Kapitel 11

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Ich griff sie an und sie wich geschickt aus. Ihre Bewegungen waren schnell und geschickt. Doch das war nicht genug. Schon nach wenigen Minuten hatte ich ihr Bewegungsmuster durchschaut. Mit einem direkten Angriff hätte ich sie ab da ohne Probleme töten können. Trotz ihrer Dolche konnte sie sich nicht mehr wehren, als ich mich angepasst hatte.
Ich stoppte meinen letzten Angriff unmittelbar bevor meine Klinge ihren Hals traf.

„Im Ernstfall wärst du jetzt gestorben.", sagte ich kalt. „Du darfst nicht bei deinem Bewegungsmuster bleiben. Du muss es zwischendurch immer wieder ändern. Sonst ist es für deine Feinde ein leichtes dich zu überlisten wie du gerade gemerkt haben solltest."

Ich zog meine Klinge zurück und ging auf sie zu. Sie nickte und atmete schnell.

„Verstehe.", antwortet sie nur.

„Du musst mit allem Kämpfen was in dir steckt. Lass deinen Gegner keine Schwachstellen finden und zögere nicht, wenn du eine Gelegenheit zum Angriff hast.", sprach ich weiter.

„Verstanden.", sagte sie und ging wieder in Kampfbereitschaft.

Also wiederholten wir das Spiel. Jedoch war sie diesmal schon deutlich besser. Sie fing an meine Angriffe abzuwehren. Es war offensichtlich, dass sie sich zu Herzen nahm was ich ihr gesagt hatte und sie lernte verdammt schnell.
Diesmal fiel es mir schon viel schwerer, sie Einzuschätzen. Aber der eigentliche Zweck dieses Trainings war ja, ihren Umgang mit ihrer Fähigkeit zu verbessern. Ich verstärkte meinen Angriff.

„Benutz deine Fähigkeit um zu entkommen!", rief ich ihr zu. „Das ist der einzige Weg. Solange ich dich sehe kann ich dich angreifen."

Für sie wurde diese Situation immer aussichtsloser. Denn je länger sie sich wehrte, umso mehr verstärkte ich meine Attacken. Ihre Bewegungen wurden unkoordinierter und sie wurde immer panischer.
Doch plötzlich konnte ich sie nicht mehr sehen. Sie hatte es geschafft sich unsichtbar zu machen und somit zu entkommen.

‚Sehr gut.', dachte ich mir und grinste. ‚Jetzt geht der Spaß erst richtig los'

Ich fing an meine Klingen zur Verteidigung um mich herum wirbeln zu lassen. Wenn Nanami an mich rankommen wollte musste sie diese irgendwie abwehren. Spätestens dann hätte ich sie bemerkt.
Das dachte ich zumindest. Denn plötzlich hatte ich eine Klinge am Hals.

„Jetzt hab ich dich.", sagte Nanami leise.

„Freu dich nicht zu früh.", grinste ich.

Ich ließ eine meiner Klingen um ihren Knöchel schlängeln und hob sie Kopfüber in die Luft. Den Dolch wehrte ich mithilfe einer weiteren Klinge ab.

„Wer hat jetzt wen?", fragte ich die Dunkelblonde.

Sie lachte nur und ich ließ sie runter.

„Danke.", sagte sie.

Ich sah sie nur fragend an und fragte wofür.

„Danke, dass du mit mir trainierst", antwortete sie.

Wir führten das Training in den darauffolgenden drei Wochen weiter. Und Sie wurde mit jeder Stunde besser.
Auch die Aufträge mit ihr gemeinsam waren immer sehr schnell erledigt.
Nach diesen drei Wochen war ich gerade Abends im Hafen unterwegs, als ich eine Nachricht bekam. Diese stammte von einer Fremden Nummer. Doch als ich sie öffnete und sie mir durchlas sah ich, dass sie vom Menschentiger war.

‚Woher hat der bitte meine Nummer?', fragte ich mich.

Er bat mich zum Hafen zu kommen und wollte mich dort treffen. Er konnte ja nicht wissen, dass ich schon längst im Hafen war. Ich ging also zum Treffpunkt, den er mit geschrieben hatte. Dort angekommen sah ich ihn, wie er aufs Wasser schaute und ging zu ihm.

„Was wolltest du?", fragte ich.

Er sah mich an und antwortete, dass er nur reden wollte. Dann packte ich ihn am Kragen und drückte ihn gegen die Wand, die einige Meter hinter uns stand.

„Was fällt dir eigentlich ein mir auf mein Diensttelefon zu schreiben!? Und woher hast du die Nummer?", fauchte ich.

„Wenn du mich runterlassen würdest, würde ich es dir erklären."

Ich ließ ihn also runter und wartete gespannt auf seine Erklärung.

„Ich war vor drei Wochen vielleicht mal kurz heimlich an deinem Handy.", sagte er lächelnd und kratzte sich am Hinterkopf.

„Wie?", fragte ich.

Daraufhin lächelte er nur. Wahrscheinlich hatte er Momente, in denen ich unaufmerksam war ausgenutzt. Aber das war mir im nächdten Moment auch schon wieder egal.

„Hast du dicht gehalten?", fragte ich schließlich und drehte mich zum Wasser.

„Natürlich. Das bleibt schließlich unser kleines Geheimnis. Damit haben wir jetzt etwas, das uns beide verbindet.", sagte er.

Ich drehte mich um und sah ihn an.

„Was soll ...", fing ich an.

Doch der Weißhaarige unterbrach mich einfach mit einem Kuss.
Ich griff ihn daraufhin aus Reflex am Kragen und beförderte ihn ins Wasser.
Er lachte jedoch nur, als er wieder auftauchte.
Verwirrt sah ich ihn an.

„Eine andere Reaktion hab ich nicht erwartet.", sagte er.

Er schwamm zurück zu mir und wollte gerade aus dem Wasser klettern, als ich ihn einfach rückwärts wieder hinein schubste. Diesmal hatte er jedoch meinen Knöchel ergriffen und zog mich mit.

„Jetzt sind wir quitt.", lachte er.

Ich sah ihn nur kurz wütend an und musste dann doch schmunzeln.
Dann half ich uns beiden mithilfe meiner Fähigkeit aus dem Wasser und setzte mich an den Rand des Stegs.

„Akutagawa.", sagte der Weißhaarige leise, als er sich neben mich setzte.

Ich sah ihn an und wartete darauf, dass er weitersprach.

„Du wirkst heute so anders auf mich. Viel weniger aggressiv, als sonst immer. Ist irgendwas passiert?", fragte er besorgt.

„Ich habe zurzeit nur nicht die Kraft dafür. Wenn ich mich wie sonst immer mit dir anlegen würde, würdest du mich gerade ohne Probleme töten können.", antwortete ich nur.

Er sah mich an und als ich es ihm gleich tat, konnte ich Besorgnis aus seinem Blick lesen.

„Aber wenn ich ehrlich bin, will ich garnicht gegen dich kämpfen.", sagte er.

Seine Worte klangen Ehrlich und noch immer besorgt.

„Ich geb es nicht gern zu aber ich bin froh, dass du heil wieder zurückgekommen bist. Und auch ich möchte nicht gegen dich kämpfen.", sagte ich schließlich.

Er sah mich daraufhin überrascht an.

„Du wirst aber nicht krank oder?", fragte er.

Ich schüttelte den Kopf und legte mich hin.
Der Weißhaarige tat es mir gleich.

„Menschentiger. Warum bist du eigentlich nach allem was passiert ist so zu mir? Nach allem, was ich dir angetan habe?"

„Ganz einfach. Weil ich mich in dich verliebt habe.", sagte er leise lächelnd und schaute weiterhin nach oben.

Was hatte er da gerade zu mir gesagt? Hatte er das wirklich ernst gemeint?
Plötzlich setzte er sich auf und als ich es ihm gleichtuen wollte, hatte er sich schon über mich gebeugt und stützte sich mit seinen Händen neben meinem Kopf ab. Und bevor ich etwas sagen konnte küsste er mich. Es war fast so, wie beim letzten Mal, als wir uns gesehen hatten. Doch diesmal erwiderte ich den Kuss.
Und kurz darauf klingelte mein Handy.
Der Weißhaarige löste sich von mir und ließ von mir ab. Ich blieb jedoch reaktionslos liegen.

„Willst du nicht rangehen?", fragte er.

Ich schüttele den Kopf und setzte mich auf.

„Das kann warten.", sagte ich nur leise.

„Irgendwas hast du doch.", sagte er und schaute mir tief in die Augen.

Dann erzählte ich, was passiert war.
Der Weißhaarige sah mich mitfühlend an.

„Ich kann dir vielleicht helfen.", sagte er.

Ich sah ihn an und fragte, wie er das anstellen wollte.

„Im Detektivbüro wissen doch nur Kunikida und ich, wer Gin ist. Aber die anderen nicht. Somit kann ich sie von Yosano behandeln lassen, wenn du möchtest.", sagte er.

Ich dachte kurz darüber nach und stimmte dann zu. Ich würde alles dafür tun, dass es Gin wieder besser geht.
Also ging ich ins Hauptgebäude zurück und er schlich sich hinterher.

„Pass bloß auf, dass du nicht erwischt wirst.", sagte ich dann noch leise zu ihm und ich ging in den Keller, in dem sich die Krankenstation befand.

Auch dorthin folgte er mir leise. Ich bat darum mit Gin allein zu sein und wartete noch kurz ab.

„Du kannst rauskommen. Wir sind allein.", sagte ich und der Tiger kam aus seinem Versteck.

Ich betrachtete meine leblose Schwester und musste mir die Tränen verkneifen. Gin war mein einziger wunder Punkt und ich ließ den Weißhaarigen so nah heran. Ich überlegte noch einmal kurz, ob es das richtige war, was ich tat, doch entschied mich dazu ihm zu vertrauen. Leise brachten wir Gin aus dem Hauptgebäude.

„Ich verspreche dir, dass ihr nichts passieren wird. Yosano wird sie Heilen und dann sieht man nicht mal mehr eine Narbe.", sagte er und sah mich an.

Ich nickte leicht und dann verschwand er mit meiner Schwester.

„Hi. Ich hab dich schon gesucht. Der Boss meinte wir hätten einen Auftrag, doch er konnte dich nicht erreichen.", ertönte schließlich Nanami's Stimme hinter mir.

„Jetzt hast du mich ja gefunden.", sagte ich ernst. „Was ist zu tun?"

„Es geht um diesen Typen hier, der dich irgendwie Zutritt zu den Lagerhallen verschafft hat und mit ein zwei weiteren dann ein Paar Waffen und ne ordentliche Fuhre Drogen geklaut hat.", sagte sie und zeigte mir ein Foto.

Nach kurzer Absprache machten wir uns auf den Weg um ein paar Nachforschungen über seinen Aufenthaltsort anzustellen.

„Meine erste Kopfgeldjagt.", kreischte sie freudig und aufgeregt vor sich hin.

Der Typ war schon lange gesucht. Sowohl von uns, da er uns schon oft Sachen geklaut hatte und uns immer entwischt war, als auch von den Detektiven und der Militärpolizei.

„Freu dich nicht zu früh. Er ist ein sehr geschickter Befähigter, der auch mir schon ein paar mal entwischt ist.", sagte ich.

Nanami sah mich dann verblüfft an.

„Das geht? Aber du bist doch einer der gefährlichsten Kampfhunde der Mafia.", sagte sie ungläubig.

„Das heißt aber noch lange nicht, dass mir niemand entwischt. Es gibt da draußen genug andere, die stärker sind als ich.", erklärte ich ihr.

Sie lächelte daraufhin nur und kümmerte sich wieder um ihre Recherche.
Wir saßen tatsächlich die ganze Nacht daran und hatten noch immer keine Spur. Da fiel mir etwas ein. Ich griff Nanami am Handgelenk und schleifte sie hinter mir her.

„Hey! Ich kann auch alleine laufen, also kannst du mich auch gerne los lassen.", sagte sie beleidigt.

Das tat ich dann auch und sie folgte mir zu dem Ort, an dem ich den von uns gesuchten vermutete.
Er hatte sich schon des Öfteren in die Ghettos der Armen zurückgezogen. Und genau dorthin folgte ich ihm. Und da ich selbst dort aufgewachsen war, kannte ich mich dort bestens aus.
Nanami folgte mir und löcherte mich mit Fragen, warum ich mich an diesem Ort so gut auskannte. Diesen wich ich jedoch geschickt aus.
Am Ziel angekommen erwarteten uns bereits zwei gut gebaute Männer.

„Was wollt ihr zwei Termiten denn hier.", fragte einer der beiden.

Ich antwortet nur, indem ich Nanami ansah. Sie verstand sofort, was ich von ihr wollte und schnappte sich ihre beiden Dolche und durchtrennte beiden gleichzeitig ihre Kehlen. Danach säuberte sie ihre Klingen an der Kleidung der beiden Typen und folgte mir in das Gebäude.

„Und was jetzt?", fragte sie.

„Wenn in diesem Ghetto vor irgendeinem Gebäude Wache geschoben wird kannst du mit Sicherheit sagen, dass hier Leute aus illegalen Banden etwas verstecken.", sagte ich leise und wir stiegen durch eine klappe in einen Kellerraum.

Wir gingen einen Tunnel entlang, bis wir schließlich Stimmen vernahmen.

„... anzusehen ... Suche nach ... verzweifelt.", verstand ich nur.

Wir gingen vorsichtig näher ran und lauschten weiter.

„Sie sind nun mal absolut Machtlos. Ich bin zu gut im Verstecken spielen und ihr ach so starker Kampfhund hat auch keine Chance gegen mich.", ertönte die Stimme, die wir bereits gehört hatten.

Als ich vorsichtig um die Ecke schaute, konnte ich drei Personen sehen. Der Mann, den wir suchten saß auf einem Stuhl an der Wand und grinste.

„Das auf dem Stuhl ist er. Hat sich kaum verändert seit ich ihn letztes Mal bekämpft hab.", sagte ich leise.

„Wieviel kriegen wir für das Zeug?", fragte einer der andren Beiden.

„237.842.250,0000 Yen. Wenn’s sehr gut läuft sogar mehr."

Ich zückte mein Handy und rief jemanden an.

„Ja?", ertönte seine Stimme.

„Ich hab ne Bitte an dich.", sagte ich leise. „Besorg dir meinen Standort und komm zu mir. Ich könnte deine Hilfe gebrauchen."

„Wird gemacht.", antwortete er.

Er blieb am Telefon und schaltete sich stumm. So konnte er meine Standort ermitteln und gleichzeitig auch etwas lauschen.
Das war zumindest der Plan, als Nanami neben mir zu Boden fiel. Daraufhin drehte ich mich schnell um und blickte in das Gesicht unseres Gesuchten.

„Lange her, Schwarzzahnhöllenhund.", sagte er.

Dann spürte ich nur noch einen Schlag im Nacken und dann wurde alles Schwarz.

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