10. Nachtschwarz - Opalschwarz

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10. Nachtschwarz - Opalschwarz

Die neue Woche beginnt mit ein paar Gefangennahmen, an denen ich maßgeblich beteiligt bin.

Adrian Pucey stirbt während des Exits, was ich mit einem gleichgültigen Schulterzucken quittiere, als Harry mir davon berichtet, doch Daphne Greengrass überlebt das Ritual. Ich nehme an ihrer Befragung teil, verlasse den Raum aber frühzeitig, als sich herausstellt, dass sie nichts weiß, was uns von Nutzen sein könnte.

Dass die Verhöre überwiegend ergebnislos verlaufen, wird sich über kurz oder lang zum Problem entwickeln. Massenhaft Todesser von ihrem Dunklen Mal zu befreien, bringt uns überhaupt nichts, wenn sie keine hilfreichen Informationen für uns haben. Ganz im Gegenteil. Wir müssen sie irgendwo unterbringen, rund um die Uhr bewachen und obendrein durchfüttern, was immer mehr logistische Anpassungen erfordert. Der Widerstand ist zwar nach wie vor gut aufgestellt, aber unsere Ressourcen sind nicht unbegrenzt.

Lange kann es so nicht mehr weitergehen. Malfoy wird bald konkretere Vorschläge machen müssen — zumindest was die potentiellen Exit-Kandidaten betrifft.

Während ich zu genau diesem Schluss komme, betrete ich am Mittwochmorgen an Ginnys Seite den Sportraum, um zum ersten Mal seit zwei Wochen mit den anderen Rebellen zu trainieren. Die Suche nach Greyback, die 'Sache' mit Malfoy und mein Aufenthalt in Camp Weiß haben mich eine ganze Weile erfolgreich abgelenkt, aber jetzt, wo ich mich strecke und dehne, merke ich, wie sehr ich es vermisst habe, mich auszupowern.

Aus dem Augenwinkel entdecke ich Malfoys blonden Haarschopf, vermeide es aber, zu ihm hinüberzusehen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Ginny mich gerade sehr genau beobachtet, und auf ihre Sticheleien kann ich am heutigen Morgen verzichten.

Meine Bemühungen sind — wie könnte es anders sein — vergebens.

„Und? Hast du ihn gefragt?", erkundigt Ginny sich neugierig, während sie damit beginnt, sich locker aufzuwärmen.

Ich senke meinen Blick betont desinteressiert auf das Springseil, das ich gerade ruppig entwirre, und stelle mich absichtlich dumm.

„Wen habe ich was gefragt?"

Ginny gibt ein ungeduldiges Geräusch von sich.

„Malfoy. Wegen meiner Party."

Ich zucke mit den Schultern.

„Ich habe erwähnt, dass es eine Geburtstagsfeier geben wird und es ihm nicht verboten ist, dort zu erscheinen, ja", lüge ich dreist. Ich mache einen Probesprung, dann ziehe ich seufzend meinen Zauberstab und verkürze das Springseil um gleich mehrere Zentimeter. Verdammte Riesen. „Keine Ahnung, ob er wirklich kommt."

„Soso", summt Ginny mit einem Hauch von Belustigung in der Stimme. „Wie oft seht ihr euch denn so, um euch zu unterhal—"

Eine andere, viel ernstere Stimme unterbricht Ginny mitten im Satz.

„Kann ich dich mal sprechen?"

Ich hebe erleichtert den Blick, doch meine Hoffnung auf eine willkommene Ablenkung verfliegt prompt, denn ich schaue direkt in Deans angespanntes Gesicht.

„Unter vier Augen", fügt er hinzu.

Ginny seufzt und entfernt sich murrend. Ich für meinen Teil lasse das Springseil fallen und stemme die Hände in die Hüften.

„Was gibt's?", frage ich knapp.

„Ich habe nachgedacht", beginnt Dean. „Über das, was ich letztens beobachtet habe. Du hast zwar gesagt, es würde mich nichts angehen, aber—"

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