Kapitel 13

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Roman

Nachdenklich saß ich auf der Couch und überlegte, wie ich die Situation wieder ins Reine bringen könnte. Kurzentschlossen nahm ich meinen Laptop zur Hand und suchte nach Lösungen. Mit einem Lächeln klickte ich auf ein Bild von einem Picknick. Das würde ihr bestimmt gefallen, und ich entschloss mich, am Phönixsee entlang zu spazieren. Natürlich hatte ich auch eine Überraschung als Entschuldigung: Wir würden uns ihren Lieblingsfilm, Titanic, im Kino ansehen. Vorsorglich nahm ich Taschentücher mit. Ich klappte den Laptop zu und stellte ihn auf den Tisch, dann stand ich von der Couch auf, ging in den Flur und schlüpfte in meine Schuhe.

Schließlich machte ich mich auf den Weg zum nächsten Supermarkt, um für das Picknick einzukaufen, und kehrte danach nach Hause zurück. Das Obst und Gemüse legte ich in die Spüle und streute etwas Natron darüber, bevor ich es wusch. Danach schnitt ich das Obst und Gemüse für einen Obstsalat. Das Gemüse schnitt ich in Streifen. Aus dem Kühlschrank holte ich den Joghurt-Dressing und vermischte ihn mit etwas Dill und Petersilie. In den Dressing konnten wir dann das Gemüse eintauchen. Als ich fertig war, räumte ich alles wieder weg.

Eine Stunde später packte ich alles in eine Kühlbox und stellte sie in den Kofferraum. Dann fuhr ich zu ihr. Anna stand gerade draußen und unterhielt sich mit jemandem. „Hallo Anna, bist du bereit?“, fragte ich, als sie das Gespräch beendet hatte. „Oh Roman, ja, ich bin bereit. Ich musste nur kurz alles klären“, antwortete sie mir. Lächelnd öffnete ich die Beifahrertür für sie. Als sie einstieg, schloss ich die Tür hinter ihr und setzte mich dann ins Auto, um loszufahren. Während der Fahrt fragte Anna, wohin wir fahren. „Wir sind da“, sagte ich grinsend. „Wow, wir sind am Phönixsee, oder?“, fragte sie mit leuchtenden Augen. „Ja, genau, komm mit“, sagte ich sanft und nahm, ganz selbstverständlich, ihre Hand, um sie sanft mit zu ziehen.

Als sie ankam, hielt sie sich die Hand vor den Mund. „Du hast ein Picknick vorbereitet“, flüsterte sie leise. „Ja, ganz ehrlich, zuerst wusste ich nicht, wie ich mich entschuldigen sollte, aber ein Picknick und ein Spaziergang am Phönixsee wären die perfekte Lösung und natürlich eine Überraschung“, antwortete ich und setzte mich auf die Decke. Sie folgte mir lächelnd und ich reichte ihr eine Schüssel mit Obstsalat und einen Becher Orangensaft. „Das ist wirklich die beste Entschuldigung, die ich je bekommen habe. Du hast dir wirklich Mühe gegeben, Roman“, sagte Anna lächelnd. „Natürlich, eine Entschuldigung sollte immer ernst gemeint sein. Und was könnte besser ausdrücken, ‚Es tut mir leid‘, als darüber nachzudenken, was dir gefallen könnte“, erklärte ich aufrichtig. „Erzähl mir etwas über dich, was nicht im Internet steht, Roman. Ich möchte dich wirklich besser kennenlernen“, bat sie mit ehrlichen Augen. „Hmm, ich muss nachdenken. Ich verbringe gerne meine Freizeit zu Hause oder bei Freunden und Familie. Meine Familie und Freunde bedeuten mir alles. Es mag komisch klingen, aber ich esse nicht gerne in Restaurants, ich bevorzuge es, zu Hause oder bei Freunden und Familie zu essen. Außerdem ist mir meine Frisur sehr wichtig. Ich brauche nicht die neuesten Sachen, ich lebe eigentlich wie ein normaler Mensch“, erzählte ich ihr. Sie schaute mich erstaunt an. „Wow, damit habe ich nicht gerechnet. Jetzt bin ich dran. Ich bin mit meinen Eltern und vier Geschwistern aufgewachsen. Bis ich sieben war, war meine Kindheit die glücklichste Zeit für mich. Mit sieben trennten sich unsere Eltern, und wir konnten entscheiden, bei welchem Elternteil wir bleiben wollten. Meine ältere Schwester, meine Zwillingsschwester und ich entschieden uns, bei meinem Vater zu bleiben, während mein Bruder und meine kleine Schwester bei meiner Mutter blieben. Ab diesem Zeitpunkt änderte sich alles. Ich muss sagen, ich bin nicht stolz darauf, aber ich geriet auf die schiefe Bahn, klaute und schwänzte die Schule. Da ich sowieso keine Freunde in der Schule hatte, interessierte es niemanden, dass ich nicht da war. Irgendwann bekamen wir eine Familienhilfe, die uns unterstützen sollte, aber sie kümmerte sich hauptsächlich um meine ältere Schwester. Wegen ihr musste ich einem Sportverein beitreten, einem Volleyballverein. Nur war Volleyball nichts für mich, also hatten wir plötzlich zwei Vereine: den Volleyballverein“, erzählte sie lächelnd weiter. „Der zweite war ein neu gegründeter Fußballverein, ein chaotischer Haufen. Wir wussten nicht einmal, was Stürmer, Mittelfeldspieler und Abwehrspieler waren. Jeden Dienstag und Donnerstag hatten wir Training, und nach zwei Monaten stand unser erstes Spiel an. Zu der Zeit hatten wir noch keine richtigen Positionen, ich war damals Stürmerin und machte wirklich viele Fehler. Leider musste ich nach der ersten Halbzeit ausgewechselt werden, weil mich eine Gegenspielerin übel gefoult hatte. Mein Knie schwoll an, und nach dem Spiel wurde ich zum Arzt gebracht. Diagnose: Kniescheibe rausgesprungen, mehr nicht. Danach sprang die Kniescheibe immer wieder raus, sie war nicht mehr stabil. Mit zwölf bekam ich die Diagnose Epilepsie, die nur wegen ständiger Kopfschmerzen festgestellt wurde. Durch die Medikamente nahm ich zu. In den Osterferien besuchte ich meine Mutter zum ersten Mal und fühlte mich sofort wohl. Mit siebzehn kam die nächste Diagnose: Schilddrüsenunterfunktion, ich musste weitere Tabletten einnehmen. In drei Jahren hatte ich zwei epileptische Anfälle, die Dosis wurde erhöht und danach hatte ich keine Anfälle mehr. Als ich siebzehn war, floh ich zu meiner Mutter, weil ich beim Jugendamt war und erzählte, dass mein Vater mich geschlagen, mit Tellern beworfen und gewürgt hatte. Am selben Tag fuhren mein Stiefvater und meine Mutter zu meinem Onkel, wo ich mich vor meinem Vater versteckt hatte“, erzählte sie mit tränenden Augen.

Gefundene Liebe  (Roman Bürki ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt