- 13: Das Mädchen -

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Meinen Körper presste ich an die kalte Steinwand des leeren, dunklen Ganges, als Draco sagte: »Vielleicht habe ich diese Katie Bell verhext, vielleicht auch nicht. Was geht Sie das an?«

Man hörte, wie Snape Draco gegen die Wand schubste. »Ich habe geschworen, dich zu beschützen. Ich habe den unbrechbaren Schwur geleistet«, sagte Snape in einem derart bedrohenden Tonfall, dass ich selbst zusammen zuckte.

Unbrechbarer Schwur? Bevor ich mich selber fragen konnte, was das hieß, hallte Dracos Stimme durch den Gang: »Ich brauche keinen Beschützer. Ich wurde hierfür auserwählt!« Auserwählt? Die Fragen in meinem Kopf häuften sich, doch ich hatte keine Zeit, darüber zu grübeln.

»Und ich werde ihn nicht enttäuschen«, bekam ich noch von ihm mit. Ich schluckte. Verdammt. Ich konnte nicht leugnen, woran ich dachte. Ich konnte nicht leugnen, dass mir klar wurde, worum es ging.
»Du hast Angst, Draco«, sagte Snape jetzt einfühlsamer.

Heiße Tränen strömten in meine Augen. Er war ein Todesser. Harry hatte Recht. Ich hatte es nie ausgeschlossen, doch es sicher zu wissen, war wie ein Stich von einem scharfen Messer, das sich mitten in mein Herz bohrte.

Mein Kopf war so voll von Gedanken und Fragen, dass ich mich nicht auf das Gespräch weiterhin konzentrieren konnte. Ich war wie gelähmt und blendete die Stimmen aus.

Bis ich die Tränen von meinen glühenden Wangen wischte und wieder zurück in die Realität fand, um weiter zu hören. Das erste, was ich mitbekam, waren Schritte, die sich entfernten. Keine Gefahr also.

»Das Mädchen, Draco...« Mein Herz setzte einen Schlag aus. Das Mädchen? »sie scheint dich zu mögen. Und wie es scheint beruht das auf Gegenseitigkeit.« Draco sagte nichts zu dem, was Snape sagte. »O'Conners Blicke sind eindeutig. Als Potter deinen Namen erwähnte, nach der Sache mit Katie Bell«, klärte Snape auf. »Zum Beispiel«, hing er dran.

»Und wenn schon«, sagte Draco dann. Ja. Was wäre dann?
»Ich denke, du bist klug genug und weißt, was deine Familie davon halten wird, wenn sie das herausfinden. Ich denke, es sei das beste, würdest du sie vergessen.«

Ich sah so unauffällig wie möglich um die Ecke. Snape sah Draco an, aber er nicht ihn. »Ich weiß, das ist nicht einfach, Draco, aber es ist besser so. Das weißt du.« Manche Worte, die Snape sprach, klangen härter, manche weicher.

Emotionen waren nicht sehr deutlich herauszuhören, aber da waren welche. Zum ersten Mal erlebte ich ihn nicht ganz so gefühlskalt. »Vergiss das Mädchen.«

In dieser Nacht kam ich auf den Astronomieturm und niemand war da. Und egal wie lange ich da stand, es kam auch niemand. Ich hatte damit gerechnet, dass Draco diesmal nicht kommen würde. Wegen dem, was Snape gesagt hatte.

Also stand ich eine ganze lange Weile allein auf dem Turm und beobachtete den Schnee, der vom tiefschwarzen Nachthimmel fiel, an dem nicht einmal Sterne zu sehen waren. Alles war wie bevor ich ihn vor ein paar Monaten hier angetroffen habe. Alles war wie zuvor. Doch so wollte ich das gar nicht mehr.

• • •

Die große Halle war so leer, wie ich sie lange nicht gesehen hatte. Freunde verabschiedeten sich gegenseitig voneinander in die Weihnachtsferien. Ich war mit Luna, die über Weihnachten in Hogwarts blieb. Ich jedoch begleitete Harry, Ron und Ginny zu den Weasleys.

»Wo bist du gestern so schnell hin?«, fragte Luna. Ich war gar nicht mehr zurückgekommen. »Du wolltest doch wiederkommen.«
»Oh. Ja. Ich...« Aber mir fiel keine Ausrede ein.
»Du bist gar nicht zur Toilette, oder?« Ihre Worte klangen wie immer so sanft und lieb. Sie verstand, was los war. Besser als ich wahrscheinlich.

»Tut mir Leid. Ich war echt nicht lange auf der Party. Ich wollte nicht einfach so verschwinden.«
»Ist doch kein Problem, Ana. Du bist Draco Malfoy hinterher, nicht wahr? Ich hab mir das gedacht.«

Wie ein offenes Buch war ich für meine beste Freundin aus Ravenclaw. Nur bei den kleinsten Hinweis, wusste sie immer gleich Bescheid und zu verheimlichen brachte gar nichts mehr. Das hatte ich auch nicht vor.

»Schon gut. Ich verrate es niemanden. Nur, sprich mit mir, wenn du mich brauchst.« Ich nickte und versuchte dankbar zu lächeln.

Von Luna und Hermine habe ich mich verabschiedet. Auch Hermine wollte an diesen Weihnachten in Hogwarts bleiben. So saß ich also nur kurze Zeit später im Zug zurück nach London.

Mit Harry und Ron zusammen saß ich im Abteil, weil Ginny sich einen Platz allein gesucht hatte. Ich war mir allerdings fast sicher, dass sie zusammen mit Dean Thomas im Abteil saß, der auch nachhause fuhr in den Ferien. Ginny war in letzter Zeit ziemlich vertieft in ihrer eigenen Welt und ich wusste nicht wirklich was dort abging.

Im Hogwartsexpress saß ich zusammengekauert neben Harry und dachte über die Sache mit Draco nach, als Harry mit Ron über den Unbrechbaren Schwur zu sprechen begann. Er hat das Gespräch auch belauscht.

Die Schritte, die ich gehört hatte, als ich noch geblieben war, mussten die von Harry gewesen sein. Das würde heißen, dass er nichts von der Erwähnung meines Namens mitgehört hatte und das war definitiv besser so.

Ich wollte mir lieber nicht vorstellen, was Harry davon halten würde, wenn er wüsste, ich habe mich in Draco verliebt. Von Anfang an waren sie Feinde gewesen und nach allem, was passiert war in diesen Jahren, konnte ich mehr als nachvollziehen, dass es ihm sicher nicht gefallen würde.

Viel mehr Angst aber hatte ich vor Hermines Reaktion. Nachdem er sie jahrelang wegen ihres Blutes beleidigt hatte und mich eigentlich gleich mit, wenn ich mit ihr zusammen durch die Landschaft von Hogwarts lief.

Doch früher oder später würden sie es wissen. Ganz sicher. Denn Geheimnisse kann man nicht für immer behalten. Alles kommt eines Tages ans Licht. Wenn ich eine Sache während der Freundschaft mit Harry, Ron und Hermine wirklich gelernt hatte, dann war es das.

Die ganze Fahrt über, schwieg ich also und sogar Lavender Brown, die anstrengende Freundin von Ron, die ein Herz an die Scheibe der Schiebetür hauchte, schenkte ich keine Aufmerksamkeit. Ich schwieg, weil ich nicht sprechen konnte und während des Schweigens dachte ich nur an ihn.

Ohne eine geringste Ahnung, was das jetzt überhaupt zwischen uns war und mit der Angst, dass er sich nun wieder von mir entfernen würde.

Snape sollte ihn beschützen vor etwas, das Draco offenbar nicht tun wollte und ich offenbar nicht wusste, was es war, weil ich das wohl auch nicht sollte.

Doch jetzt hatte Draco auch mich. Zumindest hoffte ich, dass er mich haben wollte. Aber das wusste ich nicht sicher. Ich hatte also keine Ahnung von irgendetwas, wenn es um dieses Thema ging. Und das machte mich buchstäblich wahnsinnig.

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autor note:

Auch wenn ich gerade eine neue wunderschöne Liebesgeschichte schreibe, die auch hier irgendwann veröffentlicht werden soll, geriet die Fanfiction nicht in Vergessenheit. Wie könnte sie das auch?

Ja, ich müsste auch noch Teil 2 hiervon zuende schreiben, aber vielleicht muss das jetzt auch vorerst warten. Sorryyyy. Bis dahin habt ihr noch ein paar Kapitel von Teil 1 hier vor euch und ich hoffe, es gefällt euch nach wie vor.

Vielen Dank an alle, die hier sind und regelmäßig lesen. Ich glaube so viele sind das leider nicht, aber was nicht ist, kann ja noch werden.

We go down together || Draco Malfoy Fanfiction [Harry Potter]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt