Kapitel 5

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Anna

Heute hatte ich einen Arzttermin zur Kontrolle. Müde schlurfte ich ins Badezimmer und stieg unter die Dusche. Da ich oft bei meiner Freundin übernachte, habe ich Kleidung und Duschutensilien hier. Nach dem Duschen stieg ich aus der Dusche, trocknete mich ab und zog meine Unterwäsche, Jogginghose und einen übergroßen Pullover an. Ich rubbelte meine Haare kurz mit dem Handtuch und stylte sie dann mit etwas Haargel. Dann machte ich mich auf den Weg zur U-Bahn-Haltestelle. Schließlich setzte ich mich noch etwas hin, da die Straßenbahn erst in fünfzehn Minuten kommen würde. In der Zwischenzeit schrieb ich mit meiner besten Freundin, wir haben nur über WhatsApp Kontakt, aber Lina bedeutet mir sehr viel. Schon von Anfang an wusste ich, dass wir Seelenverwandte sind, wir denken immer fast dasselbe. Einmal hatte ich sie besucht, auch wenn es nur für eine Woche war, diese Woche war die schönste Zeit meines Lebens. Irgendwann werde ich sie wieder besuchen und dann für eine längere Zeit bleiben. Als die Straßenbahn kam, stieg ich ein und suchte mir einen Platz, um mich hinzusetzen.

Aus meiner Tasche nahm ich meine Kopfhörer und setzte sie auf, dann schaltete ich die Musik ein und lehnte mich mit geschlossenen Augen an die Scheibe. Zwanzig Minuten später stieg ich an meiner Haltestelle aus und lief den Rest zu Fuß. Die Sonne schien heute ziemlich stark und es war wirklich warm. Als ich bei der Praxis ankam, gab ich meine Krankenkassenkarte vorne ab und setzte mich ins Wartezimmer. Die Assistentin kam ins Wartezimmer und reichte mir meine Krankenkassenkarte, die ich sofort wieder wegstreckte. Mehrere Minuten später wurde ich aufgerufen und folgte der Ärztin ins Behandlungszimmer.

"Wie geht es Ihnen mit den Medikamenten? Haben Sie irgendwelche Nebenwirkungen?", fragte sie mich. "Super, keine Nebenwirkungen, aber ich habe immer noch Aussetzer. Verschwinden die nicht?", fragte ich am Ende. "Wir machen ein EEG bei Ihnen und nehmen danach Blut ab. Ganz verschwinden werden sie wahrscheinlich nicht, aber man kann sie verringern", antwortete sie.

Seufzend nickte ich und begab mich mit der Assistentin in den dafür vorgesehenen Raum für das EEG. Ich setzte mich auf den Stuhl und bekam ein komisches Netz auf meinen Kopf gesetzt, danach wurden mehrere Kabel an meinen Kopf und an das Netz befestigt. Damit können sie meine Gehirnströme sehen. Schließlich folgte ich den Anweisungen und schloss und öffnete mehrmals meine Augen. Nach zwanzig Minuten saß ich wieder im Wartezimmer. Schon kurz darauf wurde ich aufgerufen und setzte mich auf den Stuhl.

"Die Anzahl Ihrer Aussetzer hat sich im Vergleich zum letzten Mal stark verbessert, Sie haben immer noch Aussetzer, aber nicht mehr so viele. Ich würde sagen, wir behalten die Medikation bei. Sie bekommen einen neuen Termin", sagte sie. Glücklich nickte ich, holte mir mein Rezept und den Termin an der Rezeption ab und verließ die Praxis. Die Apotheke war direkt neben der Praxis, ich reichte das Rezept ein und verließ die Apotheke mit einer Tüte.

Bei Darleen habe ich mir zuerst wieder die Haare gewaschen, da sie in der Praxis immer dieses Gel in meine Haare schmiert. Müde tapste ich ins Wohnzimmer und setzte mich neben Darleen auf das Sofa. "Alles gut?", fragte sie mich. "Ja, alles gut. Die Ärztin war zufrieden, die Aussichten sind weniger geworden, aber sie gehen nicht ganz weg. Aber damit muss ich klarkommen", antwortete ich ihr. "Hast du ihm schon von deiner Krankheit erzählt?", fragte sie mich. "Nein, noch nicht. Ich weiß nicht wie. Wahrscheinlich werde ich es ihm übermorgen sagen oder sollte ich es ihm früher sagen?", fragte ich Darleen. "Sag es ihm jetzt. Was ist, wenn er damit nicht klar kommt und dich am Freitag sitzen lässt?", meinte sie zu mir. "Du hast recht, ich rufe ihn an", antwortete ich ihr.

Ich lief schnell auf den Balkon und schloss die Tür. Ich atmete kurz ein, bevor ich auf den grünen Hörer drückte. "Ann, ist etwas passiert?", meldete er sich am Handy. "Nein, aber ich muss dir etwas sagen, was ich noch nicht gesagt habe, Römu. Ich weiß nicht, wie du dazu stehst, aber ich leide an Epilepsie", sagte ich direkt. Es blieb erstmal still, bevor er anfing zu lachen. "U... und ich dachte, du sagst das Treffen ab", lachte Römu. Beleidigt verzog ich meinen Mund. "Das ist nicht lustig", antwortete ich schmollend. "Hey, es ist nicht böse gemeint, aber das macht mir nichts aus. Ich kenne die Krankheit leider nicht, also würde es mich freuen, wenn du mich darüber aufklärst, wenn etwas passiert oder wie ich handeln muss. Natürlich werde ich auch im Internet recherchieren", meinte er.

Tränen liefen mir über die Wangen. Er akzeptiert mich so, wie ich bin. "Klar, Epilepsie ist eine Krankheit, die genetisch vererbt wird. Die Betroffenen bekommen Krampfanfälle. Es gibt auch die mildere Form, die Absencen-Epilepsie. Leider habe ich nicht die milde Form. Wenn ich einen Anfall bekomme, falle ich zu Boden und zapple wie ein Fisch auf dem Trockenen. Was du tun musst, ist einfach abzuwarten. Man sollte die krampfende Person nicht festhalten, man könnte sich selbst verletzen. Wenn der Anfall länger als fünf Minuten dauert, sollte man einen Krankenwagen rufen. Jede Person hat Auslöser, manche können zum Beispiel das Licht von Rettungswagen nicht vertragen. Bei mir ist das Discolicht ein Faktor oder wenn ich meine Tabletten nicht regelmäßig nehme", erklärte ich ihm.

Gefundene Liebe  (Roman Bürki ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt