KAPITEL 16| VALENTIN

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                          CLÉMENCE

Meine Hand bewegt sich hin und her und mein Spiegel glänzt wie neu. Ich wusste nicht, was ich machen soll. Dann habe ich mich dazu entschieden, mein Zimmer zu putzen. Hier bin ich gleich fertig, dann werde ich noch Enrics Zimmer sauber machen. Ich wische noch die Ränder vom Spiegel ab und gehe dann in Enrics Zimmer. Ich wische die Nachtkommoden auf beide Seiten gründlich ab. Weil Enric nicht vieles im Zimmer hat, habe ich auch nicht vieles zu wischen. Ich mache an seinem Bett weiter, was nach Ihm riecht. Ich weiß nicht, wie das sein kann, aber in seinem Bett kann ich sehr gut schlafen. Es ist sehr gemütlich und wirkt auf mich sehr beruhigend. Es liegt doch nur an ihm. Höre ich meine eigene Stimme und schaue verwirrt nach oben. Ich schüttele meinen Kopf und gehe in sein Ankleidezimmer rein. Meine Augen huschen einmal überall hin. Mir kommen Erinnerungen hoch, an die ich nicht zurückdenken möchte, aber nicht verhindern kann.

Er hatte mich rausgeschmissen, weil ich nicht angeklopft hatte. Er war an dem Tag sehr wütend. Nicht mal als ich hier damals aufgewacht bin, hatte ich so eine Angst verspürt. Ich schaue mich ein weiteres Mal um und gehe dann raus. Ich habe keine Lust mehr, zu putzen. Die Utensilien bringe ich wieder zurück. Ich würde gerne rausgehen, aber Enric arbeitet und dass ich alleine rausgehe, erlaubt er nicht. Ich könnte mich rausschleichen. Natürlich ist das gefährlich, aber ich kann auch nicht den ganzen Tag hier herumsitzen. Ich entscheide mich fürs Rausschleichen. Ein Grinsen huscht über mein Gesicht und ich laufe locker in mein Zimmer, damit ich mir meine Jacke nehmen kann. In meinem Zimmer suche ich mir eins aus und ziehe es an. Auf dem Weg nach unten passe ich auf, dass mich keine der Wachen erwischt. Sie würden Enric direkt Bescheid geben. Wir wollen ja nicht, dass er es erfährt. Mein Kopf fliegt nach oben. Es ist gruselig, dass ich mittlerweile meine eigene Stimme höre. Ich kann nicht von vorne raus, weil da am meisten Wachen stehen. In der Küche befindet sich noch eine Tür, von dort komme ich in den Garten und mitten in den Büschen ist auch eine Tür. Die wird meistens weniger bewacht. Na ja, eigentlich nicht, aber die Wache, die an der Tür steht, geht meistens irgendwo hin. Ich hoffe, er ist nicht da. Wenn er mich erwischen sollte, bin ich tot. Ich laufe in die Küche und schaue, ob Scherin zu sehen ist. Das ist die neue Haushaltshilfe, sie kommt aus Ägypten. In der Küche finde ich sie nicht. Perfekt. Ich laufe auf die Tür zu und öffne sie. Im Garten muss ich mehr aufpassen, weil hier mehr Wachen sind. Manchmal laufen die herum und kontrollieren alles. Ich schaue mich gut um. Ich finde keine.

Vorsichtig bewege ich mich auf die Tür zu. Ohne gesehen zu werden, erreiche ich die Tür. Langsam öffne ich sie und gehe raus. Das war leichter als gedacht. Jetzt können wir richtig Spaß haben, los gehts. »Wirst du heute noch deine Fresse halten?« Was mache ich da? Die Leute werden noch denken, dass ich verrückt bin.
Ich fange an, zu laufen. Hätte ich Geld, wäre es noch besser gewesen. Weil ich meistens zu Hause bin oder überall mit Enric hingehe, habe ich auch kein Geld. Ich frage ihn mal, ob er für mich eine Arbeit findet. Ich denke zwar nicht, dass er das zulässt, aber ich werde ihn trotzdem fragen. Die Stadt ist von hier bisschen weiter entfernt, deswegen kann ich da nicht hin. Aber es ist nicht schlimm. Hauptsache, ich kann bisschen raus und habe für mich Zeit. Ich hoffe, Enric fällt nicht auf, dass ich nicht da bin, sonst kann ich mir wirklich einen Grabstein aussuchen.

Meine Füße tragen mich durch die Gegend. Mir fällt erst jetzt auf, dass es hier sehr schön aussieht. Es ist auch nicht zu laut oder zu still. Es ist perfekt. Ich habe mich so sehr auf die Gegend konzentriert, dass ich gegen eine große Person laufe. Meinen Kopf muss ich leicht anheben, damit ich ihn  sehen kann. Er ist groß und hat dunkle Haare, seine Augen sind blau wie der Ozean. »Entschuldigung, ich habe dich nicht gesehen« entschuldige ich mich. »Nicht schlimm, ich habe auch nicht aufgepasst, wohin ich laufe. Ich habe es bisschen eilig.« er hat eine tiefe Stimme, aber er klingt nett. Ich lächele ihn leicht an und laufe weiter. »Warte, wie heißt du?«
ertönt seine Stimme. Ich drehe mich zu ihm um. »Clémence und du?« »Valentin«
hört sich schön an. »Freut mich, Valentin, einen schönen Tag noch« er lächelt mich an. »Den wünsche ich dir auch, Clémence« Ich drehe mich um und laufe weiter. Langsam sollte ich zurück, bevor Enric noch was bemerkt.Ich laufe etwas schneller, damit ich rechtzeitig ankomme. Plötzlich wird mir etwas vor dem Mund gehalten. Eine Person hält mich von hinten fest und drückt mir ein stinkendes Tuch ins Gesicht. Ich probiere mich aus dem Griff der Person zu lösen, aber es klappt nicht. Bevor ich mein komplettes Bewusstsein verliere, lässt mich die Person los und ich knalle auf den Boden. Ich will meine Augen öffnen, aber es klappt nicht. »Dieses Mal hast du Glück gehabt, aber das nächste Mal entkommst du mir nicht, dulzura sag ihm das!«
höre ich eine Stimme, die mir bekannt vorkommt. Dann verschwindet er auch wieder und ich höre quietschende Reifen, die ganz in meiner Nähe anhalten. Eine Autotür wird geöffnet und ich höre schnelle Schritte. »Rosa, alles gut, ich bin da!« Enric. Gott sei Dank. Ich will ihm antworten, aber ich kann nicht mal meinen kleinen Finger bewegen. Ich spüre, wie Enric mich hochhebt und ins Auto trägt. Bevor ich endgültig mein Bewusstsein verliere, bekomme ich noch mit, wie wir losfahren.

Kopfschmerzen. Ich öffne langsam meine Augen, aber ich kann nichts sehen. Es ist dunkel im Raum. Ich setze mich langsam auf und merke, wie sich jemand neben mir bewegt. Eine Nachtlampe geht an und lässt mich in Enrics Gesicht schauen. Ich schaue ihn an und er schaut mich an. Er zieht mich zu sich und umarmt mich. »Wie geht es dir?«fragt er mich besorgt. »Gut, ich habe nur starke Kopfschmerzen.« Aber warum habe ich Kopfschmerzen? »Warum habe ich so Kopfschmerzen und wann haben wir uns schlafen gelegt? Ich erinnere mich an nichts, ich war in meinem Zimmer und habe meine Jacke angez...« Ich unterbreche mich selber, als ich mich wieder erinnere. Ich habe mich rausgeschlichen und wurde fast entführt. Scheiße. Von meinem Gesicht hat auch wohl Enric gemerkt, dass ich mich erinnert habe, weil er mich anders anschaut. »Bist du sauer?« frage ich ihn süß. »Nein, ich bin überhaupt nicht sauer, du wurdest ja nur fast entführt, was ist daran schon!« schreit er mich an. Au mein Kopf. »Sei sauer, aber bitte hör auf zu schreien, mein Kopf ist am Platzen.« Bitte ich ihn leise. Jetzt schaut er mich wieder besorgt an und bückt sich zur Seite und überreicht mir eine Tablette und ein Glas Wasser. Oh, er hat alles schon vorbereitet. Ich schlucke die Tablette und gebe das Glas wieder zurück. Enric stellt das Glas zurück und zieht mich wieder in seine Arme. Ich lehne meinen Kopf seitlich an seine Brust. »Du wirst nie wieder so etwas machen, hast du mich verstanden?« Ich sage nichts und nicke auch nicht. Was ich gemacht habe, war falsch und gefährlich. »Es ist zu gefährlich, ich habe mehr Feinde, als du dir vorstellen kannst, und die warten nur darauf, mich zu zerstören und dafür würden die alles tun. Deswegen muss ich auf dich aufpassen, aber du darfst dich selber auch nicht in Gefahr bringen, das ist ganz wichtig, hast du mich verstanden?« Es würde ihn zerstören, wenn mir etwas passieren würde? Ich nicke einfach und kuschele mich mehr an ihn. Wir legen uns wieder hin und ich grabe mein Gesicht in seine Brust. Ich kann nicht anders und überlege nochmal. Da war etwas, aber was? Ich überlege, aber ich komme nicht darauf. Irgendwann werde ich wieder müde und ich schließe meine Augen. Ich werde morgen nochmal nachdenken. Hoffentlich kann ich mich morgen erinnern.
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Hellooooo
2 Kapitel an einem Tag. Ich wollte euch nicht länger warten lassen.
Ich hoffe, es hat euch gefallen.
Wir sehen uns im nächsten Kapitel.
Tschüssiii🤍

CLÉMENCE DIONWo Geschichten leben. Entdecke jetzt