15

187 12 0
                                    


Seungmin POV-

Die Zeit vergeht schneller, als gedacht und schon steht der Samstag vor der Tür. Eigentlich hab ich heute nicht so Lust auf party, doch ich tue es meinen Freunden zu Liebe, was tut man nicht alles für seine Freunde. 

Gerade stehe ich im Bad und betrachte meine verstrubbelte Frisur im Spiegel. Mir bleiben noch 5 Minuten, bis Jeongin mich abholt und wir los müssen und ich bin noch überhaupt nicht fertig, weshalb ich mich nun beeilen muss. 

Während ich mein Outfit raussuche, fällt mir wieder ein, dass es ja Minhos Party ist und dementsprechend auch Chan anwesend sein wird. Dieser Gedanke lässt mich genervt seufzen und meine Laune ist nun komplett im Keller. Durch diese Aktion beim Nachsitzen ist mir klargeworden, dass er noch bescheuerter ist, als ich eigentlich dachte.

Ich mochte ihn ja noch nie wirklich und die Aktion beim Nachsitzen hat mir wieder einmal bewiesen, dass ich eine gute Intuition habe. Es ist mir echt ein Rätsel, wie man sich mit ihm abgeben kann, ich meine, wieso sollte man sich freiwillig mit einem solchen Affen abgeben? Aber naja, ist ja schliesslich nicht mein Problem. 

Kopfschüttelnd ziehe ich mich um und mache mich dann auf den Weg ins Bad, um mich fertig zu machen. Im Spiegel lasse ich meinen Blick an mir runtergleiten und zupfe mein weisses Shirt zurecht. Heute hatte ich echt keine Lust, mich aufreizend oder sowas anzuziehen, weshalb ich einfach ein weisses Shirt und blaue Jeans angezogen habe. Eigentlich ist es mir total egal, wie ich dort aussehe, schliesslich gehe ich ja nur wegen meinen freunden und ich muss ja auch niemanden beeindrucken. 

Bevor es an der Tür klingelt, kämme ich mir kurz durch die Haare, trage noch ein wenig Parfüm auf und werfe noch einen letzten Blick in den Spiegel, bevor ich an die Tür renne und meine Schuhe und Jacke anziehe. Als ich die Tür öffne, fällt mir Jeongin gleich in die Arme und kichert. "Hey Minnie." Der kleinere ist einfach zu süss, wie er lächelt und immer zu allen freundlich ist, ist einfach bezaubernd. "Hey Innie." Ich wuschle ihm lächelnd durch die Haare. 

Er hängt sich bei mir ein und so gehen wir dann zusammen los. Draussen hat es wieder begonnen zu schneien und es ist umso kälter, weshalb ich froh um meine Jacke bin. Während wir durch den millimeterdicken Schnee stapfen, herrscht eine angenehme Stille. Genau das ist etwas, was ich so an Innie mag: mit ihm muss ich nicht immer reden. Manchmal gibt es einfach nichts zu sagen. 

Zum Glück erreichen wir bald Minhos Haus, denn so langsam beginne ich zu frieren. Der dumpfe Bass klingt bis nach draussen vor die Tür und ich seufze kurz, bevor ich auf die Klingel drücke. Einige Sekunden verstreichen und da öffnet sich auch schon die Tür und Minho steht in der Tür. Grinsend mustert er uns, bevor sich nach vorne lehnt. "Na, sieh mal einer an, wenn das nicht die 2 Schwulis sind. Wusste gar nicht, dass Homos auch eingeladen sind", er grinst mich an und ich hab jetzt schon keine Lust mehr auf denn Kerl, "aber ich will mal nicht so sein, rein mit euch." Er öffnet die Tür weiter und deutet uns mit dem Kopf, dass wir eintreten sollten. 

Jeongin und ich sehen uns kurz an, bevor wir durch die Tür schreiten und ich bereue es direkt, dass ich mich auf das hier eingelassen habe. Der laute Bass dringt direkt in mein Trommelfell und bereitet mir Kopfschmerzen, die vielen Leute, die im Weg stehen, machen es auch nicht gerade besser. Jeongin hängt sich bei mir ein, weil es ihm anscheinend auch zu viele Menschen sind. 

Als ich mich umsehe, entdecke ich Jisung und Felix, die etwas abseits der Treppen stehen und genau im selben Moment uns auch entdecken. So gehen wir also alle aufeinander zu und treffen uns in der Mitte, als uns die beiden auch schon in die Arme fallen. "Wir haben euch überall gesucht! Wo wart ihr?", schreit Felix beinahe, da die Musik ziemlich laut ist. "Wir sind gerade erst reingekommen, Minho hat uns reingelassen", schreie ich zurück und die beiden lachen. 

Da hat sich Felix schon bei mir eingehängt, sowie Jisung bei Jeongin und so gehen wir Richtung Küche, um etwas zu trinken. In der Küche steht eine riesige Auswahl an Getränken von Wasser bis zu hochprozentigem Alkohol und ich frage mich für einen kurzen Moment, woher Minho das alles hat, da er ja noch nicht volljährig ist. In diesem Moment drückt mir Felix auch schon etwas hochprozentiges in die Hand und kichert. 

"Heute schiessen wir uns so richtig ab", sagt er und glücklicherweise ist es hier hinten etwas ruhiger, ansonsten hätte ich ihn nicht verstanden. Er weiss genau, wie wenig ich Alkohol vertrage und trotzdem scheint es ihm im Moment egal zu sein. "Komm schon, Minnie. Das wird bestimmt lustig, ausserdem haben wir das schon lange nicht mehr gemacht", wirft nun Jisung ein und Jeongin nickt bestätigend. "Auf 3 trinken wir, okay?", meldet sich Jeongin und sieht uns fragend an. Felix und Jisung nicken sofort, was ich ihnen gleichtue, obwohl ich echt keine Lust auf trinken habe, aber ist ja nur für heute Abend. 

"1, 2...3!", Jeongin kippt sich das erste Shotglas in den Rachen und wir alle tun es ihm gleich. Das erste Glas spüre ich kaum und eigentlich will ich auch schon wieder aufhören, aber irgendwas in mir sagt, dass ich weitertrinken sollte, weshalb ich mir ein 2. Glas einschenke, genauso wie Felix. Jisung und Jeongin trinken noch einen Cocktail, welcher wesentlich weniger Alkohol enthält. 

Irgendwann werden aus 2 Gläsern 9 und irgendwann muss mir Felix beinahe die Flasche aus der Hand reissen, damit ich nicht noch mehr zu mir nehme. Er stellt sie weg und sieht mich an. "Minnie, geht's dir gut? Dein Gesicht ist so rot." Und genau so fühle ich - mein Kopf fühlt sich an wie eine aufgedrehte Heizung, meine Sicht ist verschwommen und mein Körper fühlt sich so leicht an, wie noch nie zuvor. Beinahe habe ich das Gefühl, meine Beine geben nach. 

Ohne ihm auf seine Frage zu antworten, beginnen mich meine Beine plötzlich in Richtung Toiletten zu tragen, ohne, dass ich etwas dagegen tun kann. Das Badezimmer ist riesig für ein normales Haus, auf jedenfalls ist es viel grösser als bei mir Zuhause. Mit meinen Händen stütze ich mich auf dem Waschbecken ab und habe meinen Blick gesenkt, während ich versuche, meinen Kreislauf wieder zu regulieren. 

"Na, wenn das nicht der Seungmin ist. Ich hab dich gar nicht erwartet." Erschrocken drehe ich mich um und sehe in Chans Gesicht, welches ein verschmitztes Grinsen ziert. Ich stöhne genervt auf und trete auf ihn zu. "Was willst du?" Chan nähert sich mir mit langsamen Schritten und irgendwann stehen wir uns gegenüber und das so nahe, dass ich beinahe seinen Atem auf meiner Haut spüren kann. 

Sofort will ich ihn wegschubsen, doch Chan durchschaut mich und hält meinen Arm in einem festen Griff fest, so dass ich keine Chance habe, ihm zu entkommen. "Lass mich", versuche ich, mich zu wehren, aber der ältere ist einfach zu stark und ein Grinsen ziert seine Lippen. "Nicht so schnell, Minnie. Wie es mir scheint, kannst du ja kaum gerade aus laufen." Ich schüttle den Kopf, wodurch mir nur noch schwindliger wird und ich merke, wie ich immer schwächer werde. 

Schliesslich schaffe ich es, mich loszureissen, was jedoch keine gute Idee war, denn kaum habe ich das getan, klappen meine Beine zusammen und ich falle zu Boden. Plötzlich verschwindet das Grinsen von Chans Lippen und eine steile Sorgenfalte bildet sich auf seiner Stirn, bevor er sich zu mir runterkniet. "Minnie? Alles okay?" Ich hebe meinen Kopf und eine Weile sehen wir uns nur in die Augen. Das erste Mal fällt mir auf, wie wunderschön seine braunen Augen doch eigentlich sind. 

Chan hat seine Hände auf meinen Knien abgelegt und seine Berührung fühlt sich prickelnd und ganz anders an, als ich erwartet hätte. Obwohl ich es wirklich nicht mag, ohne Fragen berührt zu werden, macht es mir gerade in diesem Moment nichts aus. Wie in Trance nähere ich mich seinem Kopf und einen Moment fällt mein Blick auf seine prallen, verführerischen Lippen.

 "Chan...", fast schon flüstere ich seinen Namen gegen seine Lippen und zu meiner Überraschung zieht er sich nicht zurück, als er merkt, wie nahe wir einander gerade sind. Nun fällt auch sein Blick auf meine Lippen, die einen Spalt geöffnet sind, um besser Luft zu kriegen. Schliesslich legt er seine vollen Lippen auf  meine und in diesem Moment durchfährt mich ein Stromschlag durch den Körper und in meinem Bauch kribbelt es verräterisch. Auch wenn ich weiss, dass ich mich sehr wahrscheinlich morgen nicht mehr an das erinnern werden kann, war es bestimmt der beste Kuss, den ich jemals hatte. 

coldWo Geschichten leben. Entdecke jetzt