KAPITEL 10| »ALLES DEINETWEGEN ROSA«

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    ENRIC

Ich suche Clémence schon seit Stunden. Sie ist in den Wald gerannt. Ich hoffe, ihr geht es gut. Mein Körper ist erschöpft, aber ich werde sie so lange suchen, bis ich sie gefunden habe. Bis ich sie umarmen kann. Ihren Duft einatmen kann. Ich sehe einen normalen Weg. Ich entscheide mich da weiterzugehen, weil es anstrengend ist, durch die ganzen Äste zu laufen. Neben dem Weg ist auch ein Zaun. Ich laufe hin und bewege mich dann weiter nach vorne. Nachdem ich bisschen gelaufen bin, sehe ich ein Loch am Zaun. Ich laufe hin und krieche darunter. Ich richte mich wieder hin. Meine Augen landen auf einer Bank, die bisschen weiter weg ist. Da liegt jemand. Bei mir klingelt es schnell und ich renne hin. Als ich vor der Bank stehe, sehe ich, dass es Clémence ist. Ich knie mich zu ihr hin und nehme ihr Gesicht in meine Hände. »Hey, rosa, hörst du mich?«, frage ich sie ganz sanft. Sie öffnet ihre wunderschönen Augen und schaut mich an. »Enric« Eine Träne rollt ihre Wange runter und ich küsse sie weg. Sie lächelt leicht und schließt dann wieder ihre Augen. Ich hebe sie auf und laufe los. Sie legt ihr Gesicht in meine Halsbeuge. Ich laufe so schnell ich kann. Der Weg, den ich stundenlang gelaufen bin, bin ich in Minuten durchgegangen. Ich komme an meinem Auto an und setze Clémence an die Beifahrerseite. Sie öffnet ihre Augen und schaut mich ängstlich an. »Wir fahren nach Hause, hab keine Angst mehr.« Sage ich und küsse sie an der Stirn. Sie nickt und lehnt sich beruhigt zurück. Ich mache ihre Tür zu und laufe auf die Fahrerseite. Ich steige ein und fahre los. Dabei lasse ich sie nicht aus den Augen. Vor dem Tor angekommen, fahre ich hoch. Ich war leicht wütend, aber jetzt, wo sie in so einem Zustand ist, kann ich nicht wütend sein. Ich parke und steige aus. Kurz schließe ich meine Augen und hole tief Luft. Dann laufe ich auf ihre Seite und hole sie raus. Ich hebe sie wieder hoch und steuere in die Villa. Ich muss klingeln, damit die Tür geöffnet wird. Stella macht die Tür auf und lächelt mich an. Ich laufe einfach an ihr vorbei und gehe nach oben. Als ich oben ankomme, gehe ich ins Schlafzimmer. Clémence lege ich aufs Bett. Sie ist eingeschlafen. Ich küsse noch ihr Gesicht ab, bevor ich das Zimmer verlasse. Auch wenn sie gerade schläft, muss sie etwas essen und trinken. Meine Beine tragen mich nach unten in die Küche zu Stella. »Stella Clémence ist oben in meinem Zimmer, zieh ihr etwas bequemes von mir an und bring ihr dann Suppe und Wasser nach oben«, sage ich. Sie nickt nur und geht nach oben. Ich setze mich an die Kücheninsel und massiere mir die Schläfe. Ich schließe meine Augen und probiere, mich zu entspannen. Seit ein paar Tagen habe ich Kopfschmerzen. Ich kann nicht wirklich schlafen, weil ich an diese fremde Nummer denken muss. Egal, was ich gemacht habe, ich finde niemanden. Ich denke nach, wer es sein könnte, aber mir fällt niemand ein. Doch, schon, aber das kann nicht sein. Von ihm habe ich seit Jahren nichts mehr gehört. Es ist 7 Jahre her. Seitdem sie gestorben ist, und seitdem ich ihn gesehen habe. Ich höre Schritte neben mir. Ich drehe meinen Kopf nach rechts und sehe meinen Bruder. Er hält mir eine Tablette vor meine Nase. »Nimm, die ist für deine Kopfschmerzen.« Sagt er ruhig. Ich nehme ihm die Tablette ab. Er füllt ein Glas mit Wasser und bringt es mir. Ich nehme die Tablette. Er setzt sich mir gegenüber und schaut mich an. Enzo ist anders als ich. Er ist nett. Zu jedem, auch zu Menschen, die er nicht kennt. Er sieht auch viel netter als ich aus. Aber man sollte sich niemals täuschen lassen. Er kann auch anders sein, wenn man ihm zu sehr auf die Nerven geht. »Wie geht es ihr?« »Ich weiß es nicht, sie ist eingeschlafen.« Er nickt und senkt seinen Kopf. Ich hatte ihn angerufen, als Clémence in den Wald gerannt war. Weil er nichts mehr fragt oder sagt, stehe ich auf, um nach oben zu gehen. Ich will mich zu Clémence legen. Ich spüre seine Augen auf mir, aber ignoriere sie und verlasse die Küche.

Als ich in mein Zimmer trete, sehe ich, dass Stella gerade Clémence zudeckt. Das macht sie gerade nicht sanft. Sie hat nicht gehört, dass ich ins Zimmer gekommen bin. Ich trete nah an ihr ran. »Wenn ich sehe, dass du sie wieder so zudeckst, hast du ein Loch im Kopf!  Bring was warmes zum Essen!« sage ich laut. Sie dreht sich erschrocken um und schaut mich ängstlich an. Ich sehe, dass sie schluckt und dann verlässt sie mit Tränen in den Augen das Zimmer. Ich laufe auf die andere Seite vom Bett, damit ich mich neben ihr hinlegen kann. Ich lege mich zu ihr und ziehe sie an mich. Dadruch kuschelt sie sich auch mehr an mich. Ich merke, wie kalt ihr Körper noch ist. Ich ziehe sie noch enger an mich. Mehrere Küsse verteile ich auf ihren Kopf. Sie riecht nach Regen, aber das macht nichts. Ich schließe auch meine Augen, weil ich merke, wie müde ich werde. Ich will noch wach bleiben, aber es klappt nicht. Meine Augen lassen sich nicht mehr öffnen. Ich höre, wie die Tür geöffnet wird. Ich höre 2 Stimmen, die reden. Es sind Enzo und Stella. Ich kann nicht genau verstehen, worüber sie reden, aber nach Minuten sind die Stimmen wieder weg. Und bevor ich länger darüber denken kann, schlafe ich ganz ein.

                          CLÉMENCE

Ich spüre starke und warme Arme um mich. Ich öffne meine Augen und sehe in Enrics Gesicht. Er ist schon wach und beobachtet mich leicht lächelnd. Ich muss auch leicht lächeln und kuschel mich noch mehr an ihn. Er umarmt mich noch stärker und es lässt mich gut fühlen. »Du hast mich gefunden. Du hast mich wirklich gefunden.« Ich schlinge meine Arme um seinen Hals. Und er umarmt mich zurück. »Ich werde dich immer finden, rosa, egal wo, versprochen.« Er gibt mir einen Kuss auf die Stirn und ich schmiege mein Gesicht in seine Halsbeuge. Ich weiß nicht, warum, aber ich fühle mich plötzlich viel sicherer. Gestern bin ich noch vor ihm weggerannt und jetzt liege ich hier in seinen Armen. Er löst sich leicht von mir und nimmt mein Gesicht in seine Hände. »Komm, nimm eine Dusche und dann essen wir zusammen.« Ich nicke und stehe auf. Gerade will ich ins Bad, da höre ich seine Stimme. »Willst du mich nicht fragen, ob ich mit will?«, fragt er mich. Dieser Mann. »Willst du mit?« Er bekommt große Augen. Und dann richtet er sich wirklich auf und kommt auf mich zu. Er lächelt wie ein kleines Kind, das gerade Bonbons bekommen hat. »Das war nicht ernst gemeint!«, sage ich lachend. Sein Lächeln fällt in der Sekunde, was mich noch mehr lachen lässt. Er schaut mich sauer an. Ich beachte ihn nicht mehr lange und gehe ins Bad. Das warme Wasser fließt meinen Körper hinab. Meine Schultern werden lockerer und ich genieße die Dusche. Als ich fertig bin, wickel ich mir ein Tuch um den Körper. Ich merke, dass ich mir keine Anziehsachen mitgenommen habe. Ich schließe die Tür auf und blicke ins Zimmer. »Enric«, rufe ich nach ihm. Er kommt näher an die Tür und schaut mich an. »Ja? Mi rosa« grinst er, »Ich habe Anziehsachen vergessen, kannst du mir von dir was geben?« frage ich ihn süß. Er geht zurück ins Zimmer und kommt dann wieder zurück, mit NUR einem T-Shirt. »Hast du nicht eine Jogginghose?«, frage ich ihn jetzt genervt, weil er das extra macht. »Nein, nur das«, sagt er immer noch grinsend und geht weg. Arschloch. Ich ziehe mir das T-Shirt über und verlasse das Bad. Zum Glück ist es sehr lang. Enric sitzt auf dem Bett und macht was auf seinem Handy. Ich setze mich neben ihn, was dazu führt, dass das T-Shirt hochrutscht. Enrics Augen landen auf meinen Beinen. Er mustert mich und fängt an, schneller zu atmen. Er kommt mir näher und beugt sich über mich. Ich rutsche immer weiter nach unten, sodass ich liege. Enric ist über mir und legt eine Hand auf meinen Oberschenkel. Er wandert immer weiter nach oben. Ich werde nervös und halte meinen Atem an. Er kommt meinem Gesicht immer näher und näher. »Atme rosa«, flüstert er mir zu. Und kurz bevor unsere Lippen sich berühren, klopft es an der Tür. Stella kommt rein und schaut uns an. Enric ist immer noch über mir. Ich schubse ihn von mir runter und setze mich schnell hin. Erst jetzt kann ich wieder richtig atmen. Stella kommt näher rein und stellt ein Tablett mit Essen aufs Bett. Dabei schaut sie mich an, als würde sie mich töten wollen, aber es interessiert mich nicht. Sie kann mich auch nicht einschüchtern. Es sieht lächerlich aus. Enric sagt ihr, dass sie das Zimmer verlassen soll und setzt sich wieder zu mir hin. Sie geht raus und wir sind wieder alleine. Er fängt an zu essen und schaut mich lachend an. »Was ist los, warum so rot?« stellt er mir ernsthaft die Frage. »Was ist mit dir los?« Ich nicke auf seinen Schwanz, der steinhart ist. »Alles deinetwegen rosa«, sagt er ohne sich zu schämen. Ekelhafter.
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