22. Sturmgrau - Schmutzgrau

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22. Sturmgrau - Schmutzgrau

„Vorbesprechung, Blaise", verkünde ich fröhlich.

Weder der eiskalte Wind, der uns in Wiltshire empfangen hat, noch der strömende Regen, der trotz des Imprägnierzaubers meine Kampfausrüstung durchweicht, schaffen es, das breite Grinsen, das Malfoys Klaps auf meinen Po geschuldet ist, von meinem Gesicht zu verbannen.

Blaise dreht sich zu mir herum und hebt eine Augenbraue.

„Für eine Mission dieses Kalibers klingst du viel zu gut gelaunt", kommentiert er trocken.

Ah, heute also keine richtige Vorbesprechung, seiner Abergläubigkeit zum Trotz.

Ich zucke unschuldig mit den Schultern.

„Wir müssen optimistisch bleiben, nicht wahr?", erwidere ich. „Bis zum bitteren Ende."

Blaise stößt ein zustimmendes Brummen aus, dann richtet er seinen Blick wieder auf die Baumlinie, aus der jederzeit Olivers Patronus hervorbrechen und somit den Startschuss für das Angriffsteam geben könnte.

„Du weißt, dass er dich anbetet, oder?", fragt er plötzlich aus heiterem Himmel. „Ich kenne ihn gut genug, um dir versichern zu können, dass das, was er bei der Strategiebesprechung gesagt hat, ernst gemeint war. Er würde alles für dich tun. Sogar sterben, fürchte ich."

Sein ernster Tonfall wischt mir das Lächeln aus dem Gesicht. Ich wende ihm überrascht den Kopf zu und runzele die Stirn.

Blaise stößt ein leises Seufzen aus. In seiner Wange zuckt ein Muskel.

„Was ich damit sagen will, ist: heute müsst ihr noch besser aufeinander achtgeben als bisher", fährt er fort. „Dermaßen eng mit jemandem zusammenzuarbeiten, der einem wichtig ist, birgt gewisse Risiken. Ich weiß jedenfalls, wozu ich fähig wäre, wenn ich die Vermutung hätte, dass Ginny sich in Gefahr befindet. Und Draco steht mir in diesem Punkt in nichts nach."

Mir wird schlagartig klar, was Blaise mit seinen Worten bezwecken will: er bittet mich, seinen Freund nicht im Stich zu lassen, sollte es hart auf hart kommen. Dass er überhaupt das Gefühl hat, das tun zu müssen, stimmt mich nachdenklich. Sollte er mich nicht besser kennen?

Mein erster Impuls ist, abweisend zu reagieren, doch dann besinne ich mich eines Besseren. Blaise meint es nicht böse, da bin ich mir sicher. Auch er hat einfach nur Angst. Und wie könnte ich ihm das vorwerfen?

Ich nehme mir einen Moment, um eine angemessene Antwort zu formulieren.

„Du hast mich gefragt, ob ich weiß, dass er mich anbetet", beginne ich und blinzele zu ihm auf. „Du bist ein guter Freund, Blaise, allerdings solltest du wissen, dass ich in ihn verliebt bin. Schon eine ganze Weile, ehrlich gesagt. Ich kann dir also versprechen, dass ich alles in meiner Macht Stehende tun werde, um sicherzustellen, dass ihm nichts geschieht. Aus purem Egoismus natürlich."

Bei meinen letzten Worten biegen sich Blaise' Lippen zu einem Lächeln.

„Nun, mehr wollte ich nicht hören", sagt er genau in dem Moment, in dem Olivers Patronus die Lichtung erhellt. „Dann ist ja alles geklärt. Und jetzt lass uns diesen Wahnsinn beenden."

***

Scheiße, scheiße, scheiße.

Das ist das einzige Wort, das mir durch den Kopf schießt, während sich Seile um meine Hand- und Fußgelenke winden.

Sie waren zu dritt und hatten das Überraschungsmoment auf ihrer Seite, wohingegen Ron und ich ihnen arglos in die Falle getappt sind. Merlin sei Dank ist Harry nicht auf die dämliche Idee gekommen, einzuschreiten und somit seine Deckung aufzugeben. Er steckt nach wie vor sicher unter dem Umhang seines Vaters, was ein kleiner Trost ist. Ron wiederum liegt blutend am Boden, seitdem Rodolphus ihn mit einer uralten Vase an der Schläfe erwischt hat. Keine Magie; lediglich ein gleichermaßen präziser wie brutaler Schlag. Es ist wirklich zum Schreien.

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