Kapitel 27

35 8 10
                                    

Roman

„Roman, du musst sie auch verstehen! Du bist nicht derjenige, der sich Vorwürfe macht, wenn das Baby krank wird, das macht Anna", sagte Jule zu mir. „Wir können das gemeinsam bewältigen, selbst wenn das Kind krank ist", antwortete ich. „Das ist nicht der entscheidende Punkt, Roman. Jede Mutter wünscht sich das beste Leben für ihr Kind. Stell dir vor, dein Kind kommt nicht gesund zur Welt. Es könnte kein normales Leben führen", sagte Jule. „Ich denke darüber nach", antwortete ich. „Wenn du Anna wirklich liebst, dann verstehst du ihre Beweggründe. Glaub mir, es fällt ihr bestimmt nicht leicht, so eine schwere Entscheidung zu treffen. Ich kann mir sogar vorstellen, dass es sie sehr belastet hat. Sie hatte sicherlich auch den Wunsch nach Kindern, bis sie von ihrer Krankheit erfahren hat. Denkst du wirklich, dass es ihr leichtfällt, so eine Entscheidung zu treffen und ihren Traum von einer Familie aufzugeben?", fragte mich Jule. Mir fiel daraufhin nichts ein, und ich zuckte nur mit den Schultern. „Es ist für keine Frau einfach, ihren Kinderwunsch aufzugeben", meinte er. „Das muss nicht heißen, dass unser Kind es auch bekommt. Vielleicht haben wir ja Glück", sagte ich daraufhin. „Und was, wenn nicht? Was ist, wenn es nicht nur die Krankheit hat, sondern noch eine schlimmere? Könntest du dir das verzeihen?", fragte mich Jule langsam aufgebracht.

„Sie muss auch mich verstehen! Es kann nicht sein, dass wir keine Kinder bekommen, nur weil die Möglichkeit besteht, dass unser Kind krank zur Welt kommt. Es gibt so viele kranke Kinder auf der Welt, die ein schönes Leben führen", sagte ich wütend. „Schönes Leben, sagst du? Sie werden in der Schule gemobbt, haben keine Freunde, und manche leben nicht einmal lange. Das nennst du ein schönes Leben!", entgegnete er mir scharf. „Weißt du was, ich gehe jetzt", sagte ich verärgert. „Wage es nicht, Roman, tu nichts Unüberlegtes, das werde ich dir nicht verzeihen!", meinte er ernst. Darauf antwortete ich nicht und verließ sein Haus. Ich hatte keine Lust, nach Hause zu gehen, also entschied ich mich, in eine Kneipe zu gehen. Dort setzte ich mich an die Theke und bestellte ein Bier. Nach meinem dritten Bier gesellte sich eine attraktive Brünette zu mir. Wir kamen ins Gespräch und verstanden uns sofort. Kurz überlegte ich und verschwand mit ihr in das nächste Hotel.

Anna

„Wo ist Roman?", fragte Sarah Jule. „Keine Ahnung, ich habe ihm ins Gewissen geredet, aber ich glaube, er will es einfach nicht verstehen. Warte, ich leihe dir etwas von meiner Kleidung, dann kannst du duschen gehen. Sonst erkältest du dich noch", sagte Jule und verschwand kurz. Wenig später kam sie mit einem Pullover und einer Jogginghose zurück. Ich bedankte mich und ging ins Bad. Meine Sachen legte ich auf die Heizung zum Trocknen, bevor ich unter die Dusche trat. Das Wasser wärmte meinen unterkühlten Körper auf, und schon wieder liefen mir die Tränen über die Wangen. Mein Bauchgefühl sagte mir, dass es nicht gut enden würde. Entschlossen wischte ich meine Tränen unter der Dusche weg. Ab sofort würde ich nicht mehr weinen. Wenn er unbedingt Kinder haben möchte, könnten wir irgendwann ein Kleinkind adoptieren. Wenn er das nicht will, muss ich wohl die schwere Entscheidung treffen, mich von ihm zu trennen. Zwanzig Minuten später stieg ich aus der Dusche und stellte das Wasser ab. Mit einem Handtuch trocknete ich mich ab und schlüpfte in Jule's Sachen. Danach tappte ich ins Wohnzimmer und setzte mich zu Sarah auf die Couch. Lächelnd legte sie ihren Arm um mich. In der kurzen Zeit sind wir richtig gute Freundinnen geworden, ich würde sogar sagen, dass wir beste Freundinnen sind. „Es wird alles wieder gut", meinte sie zu mir. „Ganz ehrlich, Sarah, ich glaube nicht. Ich habe seit einer Weile ein schlechtes Gefühl, und ich erreiche ihn auch nicht auf seinem Handy", sagte ich leise. „Versuche es doch jetzt nochmal", ermutigte sie mich. Mit einem mulmigen Gefühl rief ich Roman an, und diesmal ging er tatsächlich ran, dachte ich. „Hallo?", fragte eine weibliche Stimme. „Wer ist da?", hörte ich eine mir bekannte Stimme im Hintergrund. Geschockt nahm ich das Handy vom Ohr und legte auf. Das Handy fiel mir aus der Hand, und ich sank schluchzend zu Boden. „Anna!", sagte Sarah besorgt und kam zu mir. „Was ist los?", fragte sie erneut. „Er betrügt mich mit einer anderen Frau", flüsterte ich erstickt. Es wurde alles zu viel für mich, ich hörte nur noch einen Schrei, dann wurde alles schwarz...

Gefundene Liebe  (Roman Bürki ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt