Romantiker du sein kannst."

Blaise hatte leicht Reden. Ihm war auch nie ein Mädchen untergekommen, für das er aufrichtige Gefühle hatte und sich in ihrer Gegenwart wie ein Trottel verhielt. Es brauchte nur einen liebevollen Blick von Silver und ich konnte nicht mehr zwischen oben und unten unterscheiden.

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