- 8: Verflucht -

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Mittlerweile war es kälter geworden und der erste Schnee fiel in der Zaubererwelt. Jeden Tag wartete ich inzwischen auf dem Astronomieturm auf Draco und dabei kam ich mir komisch vor. Seit dem letzten Mal war er aber nicht mehr dort.

Tagsüber tauschten wir nichts sagende Blicke aus, doch zur gleichen Zeit sagten sie auch so viel. Seine Verletzlichkeit war erkennbar. Zu erkennbar. Ich war mir nicht sicher, ob es besser war, ihn zu vergessen. Nicht mehr an ihn zu denken, doch ich konnte und wollte nicht. Ich wollte ihm zeigen, dass es jemanden gab, der ihn so sah, wie man ihn sehen sollte. Der sah, wie schlecht es ihm ging. Und ich musste nicht wissen, was es war, um für ihn da sein zu wollen.

Es war ein Wochenende, an dem ich mit Hermine, Harry und Ron nach Hogsmeade ging, um ein Butterbier zu trinken. Wir saßen also im Drei Besen und uns wurde das Butterbier serviert. Gleich nahm ich einen Schluck.

Mir fiel Harrys Blick auf und ich drehte mich um, um herauszufinden, wohin er starrte. Da war Draco. Schnell dreht ich mich wieder zurück und trank noch einen Schluck, nur zum Verbergen meiner Auffälligkeit, die mir möglicherweise im Gesicht geschrieben stand. Wäre Luna dabei, hätte sie es sofort gesehen. Egal wie unauffällig ich zu sein versuchte.

Professor Slughorn war hier und Harry wartete nur darauf, dass er uns entdeckte und zu uns kam. Das geschah auch. Er erzählte von seinem Abendessen, das er früher veranstaltete, als er Lehrer an Hogwarts war. »Sie sind auch herzlich eingeladen, Miss O'Conner«, sagte er zu mir, nachdem er schon Harry und Hermine eingeladen hatte.

»Danke, Sir. Das wäre mir eine Ehre.« Slughorn wandte sich zu Ron, aber er ging wieder davon, ohne ihn auch eine Einladung auszusprechen. Wow, Professor. Das war... nett.

Ginny knutschte irgendwo mit Dean Thomas rum. Es gefiel Harry genauso wenig, wie Ron es gefiel, dass Cormac McLaggen sich an Hermine heran machte. Wenn Harry gewusst hätte, dass Ginny sonst immer nur ihn sah.

War dieser Tisch an diesem Tag im Drei Besen der Tisch der komplizierten Liebesprobleme oder wie konnte man es nennen?

Immer wieder musste ich an jene Nacht im Astronomieturm denken. So still hatte ich ihn nie erlebt. Nie so ernst und respektvoll. Er hatte mir sogar Komplimente zu meinen Quidditch- und Klavierkünsten gemacht.

Meine drei Freunde und ich liefen durch den Schnee. Ein Sturm von Flocken wütete um unseren Köpfen und alles war perfekt in diesem Moment. Es war, wie ich mir wünschte. Das zählende Hier und Jetzt.

Auf einmal erfüllte ein grauenvoller Schrei die winterliche Atmosphäre. Wir blieben stehen.
»Ich habe sie gewarnt!«, rief ein Mädchen. Ich habe sie ein paar Mal gesehen. Sie war ein Hufflepuffmädchen.

Wir wurden Zeugen eines schrecklichen Fluches. Katie Bell, eine Gryffindor aus unserem Quidditch-Team, war wie erstarrt. Wie besessen. Mit ihrem roten Mantel lag sie auf dem schneebedeckten Boden vor uns und es war, als würden zwei Hände sie hin und her ziehen, als kurz darauf ihr regloser Körper in die Höhe schoss.

Ihre Arme ausgebreitet, ihr Kopf in den Nacken und aus ihrem geöffneten Mund kamen erstickte Laute. Am Ende prallte sie mit voller Wucht auf den Boden. Ich hatte meine Hand auf den Mund geschlagen.

Hinter uns kam Hagrid. Während wir in Schockstarre waren, drängte er sich an uns vorbei und nahm die bewusstlose Katie auf die Arme. Harry lief zu einem Gegenstand. Eine Kette, die sie verflucht hatte. Hagrid warnte ihn, es nicht anzufassen.

Erst als wir zurück im Schloss waren, war ich wieder etwas anwesend. Alles dazwischen war, als hätte ich kurz meinen Körper verlassen oder wäre selbst ohnmächtig geworden.

Wir waren bei Professor McGonagall. Katie Bells Freundin Leanne wurde davon geschickt, dann wurden wir angesprochen.

Ich konnte nichts sagen, konnte nicht hören. Ich starrte vor mich hin. In der Zwischenzeit betrat Snape den Raum und begann das Schmuckstück zu analysieren.

»Ja, Katie Bell wurde verflucht«, war das erste, was ich mitbekam. Und dann der Name. Malfoy. Aus Harrys Mund. Mein Kopf schoss in die Höhe. Da war ich wieder zurück in der Realität. Erst dann wieder voll und ganz. Ich sah Harry schockiert an.

Er dachte, es war Draco? Er dachte, Draco verfluchte Katie Bell? Welchen Grund sollte er haben? Sag jetzt bloß nichts, Ana. Ich schluckte also die Worte, die Frage hinunter, die ich aussprechen wollte und merkte, wie Snape mich ansah. Mit seinen typisch durchdringenden Blick, den ich probierte, zu ignorieren.

Snape fragte nach seinem Beweis, Harry sagte, er wisse es nur. Er weiß es? Das ergab keinen Sinn. Verdammt nochmal, Harry! Begründe wenigstens deine Anschuldigung!

Professor Snape wiederholte seine Worte langsam. Mit Pausen. Kalt und emotionslos. So wie er nun mal war.

• • •

Keine Ahnung, ob ich an diesem Tag noch überhaupt ein Wort sagte. Ich war in Gedanken versunken. Versuchte mir die Fragen zu beantworten, ohne jegliche Informationen darüber. Zerbrach mir den Kopf wie schon lange nicht mehr. Am späten Abend, nach dem Beginn der Nachtruhe auf dem Astronomieturm.

Dracos Kommen hatte ich nicht eingeplant. Ich erwartete ihn nicht. Denn wir trafen uns schon so lange nicht mehr da. Doch nur er schwirrte in meinem Kopf herum. Er, Harrys Verdacht, der längst mehr als ein Verdacht war und von dem schlimmen Erlebnis von Katie Bell, die gleich danach in den Krankenflügel eingeliefert wurde. Wie ich hörte, schlief sie noch immer.

Der Winter hatte noch mehr Ruhe hergebracht, vor allem wenn der Schnee auf die Erde fiel. Ich atmete die kalte Luft ein, als ich plötzlich Schritte auf der Treppe hörte. Ich drehte mich um. Mit ihm hätte ich nicht gerechnet.

»Du bist hier«, merkte ich an und drehte mich erleichtert zurück. Weil er so lange nicht dort war, musste ich eher mit einem Lehrer rechnen, der mich erwischte. »Das warst du lange nicht mehr.«
»Vielleicht brauche ich das hier ja.« Er stand jetzt neben mir. War das ein Geständnis? Die indirekte Aussage, dass es ihm nicht gut ging und ihm die Gespräche an diesem Ort gut taten?

»So wie du mich vor einer Weile in einem leeren Saal am Klavier sitzen brauchtest?«, erinnerte ich an den Nachmittag. Der Raum der Wünsche öffnete sich eben nur, wenn er gebraucht wurde. Er hätte diese Tür gesehen, das Klavier nie gehört und den Raum nie betreten können, hätte er ihn nicht gebraucht. Was das zu bedeuten hatte, war mir noch immer nicht klar. Und ob das jemals schon mal jemanden passierte, fragte ich mich ebenfalls nach wie vor.

»Katie Bell wurde von einer Kette in Hogsmeade verflucht heute. Ich habe es mit angesehen. Harry vermutet dich dahinter.« Es dauerte, bis etwas von ihm kam: »Und du glaubst das auch?«
»Ich denke, es ist verrückt.«

Verrückt, dass es geschehen ist. Verrückt, dass Harry Draco beschuldigte.
Verrückt, dass es doch keine Gründe für Draco gab, es zu tun.
Verrückt, dass ich keine Ahnung hatte, ob ich Draco bei diesem Thema wirklich ausschließen sollte.

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autor note:

Wir sind schon hier angelangt, krass!
Ich bin gerade noch voll im Brainstorming des 2. Teils hiervon und der erste ist bald zur Hälfte schon veröffentlicht.

Katie Bell wurde verflucht und Ana kann Harrys Verdacht leider nicht ausschließen, so sehr sie es auch gern wöllte.

Wir wissen ja alle, was im 6. Teil von Harry Potter passiert ist, was es mit Katie Bells Fluch auf sich hat und wie es weiter geht, weshalb das alles hier nichts neues ist. Trotzdem freue ich mich, wenn es euch dennoch gut gefällt und ich denke langsam bewegen wir uns wirklich Richtung großer Gefühle zwischen den beiden. Hoffentlich schaffe ich es diese auch perfekt zu übermitteln.

We go down together || Draco Malfoy Fanfiction [Harry Potter]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt