Prolog

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Diese grasgrünen Augen, deren Blicke mich durchlöcherten. Diese Blicke waren so sehr von Hass erfüllt, wie nicht einmal meine eigenen es waren. Zumindest ihm gegenüber nicht. Die Tränen, die dem Mädchen die Wangen runter liefen, passten überhaupt nicht in dieses Bild. Sie machten den Hass und die Mordlust in ihr wieder zu nichte und ließen sie, anders als sie es wahrscheinlich gewollt hatte, eher Harmlos und verzweifelt statt bedrohlich wirken.
Auch die Hand in der sie die Waffe hielt, deren Lauf sie auf meinen Kopf gerichtet hatte, zitterte nur unruhig und ängstlich.
Kein Zweifel. Die Kleine war nicht in der Lage mich zu töten. sie konnte es nicht, weil sie zu viel Angst davor hatte.
Ich bewegte mich aus meiner Position und drückte die Waffe mit einem Finger nach unten.
Wie ich es bereits vorher vermutet hatte drückte sie den Abzug nicht und ließ die Waffe fallen.
Ich griff sie im Würgegriff, hob sie nach oben und drückte sie gegen die Wand, die vorher noch hinter mir war. Keine Gegenwehr. Sie versuchte nicht einmal sich zu befreien. Stattdessen nahm sie ihr Schicksal, zu sterben, einfach an und schloss die Augen. Ihr Tränenfluss verstärkte sich und sie murmelte nur eine leise Entschuldigung.
Im selben Augenblick lockerte ich meinen Griff etwas. Mir war klar, dass sie mir mit dieser Einstellung noch nützlich werden konnte und entschied mich sie am Leben zu lassen.
Ich drehte mich leicht um und erkannte eine Lache aus Blut, die den ganzen Boden der Räumlichkeit bedeckte. Und darin ein Meer aus Leichen und die Männer in schwarz mit ihren Waffen auf die um Hilfe schreienden  und um ihr Leben bettelnden Menschen, die sich mittlerweile an die von mir am weitesten entfernte Wand drängten, gerichtet.
Diese Bettelei um Gnade. Jeder einzelne von ihnen wollte leben. Nur das Mädchen, das ich noch immer gegen die Wand drückte, nicht.
Sie hatte ihre Augen wieder geöffnet und sah mich bettelnd an. Ihr Blick flehte mich an sie zu töten.
Ich rief einen der Bewaffneten Männer zu mir und übergab ihm die Kleine mit dem Befehl sie lebend ins Hauptquartier zu bringen.
Er bestätigte mir, dass er dem nachkommen würde und ich widmete mich der restlichen Truppe. Sie alle waren genau so ängstlich wie das Mädchen. Nur hatten sie im Gegensatz zu ihr keinerlei Kampfgeist.
sie waren nur ein jämmerlicher Haufen, der auf seine Hinrichtung wartete und betete, nicht sterben zu müssen. Ihre Leben wären für uns nichts wert. Ich wollte gerade den Befehl geben sie zu töten, als wir überraschend Besuch bekamen und ich gleichzeitig noch einen Anruf erhielt.
In dem Moment begriff ich, dass diese Bande ihre schwächsten Mitglieder als Lockvögel benutzt hatte um uns dann aus dem Hinterhalt anzugreifen.
Und ich konnte den Anruf nicht ignorieren, da er vom Boss war. Ich musste mich also voll und ganz auf dieses unfähige Weibstück verlassen, dass neben mir auch noch Befehlsgewalt hatte.

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