Kapitel 25

26 6 2
                                    

Anna

„Hey, die Jungs haben uns erzählt, was passiert ist. Möchtest du darüber sprechen?“, fragte Scarlett sanft. „Nimm dir ruhig Zeit“, fügte Sarah hinzu. „Ich... ich hatte wieder eine Panikattacke. Er hat mich bedrängt“, flüsterte ich mit zitternder Stimme. „Das ist ganz normal, ich würde auch in Panik geraten. Zum Glück war Jule gerade da und konnte Roman rufen“, sagte Sarah erleichtert. „Ich weiß einfach nicht, was ich tun soll. Es fällt mir schwer, Nähe zu Männern zuzulassen. Wenn ich jedoch arbeite, rückt das in den Hintergrund und ich kann mich auf die Arbeit konzentrieren. Da kann ich Nähe zulassen, weil ich es kaum wahrnehme“, antwortete ich. „Kannst du Marco und Jule berühren, wenn du nicht arbeitest?“, fragte Scarlett. Mit einem Kopfschütteln verneinte ich das. „Wollen wir es versuchen? Wenn es zu viel wird, können wir aufhören“, schlug Sarah vor. „Okay, ich muss langsam meine Angst überwinden“, sagte ich und folgte den beiden in den Garten. „Seid bitte ruhig und bewegt euch nicht. Anna möchte versuchen, euch beide nacheinander in den Arm zu nehmen. Das erfordert viel Mut von ihr“, erklärte Sarah. Die beiden nickten, und ich entschied mich, es bei Marco zu versuchen, da ich ihn schon etwas länger kannte. Roman lächelte mich ermutigend an. Langsam ging ich auf Marco zu und blieb direkt vor ihm stehen. Er bewegte sich nicht und lächelte mich sanft an. Zitternd legte ich meine Arme vorsichtig um seinen Oberkörper. Auch jetzt blieb Marco still stehen und ließ sich von mir umarmen. Ich atmete kurz ein und wieder aus, bevor ich meinen Mut zusammen nahm und den letzten Schritt auf Marco zutrat, sodass die Umarmung nicht mehr so zitternd war.

„Versuch, deine Arme um mich zu legen“, flüsterte ich leise. „Bist du dir sicher, Anna? Wird es dir nicht zu viel?“, fragte Marco besorgt. „Nein, doch, aber ich will meine Angst endlich loswerden“, antwortete ich leise. Marco nickte und legte dann ganz langsam seine Arme um mich. Zunächst war ich wie erstarrt, und auch das Gefühl von Panik überkam mich. Ich schloss die Augen und atmete mehrmals ein und aus, mein Körper entspannte sich langsam. Tränen der Freude liefen mir über die Wangen, und ich zog Marco in eine feste Umarmung. Sofort erwiderte er die Umarmung und streichelte mir über den Rücken. „Du hast es geschafft, du hast deine Angst vor mir überwunden, und das wird auch bei den anderen nach und nach geschehen“, sagte Marco und lächelte mich an. Kurz darauf lösten wir uns voneinander, und Roman zog mich in seine Arme. „Ich bin so stolz auf dich“, murmelte er glücklich.

Nach einer kurzen Pause ging ich zu Jule, und es fühlte sich für mich an wie eine Hölle. Meine Arme zitterten so stark, dass ich es mehrmals wiederholen musste. Alle rieten mir, es sein zu lassen, aber ich wollte noch nicht aufgeben. Mein Verstand musste einfach begreifen, dass Jule mir nichts antun würde. Immer wieder begann ich von Neuem, meine Hände und Arme zitterten so sehr, dass ich es nicht schaffte, ihn zu umarmen. „Ich schaffe das, Jule würde mir niemals etwas antun“, dachte ich mir. „Noch ein allerletzter Versuch“, sagte ich, nachdem der 36. Versuch gescheitert war. Ganz langsam legte ich meine Arme um Jule, mein Atem war hektisch und viel zu schnell. Eine Panikattacke würde nicht mehr lange auf sich warten lassen. „Anna, das bringt doch nichts, du quälst dich nur selbst“, sagte Jule besorgt. Sofort schüttelte ich den Kopf, atmete kurz ein und aus, und mit einem Ruck zog ich ihn in eine feste Umarmung.

Zitternd hielt ich ihn fest, und allmählich ließ das Zittern nach. Auch meine Atmung wurde ruhiger, langsam öffnete ich meine Augen und sah in Jules Augen. „Ich habe es geschafft“, sagte ich, während mir die Tränen über die Wangen liefen. „Ja, das hast du, Anna. Es tut mir leid, dass ich dir Angst gemacht habe, das war nicht meine Absicht. Du bist wie eine kleine Schwester für mich“, sagte Jule leise und legte sogar seinen Kopf auf meine Schulter. Kein Zittern mehr, mit tränenden Augen und einem Lächeln im Gesicht drückte ich ihn an mich. Durch ein Räuspern lösten wir uns voneinander, und alle schauten uns lächelnd an. Sofort lief ich zu Roman, warf mich in seine Arme und küsste ihn vor den anderen. In diesem Moment war mir alles egal, ich hatte endlich meine Angst besiegt.

Gefundene Liebe  (Roman Bürki ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt