- 1: Nachhause kommen -

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Der Zug fuhr ratternd durch die weiten grünen Täler. Seit einer gefühlten Ewigkeit waren wir schon unterwegs nach Hogwarts. Luna verteilte gerade ihre Zeitung den Klitterer und Ginny leistete ihr wohl etwas Gesellschaft, während ich verträumt aus dem Fenster des Abteils blickte.

Endlich ging es wieder nach Hogwarts. Natürlich war es bei den Weasleys immer wieder aufs Neue schön und ich war sehr dankbar dafür, dass sie mich in den Ferien immer bei sich aufnahmen, aber ich vermisste die Schule für Hexerei und Zauberei immer ganz besonders. Und obwohl ich zusammen mit den rothaarigen Geschwistern, Harry und Hermine in den Zug gestiegen war, saß ich dann doch allein mit Luna und Ginny in einem der vielen Abteile des Hogwarts Expresses. Oder eben ganz alleine.

Gerne habe ich ein paar Momente am Tag nur für mich und meine Gedanken. Manchmal musste ich realisieren, was in meinem Leben geschah, manchmal war es einfach nur ein Gefühl in mir, das mich dazu brachte. Nun ging es zum sechsten Mal für mich nach Hogwarts und ich konnte förmlich spüren, wie sich die Stimmung veränderte. Sie wurde allmählich düsterer.

Im letzten Schuljahr war meines Geschmackes schon zu viel passiert. Doch so seltsam es auch immer mehr wurde, konnte ich es kaum erwarten, nach Hogwarts zurückzukehren. Dieses Schloss war nicht nur eine Schule oder ein Internat. Es war ein Zuhause. Mein Zuhause und das vieler anderer Schüler und Schülerinnen.

Die Weasley-Familie vermisste ich schon sofort wieder. Denn Molly, Arthur und ihre Kinder waren in all den Jahren auch zu meiner Familie geworden. Ich konnte mich wirklich glücklich schätzen, dass ich sie kennengelernt habe. Ich wollte mir lieber nicht vorstellen, wohin ich nach dem Tod meiner Großmutter gekommen wäre. Und vor sechs Jahren den Brief nach Hogwarts zu erhalten, war ein Wunder, von dem ich nicht ahnte, dass es existierte und das mein Leben für immer veränderte und auch verbesserte.

Die Schiebetür des Abteils ging auf und ich sah zu Ginny, die dort stand. Auf ihren Schultern saß der kleine, pinke Minimuff.
   »Wir sind gleich da«, teilte sie mir lächelnd mit. Grinsend stand ich auf. »Dann sollten wir uns wohl umziehen und bereit machen.«

Da kam auch schon Luna zurück, die bedauerlicherweise kaum weniger Klitterer als zuvor in ihren Armen hielt. Sie trug ihre große, bunte Brille, die wirklich verrückt aussah, auf der Stirn.
   »Du bist wohl nicht viel losgeworden«, sagte ich in einem bemitleidenden Ton und machte dazu einen passenden Blick. Luna zuckte mit den Schultern. »Ach, nicht schlimm. Die wissen gar nicht, was sie damit verpassen.« Ich stieß einen Lacher aus, der eher mehr ein Ausatmen war. »Da hast du absolut Recht«, stimmte ich zu. »Ich habe übrigens noch gar keinen bekommen.« Breit lächelnd hielt sie mir einen Klitterer entgegen. Ich nahm ihn und blätterte kurz darin herum.

   »Ich unterbreche euch ja wirklich nur ungern, aber vielleicht sollten wir langsam unsere Uniformen anziehen«, erinnerte Ginny. Ich wandte mich wieder zu Luna. »Ich verspreche dir, nach der Feier lese ich mir alles ganz genau durch.«
   »Bei Fragen bin ich jederzeit für dich da«, versicherte mir Luna.
   »Darauf werde ich sicher zurückkommen. Danke.«

Und dann dauerte es auch schon gar nicht mehr lang, bis ich mich in der großen Halle von Hogwarts wiederfand. Die vier Tische waren voller Schüler, die Gespräche miteinander führten. Die neuen Erstklässler sind in ihre Häuser eingeteilt worden und die Halle war lebendig. Nichts von der düsteren Stimmung war zu spüren. Doch das änderte sich schlagartig, als Dumbledore nach vorn trat und begann zu sprechen.

Harry und Luna sind erst kurz davor dazu gestoßen, aber ich fragte nicht nach, wo sie gewesen waren. Dazu konnte ich Luna oder Harry später befragen.

Die Aufmerksamkeit richtete sich auf Dumbledore. Zuerst stellte er Professor Slughorn vor, der neue Lehrer für Zaubertränke, die Menge applaudierte. Harry hat vor Kurzem erzählt, er lernte ihn als Sessel kennen. Das klang verrückt, aber wohl wahr. Bei der ersten Begegnung, war er in einen Sessel verwandelt.

Dann verkündete Dumbledore, dass Professor Snape nun Verteidigung gegen die Dunklen Künste unterrichten wird, nur der Slytherintisch applaudierte.

Mein Blick fiel auf den hellblonden Jungen. Der einzige Slytherinschüler, der nicht klatschte und es wunderte mich. Draco schien ganz woanders zu sein. Er wirkte irgendwie... traurig. So ruhig kannte ich ihn gar nicht. Eigentlich kannte ich ihn überhaupt nicht. All die Jahre hatte ich ihn nur gesehen. Und wenn ich ihn gesehen habe, war er nie so abwesend. Im Gegenteil. Ich sah sonst nur seine Arroganz.

   »Ana«, kam es flüsternd von Hermine, die mich damit augenblicklich zurück ins Diesseits beförderte. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass Dumbledore seine Rede schon längst wieder fortgesetzt hatte.

Er sprach von Tom Riddle oder Voldemort, wie man ihn nannte.
Durch die Freundschaft mit Harry und den anderen, hatte ich niemals Probleme damit Voldemort auszusprechen. Denn ob man seinen selbst gewählten Namen aussprach oder lieber umschrieb, machte keinen Unterschied.

Ja, die Zeiten wurden dunkler. Diese Rede war eine Bestätigung für die ganze Schülerschaft. Ich fand es gut, dass Professor Dumbledore die Sache vor allen klar stellte. Wir sollten nicht in Unwissenheit leben. Eigentlich auch nicht in Angst, aber ich fand nicht, dass er Angst damit verbreitete. Nur Klarheit. Und Wahrheit. Das war wichtig.

Niemand konnte ahnen, was als nächstes passierte. Aber das war nicht wichtig. Es ging um das Hier und Jetzt. Ich plante, die Zeit in Hogwarts zu genießen, solange es noch möglich war. Würde ich das nicht tun, könnte ich es zu einem späteren Zeitpunkt so ziemlich bereuen. Ich wollte nur eine gute Zeit mit meinen Freunden haben und Neues über die Zauberei erlernen.

Wir aßen weiter an unserem Essen, von dem genug auf den Tischen verteilt war. Ich hatte nach der Fahrt echt einen Mordshunger, den ich lange nicht mehr in diesem Ausmaß gespürt hatte. Sonst hatte ich auch keine Probleme damit, mehrere Stunden nichts zu essen. Bei den Weasleys wurde ich immer ausreichend versorgt und dazu schmeckte es auch noch ganz fantastisch. Und auch das Essen in Hogwarts schmeckte hervorragend.

Auf einmal kamen die vier Hausgeister aus allen Ecken geflogen und begrüßten die Schüler wie jedes Jahr. Der fast-kopflose Nick gesellte sich zu uns Gryffindors.
   »Guten Tag, Sir Nicholas«, sagte ich freundlich und machte eine winkende Handbewegung zu ihm.
   »Guten Tag, Miss O'Conner. Es ist mir eine Freunde, Sie wiederzusehen. Ich hoffe Sie hatten eine wunderbare Auszeit.«
   »Die hatte ich. Vielen Dank. Wie geht es Ihnen?« Wenn ich ihn sah, begann ich eigentlich immer ein kurzes Gespräch mit ihm, denn ich hatte das traurige Gefühl, er bekam sonst zu wenig Aufmerksamkeit von uns Schülern.

   »Mir geht es großartig. Danke für die Nachfrage. Ich schau mal bei den anderen am Tisch vorbei. Man sieht sich, Miss O'Conner.« Er machte eine höfliche Verbeugung und beinahe erwartete ich, dass er seinen fast abgetrennten Kopf offenbarte, doch so war es glücklicherweise nicht. Er schwebte über den Tisch zu den anderen Gryffindors.

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autor note:

Nach den Ferien zurück nach Hogwarts (nachhause) zu kommen ist sicher eines der schönsten Gefühle, wenn man Zauberer oder Hexe ist. Fühlt ihr euch auch wieder wie daheim?

Anastasia wird so gut es geht versuchen, ihren Plan zu verfolgen, denn Voldemort und die Todesser sind zurück und die schöne Zeit könnte jeden Moment zerstört sein.

We go down together || Draco Malfoy Fanfiction [Harry Potter]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt