15. Kohleschwarz
Bis jetzt läuft alles nach Plan.
Blaise hat die Neuigkeit, dass Malfoy und ich ab sofort wieder ein Team bilden werden, kommentarlos akzeptiert und, wie von mir erhofft, bei einem der Strategiemeetings verkündet. Wie Malfoy die Nachricht aufgenommen hat, weiß ich allerdings nicht, denn ich habe in der vergangenen Woche an keiner Besprechung teilgenommen und ihn außerdem bewusst gemieden. Wenigstens sind in den letzten Tagen meine Tränen versiegt, was eine echte Erleichterung ist. Ich hatte ganz vergessen, wie belastend es sein kann, wenn man jeden Morgen einen Glimmerzauber auflegen muss, um seine geschwollenen Augen vor der Welt zu verbergen.
Heute endet meine Gnadenfrist. Die Auskundschaftung des Landsitzes der Familie Nott steht an und mir bleibt nichts anderes übrig, als meinem neuen alten Partner unter die Augen zu treten. Seit unserer Auseinandersetzung sind exakt zwei Wochen vergangen. Es ist also vermutlich kein Wunder, dass mein Herz bei dem Gedanken, Malfoy wiederzusehen, Purzelbäume schlägt, aber ärgern tut es mich trotzdem.
Während der Lift zum Leben erwacht und seinen Weg auf das Dach des St. Mungo antritt, zwinge ich mich dazu, tief durchzuatmen und meinen Kiefer zu lockern. Vermutlich bin ich die Letzte, denn ich habe absichtlich getrödelt, was eigentlich überhaupt nicht meine Art ist.
'Tödlichste Hexe ihrer Zeit' nennen sie mich heutzutage. Niemand sagt es mir ins Gesicht, aber manchmal höre ich das Getuschel. Seit Jahren bin ich Staatsfeind Nummer Zwei, gleich nach dem Unerwünschten Nummer Eins, und es sieht nicht danach aus, als würde sich das in naher Zukunft ändern. Todesser fürchten mich, Rebellen respektieren mich, und meine Fluchstatistik finde sogar ich gruselig. Doch das Einzige, was es schafft, mich nervös zu machen, ist ein Mann.
Es ist wirklich ein verdammter Witz.
Das aschgraue Licht der Abenddämmerung sickert durch die Gitter des Lifts und kriecht vorwärts, bis die Kabine zum Stehen kommt. Als die Gitter beiseite schweben, straffe ich die Schultern, setze meinen gleichgültigsten Gesichtsausdruck auf und marschiere auf das Dach.
Platinblond. Urgh.
Nach wie vor ist es unmöglich, den Mistkerl zu übersehen.
Mit verschränkten Armen positioniere ich mich in der Mitte des Dachs und beobachte aus dem Augenwinkel, wie Malfoy zu mir herüber schlendert. Als er sich so nah hinter mich stellt, dass ich seine Körperwärme durch unserer beider Kampfausrüstungen spüren kann, kostet es mich all meine Selbstbeherrschung, an Ort und Stelle stehen zu bleiben. Das Lachhafte daran ist, dass ich nicht den Drang verspüre, mich von ihm zu entfernen. Im Gegenteil. Meine Beine möchten zwei Schritte zurücktreten; mein Rücken verlangt danach, sich an seine starke Brust zu lehnen.
„Sind wir vollständig?", ruft Blaise, was in Anbetracht der Größe unserer Gruppe ziemlich überflüssig ist. Wir sind nur sechs Leute, verdammt nochmal.
Ich nicke dennoch pflichtbewusst und strecke die Hand aus, um einen der Rückkehr-Portschlüssel entgegenzunehmen, die er gleich im Anschluss austeilt.
„Alles klar", sagt er zufrieden, nachdem er alle Portschlüssel losgeworden ist. „Dank unseren beiden neusten Neuzugängen und unserem lieben Draco hier—" Ich rolle ausgiebig mit den Augen und werfe Blaise einen finsteren Blick zu. „—wissen wir ziemlich genau, wo das Land der Notts beginnt und endet. Es sollte also kein Problem sein, per Offenbarungszauber die Anti-Disapparations-Grenzen ausfindig zu machen. An denen können wir uns dann entlang hangeln, um uns ein Bild von den Schutzzaubern zu machen, die rund um das Grundstück installiert sind. Die geläufigen Muggelabwehr- und Alarmzauber interessieren uns nicht. Heute geht es um die richtig fiesen Sachen, die unsere Fluchbrecher gegebenenfalls vor Herausforderungen stellen könnten. Schwarze Magie, Blutmagie, solche Dinge eben."

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REBEL
Fanfictionᴅʀᴀᴍɪᴏɴᴇ • Hermine ist eine Rebellin. Niemand weiß besser als sie, dass der Grat zwischen Gut und Böse schmal ist. Dieser schmale Grat ist grau. Wie Malfoys Augen. Jetzt ist er hier, im Hauptquartier, zu gleichen Teilen die personifizierte Provokati...