29 - „Ich wusste, dass wir uns wieder sehen werden."

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AZAD

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AZAD

Es dauerte anscheinend einen ganzen Tag, bis ich zu mir fand.
Einen weiteren Tag verbrachte ich im Krankenhaus, dann wurde ich entlassen. Vahit und sein Freundchen Halil ließen mich keine Sekunde allein. Dem Anschein nach war ich ihm ans Herz gewachsen. Es gab immer noch Menschen, die ein Herz besaßen.

Viele Sachen hatte ich nicht. Mein Portmonee, Handy, meine Uhr nahm ich zurück. Hamit besorgte mir frische Klamotten aus meinem Haus und kam soeben mit den Sachen an.
Was ein Service.
Ich konnte mich auch kaum bewegen. Sogar beim Atmen tat mein Brustkorb weh. Einen Bruch verpassten mir die Arschlöcher, die mich in diese Lage steckten.

„Danke", nahm ich die Sachen an.
Ich war ihm ein größeres Dankeschön schuldig. Wenn er mich nicht gesehen hätte, wäre ich womöglich zu Tode verprügelt worden.
„Warte", setzte ich mühsam auf die Bettkante.
„Brauchst du noch etwas?", blieb Halil stehen.
„Nein"
Endlich stand ich auf.
Mit einem gebrochenen Fuß ging es schwer.

„Ich wollte mich bei dir bedanken. Erst hielt ich nicht viel von dir, um ehrlich zu sein. Aber du bist ein korrekter Mann."
Damit erwartete er ganz und gar nicht.
„Nicht dafür, delikanlı (junger Mann)."
Einen brüderlichen Handschlag gaben wir uns.
„Ruf mich, falls du Hilfe brauchst.", machte er sich fort.

Das erste mal fiel mir auf, dass ich mein ganzes Leben lang kerngesund lebte. Und nun brauchte ich fünf Minuten, um mich umzuziehen.
Es klopfte an der Tür.
Ich rechnete mit Halil. Aber diese großen mitfühlenden Augen konnten nicht ihm gehören.
„Wie ist das nur passiert?", fragte Arya mit Tränen in den Augen.

Die Arme war total aufgewühlt und besorgt.
„Mir geht es gut.", vergewisserte ich.
„Gut? Gut siehst anders aus Azad! Wer hat dir das angetan?"
Mit den Schultern zuckte ich.
„Ich habe fast einen Herzinfarkt bekommen, als ich die Nachricht bekommen habe!", umfasste sie meine Hand, die meine umklammerte.

„Ben iyiyim. İnan bana. (Mir geht es gut. Glaube mir.)", vergewisserte ich. Klang das glaubhaft genug? Immerhin wollte ich daran glauben. Vuro ging es immer gut. Im Gegenzug wurde ich umarmt. Liebevoll. Als würden wir uns ein Leben lang kennen. Die Tatsache war nur diese, dass wie uns seit ein paar Monaten kannten.
„Willst du mich auch loslassen?", fragte ich.
Lachend löste sich Arya von mir.
„Tschuldige, ich ehm - war nur etwas -", stammelte sie nach den richtigen Worten.
„Schon okay."

Für einen Augenblick - aber wirklich einen kurzen - dachte ich daran, ob sich etwas an unserem Verhältnis verändert hätte, wenn sie von unserer Blutsverwandtschaft wüsste.


Obwohl mich Onkel Vahit regelrecht darum bat, bei ihm zu bleiben, wollte ich an den Ort namens Nachhause. Ich glaube, ich habe mich auch an diesen Ort gewöhnt.
Frau Valerio war dabei ihre Hecke zu bearbeiten, als sie mich kommen sah. Panisch ließ sie alles stehen und fragte nach, was passiert sei. Die spielenden Kinder im Garten folgten ihr neugierig. Na super. Ich wollte meine Ruhe.

ALS ER KAMWo Geschichten leben. Entdecke jetzt