Kapitel 21

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Anna

Nachdenklich stand ich vor dem Kleiderschrank und überlegte, was ich anziehen sollte. Roman hatte mich gebeten, heute beim Training zuzusehen, und ich wollte ihm diesen Gefallen tun. Die Frage war nur, was ich anziehen sollte. Seufzend schloss ich die Schranktür; ich hatte nur noch ein T-Shirt und eine ausgebleichte Jeans. So wollte ich nicht hingehen. Sollte ich das Geld nehmen, das er mir für Kleidung gegeben hatte? Eigentlich wollte ich es nicht annehmen. Ich steckte das Geld in mein Portemonnaie, verließ das Haus und fuhr mit dem Bus in die Stadt. Da es allmählich etwas kühler wurde, brauchte ich eine dickere Jacke. Zuerst schaute ich bei C&A vorbei und fand einen blauen Pullover mit einem Tigeraufdruck, den ich in meinen Einkaufskorb legte. Während ich weiter stöberte, entdeckte ich tatsächlich eine schöne schwarze Jeans, die ich sofort anprobierte. Im Spiegel drehte ich mich um und musste lächeln – die Jeans passte perfekt. Nachdem ich mich wieder umgezogen hatte, packte ich die Jeans in den Einkaufskorb. Zwei Stunden später hatte ich mehrere Outfits zusammengestellt, bezahlte schnell und verließ den Laden. Langsam machte ich mich auf den Weg zurück zur Haltestelle. An der Haltestelle klingelte mein Handy, und ich ging ran, in der Annahme, dass Roman anruft.

„Hallo“, sagte ich lächelnd. „Wann kommst du eigentlich wieder zurück? Deine Schwester macht hier seit fast zwei Monaten alles allein!“, fuhr sie mich an. „Gar nicht! Mama, ich werde hier in Dortmund bleiben und mein neues Leben anfangen“, antwortete ich äußerlich ruhig, obwohl ich innerlich vor Wut kochte. Im Bus setzte ich mich hin. „Das hat er dir bestimmt eingeredet. Du kannst doch gar nicht alleine wohnen“, machte sie sich jetzt lustig. An meiner Haltestelle stieg ich aus und wartete, bis der Bus wegfuhr. „Woher willst du das wissen? Du hast keine Ahnung! Und er hat damit nichts zu tun. Ich bin glücklich mit meinem Leben, und du willst es ruinieren – vergiss es!“, schrie ich ins Handy und legte auf. Schnaufend öffnete ich die Tür und warf die Tüte in die nächste Ecke. „Was ist denn mit dir los?“, fragte Roman sanft und zog mich in seine Arme. Noch immer wütend schmiegte ich mich an ihn, musste mich aber erst sammeln, bevor ich sprach. Meine Wut wollte ich nicht an ihm auslassen. „Meine Mutter. Sie meinte, ich könnte nicht alleine wohnen und soll zurückkommen“, murmelte ich bedrückt. „Hey, Kätzchen, mach dir darüber keine Gedanken. Sie wird sich schon beruhigen. Ich schätze, es ist für sie einfach schwer, ohne dich klarzukommen“, meinte er lächelnd und küsste mich kurz.

„Das weiß ich selbst, Roman, aber warum kann sie mir mein Glück nicht gönnen? Zum ersten Mal in meinem Leben bin ich überglücklich, ich habe dich als Freund an meiner Seite und Cliff als besten Begleiter. Mehr brauche ich nicht, aber sie will es zerstören“, sagte ich leise. „Eine Wohnung hast du vergessen und den Job“, grinste er mich jetzt an. „Ich möchte, dass du hier bleibst, Anna. Es ist schön, gemeinsam zu frühstücken und zu Abend zu essen. Unsere gemeinsamen Filmabende oder Spaziergänge mit Cliff – du kannst dich hier auch ganz nach deinen Vorstellungen einrichten. Wir können morgen zu Ikea fahren und Dekorationen für unser Zuhause kaufen. In unserem Verein ist eine Stelle frei geworden, Watzke hat ja schon gesehen, was du geleistet hast. Marco, ich und auch jetzt Jule können wieder wegen dir spielen. Du hättest uns drei als Patienten, wenn wir mal wieder Probleme haben“, erzählte er.

Mit Tränen in den Augen umarmte ich ihn fester, bevor ich den ersten Schritt machte und ihn auf die Lippen küsste. „Natürlich, Roman, ein Leben ohne dich könnte ich mir gar nicht mehr vorstellen. Danke, dass du gewartet hast, bis ich bereit war“, flüsterte ich und küsste ihn erneut. „Ich weiß, dass du Zeit brauchst, egal wie lange es dauert, es lohnt sich zu warten. Dann fahren wir morgen nach Ikea. Warte, es ist noch nicht unser Haus. Was meinst du, wollen wir uns ein kleines Häuschen kaufen? Ich finde das Haus schön, keine Frage, aber ich habe hier nicht nur gute Erinnerungen. Außerdem möchte ich in einer ruhigen Gegend wohnen“, meinte er. Jetzt sah ich ihn mit großen Augen an und nickte. „Aber wir teilen die Kosten irgendwie auf! Ich möchte nicht, dass du alles zahlst“, sagte ich sofort. Er nickte, und gemeinsam suchten wir nach Häusern. Um 13:00 Uhr verabschiedete sich Roman von mir.

Gefundene Liebe  (Roman Bürki ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt