Chan POV-
Hätte ich gewusst, dass Seungmin so eine harte Nuss ist, hätte ich mir vielleicht ein anderes Opfer ausgesucht. Vielleicht eines dieser Mädchen, die mir hinterherrennen und sich an mich klammern wie kleine Klammeräffchen oder mich überall stalken und mir beinahe überall auflauern.
Ich seh ihn als Challenge, aber ich habe keine Ahnung, wieso ich plötzlich so interessiert an ihm bin. Schliesslich gehen wir doch schon eine Weile auf die selbe Schule und vorher ist er mir nie wirklich aufgefallen, man könnte also sagen, das Interesse an ihm war vom einen auf den anderen Tag da.
Aber ganz ehrlich, hässlich ist er nicht. Ich mag diese Art von Menschen wesentlich mehr, als solche, die sich billig hergeben und so tun, als wären sie ein Objekt. Niedlich ist er auch, das kann man nicht leugnen.
Plötzlich steht Changbin neben mir und boxt mir in den Arm. "Na, alter. Wie war Mathe?" Schmunzelnd sehe ich ihn an und sehe mich nach Seungmin um, der allerdings gerade nicht in Sichtweite ist. "War okay, wir haben jetzt eine feste Sitzordnung." Gespielt genervt stöhne ich und sehe zu dem kleineren. Dieser grinst mich an und hebt eine Augenbraue. "Und? Sitzt du neben einem hotten girl?" Ich grinse ihn an, schüttle jedoch den Kopf. "Leider nicht."
Nun sehe ich mich in den Gängen um und wende meinen Blick Changbin wieder zu. "Wo sind Hyunjin und Minho?" Changbin grinst. "Hab Minho vorher auf der Toilette mit einer Chaya gesehen, keine Ahnung aber wo Hyunjin sein könnte. Der ist bestimmt wieder im Unterricht eingeschlafen", antwortet er mir auf meine Frage und grinst.
Schmunzelnd hebe ich eine Braue und denke an Minho. "So so, schon wieder eine neue also? Wobei, das ist ja nichts neues bei dem, der zählt die Anzahl Mädchen bestimmt schon lange nicht mehr." Changbin grinst schief und nickt. "Der hats gut, er kriegt jede, die er will." Ich sehe zu dem jüngeren und kurz meine ich einen Schimmer Beneidung darin zu sehen, spreche ihn darauf aber nicht an.
Da klingelt es auch schon wieder zum nächsten Fach und somit trennen sich unsere Wege, er geht zu Naturwissenschaften, ich zu Geschichte. Geschichte ist eines dieser Fächer, das ich gar nicht ausstehen kann. Jedes mal, wenn ich dieses Fach auf meinem Stundenplan sehe, will ich aus dem Fenster springen. Eigentlich ist es nicht so schlimm, da Minho noch dabei ist, aber heute ist er wohl verhindert.
Schliesslich beschliesse ich mich dazu, zu schwänzen, das wird sowieso keiner merken. Wenn Minho nicht da ist, gehe ich da nicht rein, die Lehrerin versucht mich sowieso immer, mich blosszustellen. Auf das kann ich echt verzichten.
Ich mache mich also auf den Weg nach draussen, als ich plötzlich ein lautes Scheppern wahrnehme. Verwundert drehe ich mich um und merke, dass es vom Ende des Flures kommt und so neugierig wie ich bin, bewege ich mich dahin, um nachzusehen, was passiert ist.
Kaum bin ich dort angekommen, sehe ich einen, mir bekannten, Jungen auf dem Boden liegen und neben ihm liegen mehrere Blechdosen. Ich knie mich sofort neben ihn hin und tätschle ihm die Wangen, um zu sehen, ob er reagiert. "Seungmin? Alles klar? Hörst du mich?" Da er keine Antwort gibt, hole ich schnell eine Flasche Wasser aus meinem Rucksack und kippe sie ihm über das Gesicht, was offensichtlich etwas bringt, denn er öffnet die Augen und hustet.
Als er jedoch mich sieht, weicht er sofort zurück und versucht, aufzustehen, was ihm aber nicht gelingt, da er ziemlich wacklig unterwegs ist. "Was willst du? Wieso bist du nicht im Unterricht?" Immer wieder schweisst mein Blick durch die Flure, um mich zu versichern, dass kein Lehrer kommt, während ich ihm antworte. "Ich hab das laute Geräusch von hier vernommen und wollte nur schauen, was passiert ist, ich hab das also nicht geplant oder so."
Seungmin zieht misstrauisch eine Augenbraue hoch und presst seine Lippen zusammen. "Du hast ja gesehen, was passiert ist, jetzt kannst du ja wieder gehen." Wahrscheinlich denkt er, dass er mich so abwimmeln kann, jedoch funktioniert das nicht, es bewirkt eher das Gegenteil. Der jüngere steht auf, immer noch ziemlich zittrig und bevor er wieder umfallen kann, bin ich zur Stelle und umschlinge seinen Körper mit meinen Armen.
Bevor der Welpen-junge etwas erwidern kann, gehe ich vor ihm auf die Knie und drehe ihm meinen Rücken zu. "Spring auf, ich bring dich zur Krankenschwester." Der Angesprochene lacht sarkastisch und scheint nicht dem Anschein, meiner Aufforderung nachzufolgen. "Lieber würde ich die Treppen hinunterfallen, als mich von dir tragen zu lassen."
Diese Worte interessieren mich aber nicht, denn schliesslich packe ich seine Beine und werfe ihn mir über die Schulter. Der Welpen-junge quickt überrascht auf und schlägt gegen meinen Rücken. "Lass mich runter, das ist ein Übergriff!" Seine Worte bekomme ich nicht wirklich mit, ich bin eher überrascht von seiner Leichtigkeit.
Im unteren Stock angekommen gehe ich direkt auf das Krankenzimmer zu und klopfe an der Tür, bevor ich Seungmin runter lasse. Dieser will natürlich sofort wieder wegrennen, doch ich halte seinen Arm fest und mein Griff ist so stark, dass er bestimmt nicht mehr wegrennen kann. Die Tür geht auf und die Krankenschwester lächelt uns an. "Was kann ich für euch tun?"
Ich sehe zu Seungmin, der genervt die Augen verdreht und einen trotzigen Schmollmund macht, wie ein Kleinkind. "Er ist vorhin kollabiert und scheint geschwächt zu sein." Die Schwester nickt und bittet uns hinein, bevor wir eintreten und sie hinter uns die Tür schliesst.
"So, dann setz dich doch mal auf die Liege, dann werde ich dich untersuchen." Da wendet sie sich plötzlich an mich. "Bist du sein Vormund?" Ich schmunzle bei dem Gedanken und nicke trotzdem. "So etwas in der Art." Die Frau lächelt und nickt. "Dann können sie bei der Untersuchung dabei sein." Ich nicke und beobachte, wie Seungmin sein Shirt auszieht, wie es ihm die Schwester befohlen hat.
Leider sitzt er mit dem Rücken zu mir und somit sehe ich nicht viel, trotzdem schweifen meine Augen nach unten und ich lecke mir unbewusst über die Lippen, als ich seinen vollen Hintern betrachte. Egal, ob man Seungmin mag oder nicht, einen geilen Arsch hat er.
Die Krankenschwester misst seinen Blutdruck an seinem Oberarm und danach misst sie noch seine Temperatur, bevor er sein Shirt wieder anziehen kann, was ich eigentlich ziemlich schade finde. So einen schönen Körper sollte man nicht verstecken.
"Du hast einen niedrigen Blutdruck, hast du heute schon etwas getrunken", fragend sieht sie Schwester Seungmin an, der den Kopf schüttelt. "Dann würde ich dir das strengstens empfehlen. Flüssigkeit ist sehr wichtig und treibt den Körper an." Nun wendet sie sich wieder an mich. "Es wäre gut, könntest du ein wenig Acht auf ihn geben und ihm viel Flüssigkeit zuführen, das braucht er gerade am meisten." Ich nicke nur und sehe zu Seungmin, der mir nun seinen Blick zuwendet. "Das werde ich." Ein freundliches Lächeln bildet sich auf meinen Lippen, was meine Worte unterstreichen sollte.
Die Krankenschwester nickt und entlässt uns wieder, nachdem sie Seungmin gute Besserung gewünscht hat. Zusammen verlassen wir das Zimmer, während ich einen Arm um ihn gelegt habe, um ihn zu stützen. Ein wenig verwundert bin ich trotzdem, dass er das zulässt.
Ich führe ihn in die Cafeteria, in der ich ihm eine Flasche mit kaltem Wasser kaufe und mich danach mit ihm an einen Tisch setze. "Trink das." Die ebengekaufte Flasche halte ich ihm hin und warte darauf, dass er sie nimmt. Schneller als erwartet nimmt er sie entgegen und trinkt gleich die Hälfte auf einmal. Während er das Wasser trinkt, beobachte ich, wie er das Wasser runterschluckt und ein dreckiges Grinsen bildet sich auf meinen Lippen, da ich wieder mal auf andere Gedanken komme. Zu meinem Glück sieht Seungmin das jedoch nicht und trinkt ungestört weiter.
Als er das Wasser ausgetrunken hat, steht er langsam auf und schlurft Richtung Klassenzimmer, ohne sich zu bedanken, weshalb ich gleich aufstehe und ihm hinterher gehe. "Wo bleibt das 'Danke'? Immerhin hab ich dir geholfen." Seungmin verdreht genervt die Augen und bleibt vor der Tür zum Chemielabor stehen. "Danke." Kurz sieht er zu mir, bevor er die Tür öffnet und mich somit alleine auf dem Flur stehen lässt.
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cold
RomanceSeungmin ist so ziemlich das, was man Einzelgänger nennt und lässt kaum einen an sich ran - und Chan ist das genaue Gegenteil: offen und neugierig geht er durch die Welt und interessiert sich sehr für sein Umfeld. Aufgrund ihres Freundeskreises komm...