Kapitel 7

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Anna

Ungeduldig wartete ich auf ihn. Meine Mutter hatte mir bereits mehrere Nachrichten auf WhatsApp geschickt. Genau in diesem Moment bog ein Auto in die Seitenstraße ein. Es fuhr bis zum Ende der Straße, kehrte dann um und hielt neben mir an, während der Fahrer die Tür öffnete. "Sie haben ein Taxi gerufen", grinste mir Roman Bürki entgegen. Sprachlos sah ich ihn an, ich hätte nie gedacht, dass er es war, mit dem ich die ganze Zeit geschrieben hatte. Er stieg aus dem Auto aus, nahm meine Tasche und legte sie in den Kofferraum, bevor er ihn schloss. Ich stand immer noch an derselben Stelle. "Bist du festgewachsen?", fragte mich Roman. "Ähm ähm, ich hätte nicht gedacht, dass ich in den letzten Tagen mit dir geschrieben habe." Dann wurde mir bewusst, was ich ihm geschrieben hatte, und ich drehte peinlich berührt meinen Kopf weg. Mein Gesicht war knallrot wie eine Tomate.  "Du brauchst dich nicht zu schämen, wir tun einfach so, als hätten wir es vergessen, wenn es dir unangenehm ist", sagte er. "Okay", antwortete ich und stieg ins Auto ein. Roman schloss die Tür und stieg dann auf der Fahrerseite ein.

Während der Fahrt herrschte eine bedrückende Stille, ich glaube keiner wusste, was wir sagen sollten. Kurz räusperte ich mich. "Hast du eigentlich nicht Training?", fragte ich, um die Stille zu durchbrechen. "Eigentlich schon, aber ich habe mir beim letzten Training eine Muskelzerrung in der Schulter zugezogen. Mein Physiotherapeut versucht gerade, die Zerrung zu lindern, da sie bisher noch nicht vollständig ausgeheilt ist", antwortete er. Doch ich hörte, dass es ihn mitnahm. "Entschuldigung, das wusste ich nicht", entschuldigte ich mich aufrichtig bei Roman. "Du kannst nichts dafür, es nervt einfach, dass die Verletzung nicht heilt", meinte er. "Ich bin zwar keine Physiotherapeutin, aber ich hatte auch mal eine solche Verletzung. Der Arzt meinte damals auch, es sei eine Zerrung gewesen, aber es wurde nicht besser. Dann bin ich zu einem Orthopäden gegangen und schon bei der ersten Untersuchung stellte sich heraus, dass es überhaupt keine Zerrung war. Ein Nerv war durch eine falsche Bewegung eingeklemmt, und da ich zu spät zum Arzt gegangen bin, hatte sich auch das Gelenk entzündet", erklärte ich ihm.

"Roman fragte mich, ob ich seiner Meinung nach einen Orthopäden aufsuchen sollte", sagte ich. "Ja, besser ist es sicher, Roman. Deine Verletzung ist noch nicht lange her, eine Entzündung im Schultergelenk könnte vermieden werden. Ich denke nicht, dass du das durchmachen möchtest, was ich erlebt habe", antwortete ich ihm. "So schlimm?", fragte er. "Es wäre nicht so schlimm gewesen, wenn die Ärzte mich richtig behandelt hätten. Aber sie haben mich falsch behandelt, weshalb ich monatelang Schmerzen hatte, bis ich operiert werden musste", erklärte ich Roman. "Es ist wirklich schlimm, wenn Ärzte solche Fehler machen", meinte er. "Hmm, das kann man nicht ändern. Aber da ihr bereits mit der Physiotherapie begonnen habt, hast du sicher diese Tapes auf deiner Schulter, oder? Sie lindern die Schmerzen und schonen deine Schulter zusätzlich", erklärte ich. "Ja, aber ein Tape löst sich schon. Aber wir brauchen noch eine halbe Stunde bis nach Dortmund", sagte er. "Halte bei der nächsten Raststätte an, ich habe Tape in meiner Tasche, das ich für mein Knie benutze. Ich könnte, wenn du möchtest, ein neues Tape anbringen", flüsterte ich schüchtern, da mir bewusst wurde, dass ich ihn dann ohne Oberbekleidung sehen würde. Es ist ein großer Unterschied, ihn in der Realität ohne Oberbekleidung zu sehen, im Vergleich zum Internet. "Das wäre sehr nett. Danke", bedankte sich Roman und grinste.

An der nächsten Raststätte machte Roman halt, während ich zum Kofferraum ging, ihn öffnete und das gelbe Tape aus meiner Tasche nahm. Danach schloss ich den Kofferraum wieder. Mit dem Tape ging ich dann nach vorne, wo Roman auf dem Sitz saß und gerade sein T-Shirt mit einer Hand auszog. Kurz half ich ihm dabei, da ich sah, dass es ihm Schmerzen bereitete. Erschrocken betrachtete ich das Ausmaß: Die Schulter war komplett geschwollen und seine Haut hatte verschiedene Farben angenommen. Vorsichtig berührte ich die Stelle, meine Schüchternheit war durch den Schock verschwunden. Seine Haut fühlte sich ziemlich heiß an. "Roman, wie lange arbeitet euer Physiotherapeut schon für euch?", fragte ich mit unterdrücktem Ärger. "Noch nicht lange, erst seit letzter Woche, wieso?", fragte er zurück. "Weil er dich nicht richtig behandelt hat, deshalb heilt deine Verletzung nicht. Roman, es ist definitiv keine Muskelzerrung. Kannst du überhaupt deinen Arm bewegen?", fragte ich schockiert. "Teilweise, ich kann den Arm nur ein wenig heben, mehr nicht. Er meinte, das sei normal." "Nein, definitiv nicht. Du hast dir wahrscheinlich eine oder mehrere Sehnen gerissen, Roman. Das muss sofort operiert werden, wenn du keine bleibenden Schäden haben möchtest", sagte ich zu ihm. "Was? Aber ich kann meinen Arm doch ein bisschen bewegen?", hinterfragte Roman es. "Vertrau mir. Mein Physiotherapeut hat es mir erklärt. Ich werde jetzt das ganze Tape entfernen und neues anbringen, damit es sich bis zum Krankenhaus nicht noch verschlimmert", flüsterte ich leise. Danach löste ich die beiden Tapes von seiner Schulter, schnitt mehrere Streifen zurecht und begann, seine Schulter mit den Tapes zu stabilisieren. Dafür musste ich auch von vorne die Schulter stabilisieren. Dabei bekam ich einen guten Blick auf seine Brust, kurz schluckte ich und befestigte das letzte Tape. "Bewege deine Schulter kurz und sag mir, ob du noch Schmerzen hast", sagte ich zu ihm.

Gefundene Liebe  (Roman Bürki ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt