Harry
Der Schmerz in mir ist schrecklich, wieder habe ich einen Menschen verloren der mir wichtig war. Ich werde unter diesen Umständen nicht mehr zu ihr gehen, ich suche mir einen anderen Therapeuten in einer anderen Praxis, am besten wieder eine Mann und am besten älter.
Da ich so verletzt bin, bin ich mal wieder auf dem Weg zu meiner Mom. Ich brauche sie einfach. Ich hatte sie gerade angerufen, sie wartet auf mich. Ich muss mich jetzt aufs Fahren konzentrieren, ich darf keinen Unfall bauen.
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Ich bin gut bei Mom angekommen.
"Ach Harry" sagt Mom direkt. Ich habe begonnen zu weinen
"Ich dachte es würde klappen"
"Was würde klappen? Mel war nur ehrlich. Harry wenn sie privat keinen Kontakt haben darf, dann ist das so. Es geht um ihren Job" kommt es von Mom
"Ich verstehe das ja. Sie ist mir aber leider in den letzten Wochen schon so wichtig geworden, wir hatten uns so gut verstanden. Jetzt habe ich wieder eine wichtige Person verloren" antworte ich traurig
Mom möchte antworten, aber es klingelt. Ist wahrscheinlich meine Schwester Gemma.
"Entschuldigung Mum, ich bin Melia Mensing, die Therapeutin von Harry. Könnte ich bitte kurz mit ihm reden" höre ich die Stimme von Mel
"Klar" kommt es verwundert von Mom, auch ich bin überrascht
"Harry, Mel ist hier" ruft Mom
Ich gehe zu den beiden.
"Was tust Du hier" frage ich
"Als ich von dir weg bin ist mir klar geworden das ich dich so nicht alleine lassen kann, deswegen bin ich zurück und habe gesehen das du weg fährst. Ich bin dir gefolgt, weil ich Angst hatte das du dir vielleicht was antun könntest, das könnte ich nicht verantworten" erzählt sie
"Du bist hier aus Mitleid und um dein Gewissen zu beruhigen. Wie du siehst ist alles in Ordnung, du kannst wieder fahren" antworte ich traurig und sauer
"Harry" kommt es mahnend von Mom. " Mel bitte bleib, ich denke ihr solltet in Ruhe reden" bittet sie
Ich möchte das im Moment eigentlich nicht, aber da muss ich durch, Mom wird keine Ruhe geben.
"Nur wenn es wirklich für Harry in Ordnung ist und wenn Sie dabei bleiben" antwortet Mel
"Ich bin einverstanden" sage ich
"Ich bleibe dabei" kommt es von Mom
Mel folgt uns ins Wohnzimmer.
"Möchtest du was trinken? Bitte nenn mich Anne, ich mag dieses Sie nicht" sagt Mom
"Ein Wasser bitte" antwortet Mel
"Okay, was gibt es noch zu sagen? Du hast doch alles geklärt" frage ich als Mom zurück ist
"Ja schon, aber es war nicht ganz die Wahrheit. Es ist nicht wirklich verboten, in Ausnahmefällen können wir auch privaten Kontakt zu den Patienten haben. Ich persönlich möchte das ehrlich gesagt nicht, ich möchte die Geschichten der Patienten, die manchmal echt traurig sind, nicht mit nach Hause nehmen. Job ist Job und privat ist privat. Du musst wissen ich habe selbst eine schlimme Geschichte hinter mir und ich habe Angst das wenn ich mich zu sehr auf meine Patienten einlasse, ich selbst erneut Probleme bekomme und das möchte ich nicht.
Während der Fahrt hierher ist mir erneut bewusst geworden, das wir uns vielleicht gegenseitig helfen könnten" erzählt sie ehrlich
"Ich verstehe, was ist deine schlimme Geschichte!? Warum denkst du wir könnten uns gegenseitig helfen" frage ich
Mom sieht mich sauer an.
"Was" frage ich deswegen
"Du kannst das doch nicht einfach so fragen! Mel ist deine Therapeutin" kommt es von Mom
"Schon in Ordnung Anne. Wie du weißt Harry, sind meine Familie und ich vor 10 Jahren nach England gekommen und zwar wegen mir. Sorry, es fällt mir schwer darüber zu reden" beginnt sie, ich unterbreche sie
"Du musst es nicht erzählen. Mom hat recht, es geht mich nichts an" beruhige ich sie. Sie ist nämlich nervös und es laufen Tränen
"Geht schon. Ich hatte damals, mit 23 Jahren, mein Kind verloren und meinen Freund"
"Das tut mir leid" sagt Mom
Ich bin geschockt, Mel und ich haben die gleiche Geschichte.
"Mir auch" sage ich
"Es ist jedoch anders als bei dir. Wir hatten einen Unfall, meine Tochter, die drei Monate alt war, und mein Freund sind dabei gestorben. Ich hatte schwer verletzt überlebt. Als ich wieder gesund war, sind wir hier noch England gekommen, ich hielt es in Deutschland nicht mehr aus. Ich selbst habe eine langjährige Therapie gemacht, die mir geholfen hat. Aber dieser Schmerz, diese Erinnerungen gehen nie komplett weg. Als Harald gehen musste, wurden seine Patient aufgeteilt, als ich deine Akte gelesen hatte, wusste ich, das ich dich übernehme möchte. Ich dachte das wir uns gegenseitig helfen können. Eigentlich darfst du das alles überhaupt nicht wissen. Wenn du jetzt lieber einen anderen Therapeuten haben möchtest, verstehe ich das natürlich. Ich werde jetzt zurück fahren und du kannst mit deiner Mom zusammen darüber sprechen und nachdenken. Es wäre nett wenn du dich meldest ob du den Termin Freitag wahrnehmen wirst" erzählt sie weiter
Mom und ich sind geschockt.
Ich sehe das Mel im Augenblick ziemlich fertig ist. So werde ich sie nicht zurück fahren lassen, vor allem ist es schon spät und dunkel. Sie kann bis morgen hier im Gästezimmer bleiben.
Das werde ich ihr jetzt klar machen. Ich werde keinen Widerspruch dulden.
