Kapitel 1

163 12 5
                                    

Anna

Anna, es ist doch einen Versuch wert, schau mal hier. Ich habe dir bereits ein Konto erstellt. Bitte versuche es zumindest", sagte Darleen zu mir und gab mir mein Handy zurück. "Darleen, ich bin nicht bereit, einen Mann in mein Leben zu lassen. Ich habe wirklich keine Ahnung von Beziehungen", antwortete ich ihr. "Keine Sorge, lass es einfach auf dich zukommen. Wenn nötig, kannst du auch die Männer blockieren, die dir anzügliche Nachrichten schreiben. Solche gibt es auch", antwortete sie mir. "Na gut, ich werde es ausprobieren, aber nur bis nächste Woche", sagte ich zu ihr und verabschiedete mich, um nach Hause zu gehen. Nachdenklich lief ich nach Hause und schaute auf mein Handy. Sollte ich es wirklich ausprobieren? Ich habe überhaupt keine Ahnung von so etwas. Bisher lief mein Leben auch ohne einen Mann super. Natürlich könnte mein Leben noch besser sein als jetzt. Eine Arbeit wäre schon schön, aber die meisten haben mir bereits Absagen gegeben, nur weil ich krank bin. Entweder liegt es an meiner Krankheit oder an meinem Gewicht. Vor allem an meinem Gewicht. Ich betrat nur das Büro und sie sahen mich an und schon hatte ich eine Absage. Natürlich weiß ich, dass ich gerade nicht schlank bin, aber es ist traurig, dass man nur auf den Körper reduziert wird. Ich habe einfach ein paar Kilos mehr auf den Rippen, einen kleinen Bauch, dicke Oberschenkel und ein Doppelkinn. Solange ich mich in meinem Körper wohl fühle, geht es die anderen nichts an.

Als ich nach Hause kam, zog ich meine Schuhe aus und begrüßte meine Hündin. Anschließend ging ich ins Wohnzimmer und küsste meine Mutter auf die Wange. "Was hat der Arzt gesagt?", fragte ich und setzte mich neben meine Mutter auf die Couch. "Er muss für eine Woche in die Reha, der Arzt meinte, er hat noch einen langen Weg vor sich", antwortete sie. "Aber das haben wir doch erwartet, Mama. Er ist nicht mehr der Jüngste und wird bald 54 Jahre alt. Durch die Chemotherapie und Bestrahlung ist sein Körper nun mal nicht mehr der fitteste, außerdem hat er viele Krankheiten", erwiderte ich. "Ich weiß, seine rechte Hand ist wirklich schlimm geworden im Laufe der Zeit", sagte sie. "Es wird mit seinen Fingern nicht besser, aber die Ärzte können ihm helfen", murmelte ich. "Anna, könntest du gleich einkaufen gehen? Uns fehlen Margarine und Kartoffeln", fragte sie mich. "Natürlich kann ich das machen, ich muss sowieso noch einkaufen gehen. Die Kaninchen haben auch kein Futter mehr", antwortete ich. Seufzend verließ ich das Wohnzimmer, zog wieder meine Schuhe an, verließ die Wohnung und lief zum Netto. Auf dem Weg nach Netto holte ich mein Handy aus der Jackentasche und scrollte durch die Dating-App. Dabei sah ich verschiedene Arten von Männern, aber keiner sprach mich an. Erst jetzt bemerkte ich, dass ich eine Nachricht von jemandem hatte. Kurz klickte ich auf den Posteingang und öffnete die Nachricht.

Schmusebär29: Ich wollte dir einfach mal ein nettes Hallo da lassen und dir einen schönen Tag oder Abend wünschen.

Irgendwie musste ich bei dieser Nachricht lächeln. Also schrieb ich kurz eine Nachricht zurück.

Kuschelfrau26: Danke, das wünsche ich dir auch ;)

Ich steckte mein Handy wieder in die Jackentasche und überquerte die Straße. Wenige Minuten später kam ich bei Netto an und besorgte die Zutaten sowie Obst und Gemüse für die Tiere. "Schon waren 60€ weg, da frage ich mich, wie wir mit dem Geld klarkommen sollen, wenn die Preise immer weiter steigen", flüsterte ich.

Gefundene Liebe  (Roman Bürki ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt