13. Anthrazitschwarz
Vor nicht einmal vierundzwanzig Stunden war ich noch überzeugt davon, dass die Kälte in meinem Körper nie wieder verschwinden würde. Jetzt, als ich langsam zu mir komme, ist davon so gut wie nichts mehr übrig. Stattdessen sickert eine unaufdringliche Hitze in jede meiner Poren. Eine sanfte, wohltuende und alles umschließende Wärme, die von einem ungewohnten Gewicht auf meinem Körper begleitet wird. Es fühlt sich an, als läge ich in einem Kokon.
Und ich finde es fantastisch.
Da sind sie wieder: dieser Duft, die ruhigen Atemgeräusche und ein Gefühl der Sicherheit, das ich nicht rational erklären aber ganz tief in meinen Knochen spüren kann.
Ich bin sicher mit ihm.
Diesmal dauert es nur einen Sekundenbruchteil, bis ich kapiere, wer mich gerade in seinen Armen hält. Und meine Logik sagt mir, dass er mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit auch seine Hände auf mir hat, denn ich bin mir ebenso sicher, dass er tief und fest schläft. Selbst jemand, der so kühl und beherrscht ist wie Malfoy, ist wohl kaum in der Lage dazu, seinen Gliedmaßen vorzudiktieren, wie sie sich zu verhalten haben, sobald er ins Land der Träume abdriftet.
Das hier ist keine aktive Zurschaustellung von Aufdringlichkeit und Malfoy ist (wie ich schon so oft festgestellt habe) nicht Dean. Er ist einfach ein menschliches Wesen, dessen Körper seinen Instinkten nachgibt.
Anstatt in Panik zu geraten, zwinge ich mich also dazu, sowohl meinen Herzschlag als auch meine Atmung zu beruhigen und die Situation, in der ich so unverhofft erwacht bin, als eine Art Experiment zu betrachten. Ich refokussiere mich auf meine Sinne und registriere ein leichtes Prickeln an all den Stellen, an denen wir uns gerade berühren. Ich bin noch schlaftrunken und kann seine Hände nicht gleich lokalisieren, weiß dafür aber recht schnell, wo sich meine eigenen befinden. Meine linke Hand ruht ganz unschuldig auf seinem Schulterblatt; die rechte hat sich den Weg in seine Boxershorts gebahnt und liegt auf seiner Pobacke.
Scheinbar bin ausnahmsweise einmal ich der aufdringliche Part. Ups.
Meine Hand drückt versuchsweise zu und findet nichts als harten Muskel und seidenglatte Haut, woraufhin mir beinahe ein Seufzen entflieht. Nun, was habe ich erwartet? Sein Arsch sieht perfekt aus. Ich hätte wissen müssen, dass er sich genauso perfekt anfühlen würde.
Malfoy bewegt sich im Schlaf, was meine Aufmerksamkeit auf einen anderen, wenn auch nicht weniger interessanten, Teil seines Körpers lenkt. Als mir klar wird, was genau ich da zwischen meinen Beinen spüre, muss ich mir auf die Lippe beißen, um kein Geräusch von mir zu geben, das ich später vermutlich bereuen würde.
Er ist hart. Und nicht einmal die zwei Lagen Stoff, die uns immer noch trennen, können verbergen, wie hart er ist. Ziemlich hart. So hart, dass mein Körper instinktiv reagiert.
Oh, was für eine Ironie des Schicksals. Hermine Granger ruiniert ihr Höschen für Draco Malfoy und er hat keinen blassen Schimmer. Schon wieder.
Meine Gedanken kreisen fieberhaft und das Verlangen, das plötzlich durch meinen Körper pulsiert und verzweifelt versucht, die Oberhand zu gewinnen, macht das Denken nicht einfacher. Was soll ich bloß tun? Ihn weiterschlafen lassen, seine Wärme und Nähe auskosten und danach vorgeben, es wäre überhaupt nichts geschehen? Meine Hormone proben einen Aufstand, noch bevor ich den Gedanken zu Ende denken kann. Oder aber ich könnte ihn wecken, indem ich mich an ihm reibe und ihm ins Ohr flüstere, dass es okay ist? Nur dieses eine Mal?
Es fällt mir immer schwerer, gleichmäßig zu atmen und meine Augen geschlossen zu halten. Ich will ihn sehen, ich will ihn anfassen, ich will mehr, mehr, mehr. Diese Gier, die mich immer nur dann zu überfallen scheint, wenn es um ihn geht, sorgt dafür, dass ich total vergesse, mich darum zu sorgen, wo zum Teufel eigentlich seine Hände sind. Ich bin sogar so sehr damit beschäftigt, mich zu disziplinieren, dass ich erst viel zu spät merke, wie starr Malfoys Körper geworden ist.

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REBEL
Fanfictionᴅʀᴀᴍɪᴏɴᴇ • Hermine ist eine Rebellin. Niemand weiß besser als sie, dass der Grat zwischen Gut und Böse schmal ist. Dieser schmale Grat ist grau. Wie Malfoys Augen. Jetzt ist er hier, im Hauptquartier, zu gleichen Teilen die personifizierte Provokati...