11. Diamantschwarz - Tiefschwarz
Mein schlechtes Gewissen lässt nicht lange auf sich warten. Allerdings hat das nichts damit zu tun, dass Draco Malfoy mir (wieder einmal) einen Orgasmus beschert hat, ohne sich dessen bewusst oder auch nur körperlich anwesend zu sein. Nein, diesmal handelt es sich um echte Schuldgefühle. Während ich mich in den Stunden nach meinem schwachen Moment im Trainingsraum vielleicht noch ohne Gewissensbisse in den Erinnerungen an unsere Küsse verlieren konnte, sieht es jetzt, ein paar Tage später, schon wieder ganz anders aus.
Zunächst wäre da die Sache mit Lucius.
In den letzten Wochen habe ich das Thema erfolgreich beiseite geschoben, doch je mehr ich mit Malfoy spreche, je näher wir uns kommen, je öfter er mit mir flirtet und je intensiver ich über ihn nachdenke, desto präsenter ist folgender Gedanke: Er weiß nicht, dass ich diejenige war, die seinen Vater umgebracht hat. Und genau dieser Gedanke spukt durch meinen Kopf, schnürt mir die Kehle zu und nagt an meinen Nerven.
Obwohl ich der festen Überzeugung bin, dass Lucius, dieser verachtenswerte Bastard, seinen Tod mehr als verdient hatte, fühlt sich das Zurückhalten der Information an wie Verrat. Malfoy sollte es wissen, doch ich habe keine Ahnung, wie ich es zur Sprache bringen soll. Außerdem ist der richtige Zeitpunkt meinem Gefühl nach bereits verstrichen. Ein echtes Dilemma.
Dazu kommt, dass ich nach Malfoys kleiner Fesselshow im Trainingsraum schwören könnte, dass ich ihn mindestens genauso sehr anziehe wie er mich. Diese Art, wie er sich fast schon angeboten hat. Seine Blicke. Was er gesagt hat. Der respektvolle Umgang mit meiner Angst. Seine steinharte Erektion. Alles Dinge, von denen ich sicher bin, dass sie nicht geschauspielert waren. Und das wiederum bringt mich zu meinem zweiten Problem.
Wenn nicht nur das körperliche, sondern auch das geistige und emotionale Interesse, das ich ihm gegenüber verspüre, auf Gegenseitigkeit beruht, dann sind wir kein effektives Team mehr; können es überhaupt nicht sein.
Die Regel, dass Mitglieder des Widerstands, die irgendeine Art romantische Beziehung miteinander führen, nicht Seite an Seite kämpfen dürfen, habe ich höchstpersönlich ins Leben gerufen. Sie ist auch der Grund dafür, warum Dean und ich erst begonnen haben, gemeinsam auszurücken, nachdem wir aufgehört hatten, miteinander zu vögeln. Was während der Greyback-Mission geschehen ist, war der beste Beweis dafür, warum man diese Regel nicht brechen sollte. Ich habe mich ablenken lassen, weil ich besorgt war. Und ich war besorgt, weil mir (wieder) etwas an Malfoy liegt, ob ich es wahrhaben will oder nicht. Wenn es ihm ähnlich oder sogar genauso geht, dann besteht auf beiden Seiten das Risiko, dass ein solcher Fehler wieder passiert.
Als Team sind wir für den Widerstand eine Gefahr.
Also tue ich, was ich immer tue, wenn ich eine Situation auflösen will, ohne dabei meine Komfortzone zu verlassen: ich ändere den Plan.
Als ich Blaise bitte, neue Teams zu bilden und Malfoy bei der nächsten Mission mit Dennis Creevey rauszuschicken statt mit mir, ahne ich noch nicht, dass das rein gar nichts besser machen wird.
***
„Scheiße", zische ich atemlos, während ich mich in dem demolierten Unterschlupf umsehe.
Überall Trümmer — Holzsplitter von zerborstenen Möbeln, das Innenleben aufgeplatzter Sofapolster, zerschmettertes Glas, qualmende Vorhänge. Und dazwischen Blut. So viel Blut. Wir können von Glück sagen, dass es sich größtenteils um das unserer Gegner handelt. Sie waren in der Überzahl und hätten uns vermutlich im Handumdrehen erledigt, wenn wir nicht die meisten von ihnen im Schlaf überrascht hätten. Nur zwei Nachtwachen. So fahrlässig.
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REBEL
Fanfictionᴅʀᴀᴍɪᴏɴᴇ • Hermine ist eine Rebellin. Niemand weiß besser als sie, dass der Grat zwischen Gut und Böse schmal ist. Dieser schmale Grat ist grau. Wie Malfoys Augen. Jetzt ist er hier, im Hauptquartier, zu gleichen Teilen die personifizierte Provokati...