2. Graphitschwarz – Orkanschwarz
Als wäre es nicht schon Zumutung genug, dass ich neuerdings bei jeder Mahlzeit Gefahr laufe, Malfoy zu begegnen, bestimmt Harry nach einer weiteren Woche, dass der Mistkerl ab sofort an den Trainings teilnehmen soll. Selbstverständlich unbewaffnet und obendrein stets begleitet von Blaise oder Dennis Creevey, die sich für diese Aufgabe doch tatsächlich freiwillig gemeldet haben. (Irre, wenn man mich fragt.)
Ich weiß zwar, dass Malfoy unter diesen Bedingungen keine echte Bedrohung darstellt, bin Harry aber trotzdem fast an die Gurgel gegangen, als ich es erfahren habe.
Ich – will – ihn – nicht – sehen. Wieso kapiert das niemand?
Nicht einmal die neuen Informationen zum sogenannten Exit (ein lächerlicher, kindischer Begriff) können mich besänftigen. Ich scheine die absolut Einzige zu sein, die sich von der Euphorie, die Malfoys zweite und dritte Befragung ausgelöst haben, nicht anstecken lässt. Sogar Ron gibt sich mittlerweile nüchtern, wann immer das Thema aufkommt.
„Dieses Ritual ist ein mächtiges Werkzeug, Hermine", hat er erst gestern schulterzuckend gesagt. „Wenn es uns dabei hilft, Toms Armee zu schwächen, dann kann ich großzügig darüber hinwegsehen, dass ausgerechnet das Frettchen uns alles darüber beibringt."
Nach dieser Aussage habe ich meine Hoffnungen darauf, in Ron einen Verbündeten zu finden, ein für alle Mal begraben.
Er mag recht haben. Dieser Exit ist mit Sicherheit ein mächtiges Werkzeug. Vorausgesetzt natürlich, er funktioniert überhaupt. Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob dieses neue Wissen eine ausreichende Entschädigung für die Scherereien ist, die mit Malfoys Überlaufen einhergehen. Herumschnüffelnde Todesser vor unseren Dörfern, zum Beispiel. Es ist wirklich zum Schreien.
Ich fokussiere mich wieder auf das Hier und Jetzt, indem ich einmal tief durchatme und energisch die Tür zum Sportraum aufstoße.
Zu meinem Verdruss ist der Raum immer noch voller plappernder Rebellen, obwohl das Training längst vorbei sein sollte. Ich nehme an, Ron hat sie wieder Extra-Liegestützen machen lassen. Was wirklich unvorteilhaft ist, denn ich bemerke in meinem peripheren Sichtfeld sogleich einen unheilverkündenden, platinblonden Fleck. Urgh, nein.
Ich halte meinen Blick auf den grauen Betonboden gerichtet, während ich zu Ron hinüber stapfe, der gerade mit ein paar gekonnten, wenn auch gelangweilten Bewegungen seines Zauberstabs die Sportmatten desinfiziert.
„Es ist eine Zumutung", schimpfe ich. Ich bleibe neben ihm stehen, stemme die Hände in die Hüften und beobachte ihn bei seiner Arbeit. „Allein draußen laufen zu gehen, meine ich. Ich war mehr damit beschäftigt, über die Schulter zu schauen, als zu joggen."
„Dann tu es nicht", erwidert Ron gelassen und wirft mir einen milde amüsierten Blick zu. „Dein Laufband war heute Morgen ebenfalls recht einsam."
Ich verdrehe ausgiebig die Augen und knirsche mit den Zähnen.
„Du weißt, weshalb ich nicht hier trainieren wollte", murre ich.
Ron seufzt, bringt den letzten Desinfektionszauber mit einem etwas schnelleren Schnippen seines Zauberstabs zu Ende und steckt diesen weg. Dann schiebt er die Hände in die Taschen seiner Cargohose und wendet sich mir zu.
„Hör zu, Hermine", sagt er leise und senkt den Kopf, damit er mir besser in die Augen schauen kann. „Ich weiß, dass du ihn nicht hier haben willst. Glaub mir, ich auch nicht. Er ist ein Arsch und ich traue ihm nicht. Aber dennoch - nein warte, lass mich aussprechen – aber dennoch können wir es uns nicht leisten, sein Angebot abzulehnen und ihn wieder vor die Tür zu setzen. Seine Informationen sind zu kostbar, da hat Harry leider recht."
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REBEL
Fanfictionᴅʀᴀᴍɪᴏɴᴇ • Hermine ist eine Rebellin. Niemand weiß besser als sie, dass der Grat zwischen Gut und Böse schmal ist. Dieser schmale Grat ist grau. Wie Malfoys Augen. Jetzt ist er hier, im Hauptquartier, zu gleichen Teilen die personifizierte Provokati...