Es sind ein paar Tage vergangen, seit ich mit Luna auf den Thestralen geflogen bin. Es war die zweite Schulwoche des Schuljahres. In den letzten Nächten bin ich im Bett geblieben. Wenige Male schlief ich sogar recht gut. Aber meistens hatte ich meine typisch schlaflosen Nächte. Ich wollte nur nicht aufstehen. Dann starrte ich die roten Vorhänge aus Samt an und dachte so lange nach, bis sich meine Gedanken beruhigten, um noch ein paar Stunden Schlaf zu bekommen.
Manchmal dachte ich, vielleicht lag es nicht nur daran, nicht aufstehen zu wollen, sondern auch daran, dass ich Angst hatte Draco dort anzutreffen. Allerdings würde das mich ganz bestimmt nicht für den Rest des Jahres davon abhalten, dahin zu gehen. Es war schließlich noch immer mein Lieblingsort in Hogwarts.
In einer dieser Nächte dachte ich genau darüber nach. Ich war wach. Hellwach. Und ich musste mich bewegen. Ich entschied mich rauszuschleichen. Zum Astronomieturm.
So leise es nur ging, verließ ich mein Bett, zog mir eine Strickjacke über den Pyjama, warf mir den Unsichtbarkeitsumhang über den Kopf und trat in die Gänge von Hogwarts.
Ich machte mich auf zum Astronomieturm, wo ich glücklicherweise ganz allein war und den Umhang abnahm. Ich stellte mich legte meine Arme auf die Brüstung und betrachtete die Sterne, während mir die Nachtluft durch das Gesicht wehte.
Die Sterne leuchteten am klaren Nachthimmel. Ich habe mich in diesen Anblick verliebt und verloren. So traumhaft schön war der schwarze Himmel mit den vereinzelt kleinen Leuchtpunkten. So voller Ruhe und dennoch eine Art Lebendigkeit.
»Wusste ich's doch«, sagte plötzlich eine Stimme hinter mir. Ich brauchte mich nicht umdrehen. Ich wusste ganz genau, zu wem diese Stimme gehörte. Und schon war ich nicht mehr allein. Draco war nun auch da.
»Hast du mir aufgelauert?«, sagte ich mit unbeeindrucktem Unterton.
»Was machst du hier?«, fragte er, anstatt mir zu antworten.
»Könnte ich dich nicht dasselbe fragen?« Gegenfragen über Gegenfragen. »Irgendwas sagt mir nämlich, dass wir beide verbotenerweise durch Hogwarts bei Nacht spazieren.« Nun drehte ich mich zu ihm. »Ist nur eine klitzekleine Vermutung.«Er trug seine Uniform, nur ohne Umhang und Pullunder. Seine Ausstrahlung könnte nicht kälter sein.
»Weißt du eigentlich, wie schlecht du darin bist, Leute heimlich zu beobachten?« Er kam näher und das Licht des Mondes traf auf ihn. »In der Nokturngasse bei Borgin und Burkes, letzte Woche hier«, zählte er auf. Er hat mich bemerkt? Beide Male?Gekonnt ignorierte ich, was er gesagt hatte. »Wir sind sicher aus dem gleichen Grund hier, hab ich Recht? Du kannst auch nicht schlafen und dieser Ort hier gibt dir ein wohliges Gefühl?« Ich wandte mich wieder dem Nachthimmel zu und hörte, wie er neben mich trat.
»Ja. Bist du jetzt zufrieden und kannst mir sagen, warum du mich verfolgst?« Seine Stimme klang fast etwas wütend. Er wollte wohl hart klingen. Es gelang ihm, aber trotzdem konnte er mir nichts vormachen.
»Also erstens, ich habe dich nicht verfolgt. Nicht als ich hier, so wie du einfach nur zum Wachbleiben hinkommen wollte. Ich wusste nicht, dass du hier bist.« Ich sprach in Richtung Himmel, traute mich nicht, ihn anzusehen. »Ich gebe zu, ich bin länger da unten geblieben, als ich musste, weil ich wissen wollte, was du hier tust.« Ich hielt inne. »Und ich gebe auch zu, dass ich dir in die Nokturngasse gefolgt bin. Ich wollte wissen, was du vor hast. Du sahst irgendwie... durch den Wind aus und deshalb wollte ich wissen, was dahinter steckt.« Ein wenig drehte ich meinen Kopf in seine Richtung. Ich hatte das Gefühl, er rechnete nicht mit meiner Ehrlichkeit, aber ich war gerne ehrlich. »Blöd, dass ich aufgefallen bin. Ich dachte, ich wäre relativ professionell in meiner Arbeit.«Mit ihm zusammen zu sein, neben ihm zu stehen und mit ihm zu sprechen, ließ mich nicht ganz so kalt, wie ich mich gab. Das hätte ich aber niemals gezeigt.
»Du kannst diese hässlichen Tiere sehen. Thestrale«, merkte er an. Warte! Das Knacken im Wald war also kein Tier, sondern niemand geringerer als er? Ich drehte mich zu ihm, verschränkte die Arme vor der Brust und runzelte die Stirn. »Du hast mich wohl auch verfolgt und beobachtet«, merkte ich an. »Ja, kann ich. Offenbar. Ich fliege hin und wieder mit ihnen. Du kannst sie, wie es scheint, auch sehen, sonst könntest du nicht sagen, dass sie hässlich sind.«
»Da haben wir also was gemeinsam, O'Conner.« Überrascht zog ich die Augenbrauen hoch. Dass er meinen Namen wusste, hätte ich nicht gedacht. Zumindest nicht, dass er ihn sich merkte. Was auch immer das für mich heißen sollte.»Ich habe dich übrigens auch nicht verfolgt und beobachtet«, behauptete dann, nachdem es kurz ruhig war.
»Warst zufällig da, richtig?« Ich sagte es ironisch, doch er ließ sich nicht beirren und antwortete nicht darauf.Wir beide blickten in den Nachthimmel und sagten gar nichts. Ich überlegte, ob ich wirklich erwähnen sollte, dass er traurig aussah. Wenn ja, wie sollte ich das formulieren, sodass es nicht komisch klang? Er würde mir sicher nicht darauf antworten. Keine Ahnung, warum ich überhaupt noch da war und mit ihm sprach und warum andersrum. Ich meine, warum redete er mit mir? Ich war doch vollkommen unter seinem Niveau.
So viel habe ich in sechs Jahren von ihm mitbekommen. Vor allem, wie er gegenüber Harry, Ron und Hermine war. In den sechs Jahren hatte ich sonst nie wirklich ein Wort mit ihm gewechselt. Aber ich konnte mich an seinen abwertenden Blicke erinnern, wenn ich mit meinen Freunden an ihm vorbei lief.
»Irgendwie verhältst du dich ziemlich anders, seit wir wieder hier sind«, sagte ich dann doch. Er sah zu mir und erwartete wahrscheinlich, dass ich das näher beschrieb. »Dass du in der Nokturngasse durch den Wind aussahst, sagte ich bereits. Ich sah dich am ersten Tag in der großen Halle und ich sehe dich in gemeinsamen Stunden. Etwas stimmt nicht. Sonst hab ich dich immer ganz anders erlebt.« Er sah wieder weg - in den Sternenhimmel. »Und wieso erzählst du mir das?« Er klang genervt. »Wieso sollte ich dich interessieren?«
Ich entfernte mich von der Brüstung. »Du hast Recht. Du interessierst mich nicht. Ich dachte nur, wenn wir uns schon hier treffen und im Gespräch sind, könnte ich dich das fragen. Ich hab mir gedacht, dass du nicht antworten wirst. Ist also keine Überraschung.« Ich ging ein paar Schritte. »Nur diese eine Sache verwirrt mich ziemlich stark. Du wirkst nicht mehr so wie sonst.«
Er drehte sich zu mir. Ich stand zu dem, was ich sagte. Es war mir egal, was er dachte. Vielleicht merkt er selbst, dass er genauso war, vielleicht nicht. Und das wäre mir alles egal gewesen.
Ich schnappte mir den Unsichtbarkeitsumhang. »Gute Nacht, Malfoy«, sagte ich abrupt und verschwand unter dem Umhang und aus dem Turm.
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autor note:
Ich glaube, so langsam geht's los, oder? Das erste Treffen und Gespräch auf dem Astronomieturm haben die beiden nun hinter sich gelassen.
Immer noch hoffe ich natürlich sehr stark, dass ihr hyped seid und euch hier alles noch gefallen wird und hoffentlich nicht zu langweilig eures Geschmackes wird.
Ich verspreche euch wirklich eine gute Story, auch wenn ihr euch da vielleicht erst einmal etwas gedulden müsst. Das könnt ihr bestimmt.
Ab in die Kommis, wie ihr es bisher findet. Ich freue mich über Feedback⬇️
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We go down together || Draco Malfoy Fanfiction [Harry Potter]
FanfictionIn der Zaubererwelt wird es immer düsterer als Anastasia ihr sechstes Schuljahr in Hogwarts beginnt. Die seltsame Stimmung bekommt sie überall innerhalb der Schlossmauern zu spüren. Sogar Draco Malfoy, den sie jahrelang nur als den arroganten Reinbl...