3 - „Ich wollte leben!"

256 15 72
                                    

„Es ist der 16. September in Düsseldorf. Ich weiß nicht, was hier vor sich geht, und will es auch nicht wissen. Was würdest du tun, wenn du mitten im Leben eines Anderen eingesetzt wirst? Einfach, weil jemand eine offene Rechnung begleichen will? Tatsächlich war ich derjenige, der jemandem einen Strich durch die Rechnung ziehen wollte, aber jetzt weiß ich nicht mehr weiter... Ich habe gelernt, dass ich niemandem mehr vertrauen kann! Ich kann nicht mal mir selbst vertrauen. Wie weit ich komme, weiß ich nicht... Diese Aufnahme halte ich fest, falls ich irgendwann die Besinnung verliere und einen Halt brauche... Alles war von Anfang an ein Fehler. Dass ich in diese verdammte Stadt geflohen bin! Oder Ümit vertraute... Das einzige, das ich noch habe, ist meine Seele und 'n Batzen Geld... Scheiß auf's Geld. Wegen Geld steht die Welt nicht mehr in Gleichgewicht. Hast du's, verlierst du den Verstand. Hast du's nicht, willst du hoch an die Macht. Ich weiß, wofür ich geboren bin. Und zwar um zu Vernichten. Das wurde mir im Heim bewusst... Das ist die Geschichte von Vural Onar."

Vielleicht verscholle ich irgendwann und jemand macht sich Sorgen um mich. Die Geister wohl.
Was auch immer.

Mein Kopf war durch seit gestern Abend. Eine neue Frage stellte sich in das Zentrum meines Lebens: wer war Azad Duman?
Im Netz war nichts auffindbar. War ich ein Joker oder was? Warum setzte ich das Leben von einem verstorbenen Azad fort? Ich wollte doch nur meinen Erzeuger finden und ihn platt machen. Meine Fresse, wo war ich angelangt?

Arya war komisch. Sie lud einen fremden Mann auf ihren Geburtstag ein. War sie nicht ganz dicht? Oder hat sie auch Langweile?
Ich war ihr Todesengel, nicht ihr Schutzengel.
Aber eigentlich war die Einladung keine schlechte Idee. Es war die perfekte Gelegenheit das Leben der Sertays näher kennenzulernen.

Vom Esstisch stand ich auf und ich wusste mal wieder nicht was ich machen sollte. Ich schwang mich auf den alten Mustang und machte mich auf zur Stadt.
„Tag sieben der Verfolgung. Vor Sertay Innovations scheint es ruhig zu sein. Der Boss sitzt im Office. An vielen Wohltätigkeitsorganisationen trug er bei. Was ein Held... Zuerst spürte ich nichts, aber jetzt fühle ich Hass. Ich will ihn verletzen, an seinem Schwachpunkt.", nahm ich fest.

Von der Rückbank nahm ich die Warnweste und einen Werkzeugkasten. Die Cap zog ich an und eine Brille mit schwarzem Rahmen.
Gemütlich spazierte ich ins Unternehmen hinein.

Zu 90 Prozent wird niemand den unbefugten Eintritt bemerken. Die Dame am Empfang lächelte mir freundlich zu. Nickend ging ich vorbei.
Die Security wollte wissen, was ich hier suchte.

„Bin von der Technik. Ein Kabel ist durchgebrannt.", erklärte ich.
„Ich weiß von nichts Bescheid. Ein Moment bitte.", hielt er mich auf und zückte sein Talkphone heraus.
„Es ist ein Notfall. Vielleicht wurden Sie nicht benachrichtigt. Aber wenn ich aufgehalten werde, können die Kollegen oben ihre Arbeit nicht erledigen.", machte ich ihm Druck und wurde durchgelassen.
Haha, Idiot.

Mit dem Aufzug fuhr ich hoch. Im vierten Stockwerk erwischte ich den CEO. Ich wusste nicht wie lange ich ihn schon anstarrte, aber je länger er sich in meinem Sichtfeld befand, umso mehr wollte ich ihn mit Kugeln durchsieben. Gefühle spielten in meinem Leben keine Rolle. Aber dieses Mal spürte ich etwas Gewaltiges. Ich glaube Wut. Oder vielleicht Erbitterung.


Eine Steckdose nahm ich in Angriff und tüftelte herum, als gäbe es ein Problem. Niemandem fiel der Spion auf. In großen Unternehmen wusste niemand von niemandem Bescheid.

Es war interessant zuzusehen, wie Sinan mit seinen Mitarbeitern umging. Seine Sprache ist direkt, aber dennoch höflich. Er hat einen kalten Gesichtsausdruck. Aus seiner Körpersprache entnahm ich, dass er unter Zeitdruck war.

Als er sich über den Nacken fuhr, fiel mir der kleine Geburtsfleck an seinem Hals auf.
Den selben Fleck habe ich ebenfalls. Erbte ihn mir mein Erzeuger? War es nicht seltsam, dass er mir seine Gene vererbte, um mich anscheinend zurückzulassen? Kranke Sache.

ALS ER KAMWo Geschichten leben. Entdecke jetzt