Teil12

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Es dauerte ganze drei Tage, bis ich einen Anruf von Dr. Smith erhielt.

„Mrs. Farmer? Mein Team hat beschlossen, die Herausforderung anzunehmen. Wir hätten aber ein paar Bedingungen an Sie und ihren Mann."

„Egal, was es ist, wir werden es möglich machen!"

„Gut. Für uns wäre es sehr hilfreich, wenn Sie selbst hier in Phoenix wohnen könnten. Besonders in den ersten Tagen werden wir Ihre Hilfe bei der Verständigung benötigen."

„Kein Problem, wir haben einen Campingwagen."

„Gut. Die zweite Bedingung wäre, dass Sie sich einige Hilfsmittel besorgen, wir haben eine Liste zusammengestellt, die ich Ihnen zumailen werde. Es geht hauptsächlich um einen Drucker und Software. Wir wollen Sie von Anfang an mit einbeziehen und haben einen Plan erstellt, den ich auch mailen werde."

„Ich werde alles so machen, wie Sie mir vorschlagen."

„Der Besuch unserer Schule ist für ihren Mann kostenlos und wird vom Staat finanziert. Nur für besondere Anschaffungen haben wir kein Budget. Wären Sie in der Lage, uns finanziell zu unterstützen oder einen Spendenaufruf zu starten?"

„Ich habe Geld, wenn es nicht gerade Millionen von Dollar sind, werde ich es schaffen."

„Im Moment sind es nur Kleinigkeiten, die sich auf knapp 1000 Dollar belaufen."

„Das ist ok."

„Gut. Ich maile Ihnen dann den Aufnahmeantrag, die Anträge für die Kostenübernahme und unsere Listen. Wenn alles nach Plan verläuft, kann ihr Mann zum nächsten Semester zu uns kommen. Wenn es nur darum geht, die Braille zu erlernen braucht es nicht mehr als eine Woche, ich nehme aber an, es wäre für Sie eine weitere Erleichterung, wenn er auch erlernt, einen Laptop zu benutzen.

Sobald er sich sicher mit uns unterhalten kann, besprechen wir, ob er noch mehr Unterrichtseinheiten an unserem Institut belegen möchte. In der Regel gilt die Kostenzusage vom Staat für ein Semester. Sie sollten aber eine erste Kostenzusage für nur drei Wochen beantragen. Man kann dann immer noch entscheiden, ob er länger braucht, darf aber nicht vorher abbrechen, da Sie sonst alles selbst zahlen müssen.

Es wird besser sein, wenn er hier eins unserer Zimmer bucht. Das sind Kosten von 120 Dollar am Tag. "

„Danke, Dr Smith. Sie wissen gar nicht, welche Hoffnung Sie uns geben. Ich werde alles möglich machen. Ich habe einige Rücklagen und werde den Aufenthalt auf jeden Fall finanzieren können."

Wir verabredeten noch einige Kleinigkeiten und beendeten das Gespräch. Ich versuchte, Zhéi von dem Gespräch zu erzählen, doch er winkte ab.

Du wirst alles gut und richtig machen.

Möchtest du dich vorher mit der Familie treffen und um Stärke bitten?

Das ist eine gute Idee. Magst du es Organisieren?

Ja, das mache ich.

Ich hatte den Eindruck, dass Zhéi nicht so begeistert von der Sache war, sondern nur mir zuliebe dem Besuch der Schule zustimmte. Er ließ sich nicht von meinem Hochgefühl anstecken, sondern versank wieder in nachdenkliche Starre.

Ich bat Sarah um Hilfe bei der Organisation des Familientreffens und machte mich daran, die Liste der FBC abzuarbeiten. Fingerfood half mir beim Ausfüllen der Anträge und seine Frau Emma unterstützte Sarah bei ihren Aufgaben.

Täglich fuhr ich zu unserem Briefkasten um die bestellten Dinge abzuholen, die wir für die Arbeit mit dem Institut benötigten. Neben zwei Druckern, einem stationären und einem tragbaren für Unterwegs, hatte ich einen Laptop für Zhéi und ein Ergometer bestellt. Es wurde Zeit, dass mein Mann wieder in Bewegung kam und eine nützliche Aufgabe erfüllen konnte. Zhéi tastete verblüfft über das Sportgerät.

Was ist das, ein Fahrrad ohne Räder?

Ein Ergometer. Du trainierst damit deine Beinmuskeln. Vielleicht kann man damit auch Strom erzeugen.

Der Heimtrainer wurde mit unserem Stromspeicher verbunden und durch Zhéis strampeln bekamen wir zusätzliche Energie zum Solarpanel. Für die Zeit nach dem Studium Zhéis hatte ich schon große Pläne: Zwei Pferde sollten her, damit ich mit meinem Mann ausreiten konnte und auch über einen Blindenhund dachte ich nach. Zhéi spürte meine Energie und wurde immer stiller. Eines Abends entschloss er sich, mit mir zu reden.

Du erinnerst dich noch daran, was du mir versprochen hast?

Was?

Das du mich gehen lässt, wenn ich es nicht mehr aushalte?

Scheiße, es waren immer noch die Gedanken an einen Suizid, die ihn beschäftigten. Dabei hatte ich so gehofft, dass ihn die Aussicht auf ein Leben mit Kommunikation die Dunkelheit und Stille in ihm besiegen konnte.

Ich musste mal wieder weinen, versuchte aber dieses Mal, es vor ihm zu verbergen. Natürlich vergeblich, denn schon tastete seine Hand über meine Wangen.

Ich werde es versuchen.

Wir machen eine Zeremonie, ich gehe zur Schule, und dann sehen wir weiter!

Ich liebe dich so sehr.

Dann wirst du dein Versprechen halten.

Ja, das werde ich. Aber nimm mir nicht die Hoffnung, bitte.

In dieser Nacht klammerte ich mich verzweifelt an ihn und er ließ es geschehen.

Wenn die Seele zerbrichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt