Teil14

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Zhéi hatte mich wohl in den Alkoven gebettet, denn als ich erwachte, lag ich auf unserem Bett - alleine. Ein Blick aus dem Fenster - und die im Wagen herrschende Hitze - sagte mir, dass wir Nachmittag hatten. Ich wühlte mich aus den Decken und erblickte Sarah, die am Tisch saß und am Handy spielte.

„Hi Sarah."

„Langschläfer, wie fühlst du dich?"

„Beschissen. Zhéi hat mich ausgestoßen... Ich passe einfach nicht in eure Welt."

Boah, jetzt musste ich wieder heulen, Scheiße! Ich kroch vor Scham unter die Decken und schluchzte zum Herzzerreißen. Nach einigen Minuten beruhigte ich mich und kam wieder hervor. Meine Freundin hatte sich erneut dem Handy zugewandt, legte es jetzt aber beiseite und schenkte mir ihre volle Aufmerksamkeit. Ich schniefte noch einmal und sprang dann aus dem Bett. Sarah lächelte und legte ihre Hand auf meinen Arm.

„Ich werde es dir erklären", sagte sie schlicht und ich nickte. „In der Zeremonie geht es darum, etwas zu geben ohne zu nehmen. Seine Kraft zu teilen, ohne Erwartungen zu haben. Weißt du, wir beschäftigen uns unser ganzes Leben mit den Traditionen und es liegt in unserer Natur, die Dinge so zu sehen. Du hast es nicht gelernt, nicht verinnerlicht. Du möchtest geben, hoffst aber darauf, etwas zurückzubekommen. - Stopp!"

Sarah hob die Hand als sie bemerkte, dass ich ihr widersprechen und ins Wort fallen wollte.

„Ihr Weißen habt auch nie gelernt, jemanden aussprechen zu lassen", lächelte sie kopfschüttelnd. „Du glaubst, du möchtest nichts zurück, doch deine Erwartungshaltung ist spürbar. Du gibst Zhéi nicht deine Kraft damit er damit machen kann was er will, sondern du gibst sie ihm, damit er seine Situation akzeptiert."

„Ich möchte ihn nicht verlieren!"

„Wir alle möchten ihn nicht verlieren, doch es ist seine Entscheidung! Wenn wir diese nicht akzeptieren fügen wir ihm Schmerzen zu. Du hast nicht versagt, du hast nur den Sinn unserer Zeremonien nicht verstanden. Wir haben dich überfordert. Wir haben vergessen, dass du nicht in oder für unsere Familie geboren wurdest. Es funktioniert nur, wenn man spürt, um was es geht."

Ich dachte nach. „Gib mir ein Beispiel, ich verstehe noch nicht."

Sarah überlegte einen Moment und nickte dann. „Ein Fuchs war in die eiserne Falle eines Weißen getreten und litt große Schmerzen. Da kam der Coyote vorbei und wollte ihm helfen. Er gab dem Fuchs von seiner Kraft ab, damit er das Bein aus der Falle reißen konnte. Der Fuchs nahm das Opfer an, legte sich hin und ertrug den Schmerz still ohne sich zu befreien. Der Coyote aber wurde wütend. ›Ich gab dir von meiner Stärke damit du fliehen kannst ‹, brüllte er. Da hob der Fuchs den Kopf und sprach: ›Ich wollte nicht fliehen, ich gebe dir dein Geschenk zurück.‹ Und dann schrie er vor Schmerz denn ihm fehlte Kraft des Coyoten, um still zu ertragen."

„Ich glaube, ich verstehe jetzt: Wir wissen nicht, was Zhéi hilft, um wieder ins Gleichgewicht zu kommen. Aber wir wissen, er braucht uns dafür. Ich habe getanzt und gebetet, dass er die Stärke bekommt, mit all seinen Behinderungen zu leben."

„Warst du schon einmal in einer Schwitzhütte, Langschläfer?"

„Einmal, doch mir wurde schlecht und ich musste sie verlassen."

Sarah grinste. „Ich werde mit der Hüterin des Feuers sprechen und sie bitten, eine Wärme für weiße Frauen zuzubereiten. Hast du Kleidung die den Schweiß gut aufnimmt? Oder einen Badeanzug? Zur Not geht auch BH und Slip."

Ich nickte. Wenn es Zhéi half, würde ich alles ertragen.

„Du tust es schon wieder." Sarah lächelte, als könne sie meine Gedanken lesen. „Es ist in erster Linie für dich. Um dich zu reinigen! Ich werde dir dabei helfen!"

Wenn die Seele zerbrichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt