Kapitel 26

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Anna

„Nein! Es reicht mir, dass ihr euch ständig in mein Leben einmischt! Ich bleibe hier bei meinem Freund!", sagte ich wütend und legte einfach auf. Roman legte seine Arme um mich und küsste mich auf die Wange. „Deine Mutter?", fragte er sanft. „Ja, mal wieder. Sie versucht mir die ganze Zeit einzureden, dass es falsch wäre. Für mich fühlt es sich jedoch nicht falsch an", murmelte ich und drehte mich zu ihm um. Lächelnd sahen wir uns in die Augen und kamen uns näher; den letzten Schritt machte ich und küsste ihn. Brummend zog Roman mich auf seinen Schoß, und ich legte meine Arme um ihn. Wir streichelten uns und küssten uns immer wieder, weiter sind wir jedoch noch nicht gegangen. Er gibt mir die Zeit, die ich brauche, und ich bin ihm so dankbar dafür. „Ich liebe dich so unendlich", flüsterte ich leise. „Ich dich auch", antwortete er lächelnd. Ich zog den Laptop zu uns und gemeinsam schauten wir uns Häuser an. „Nach welchen Kriterien suchen wir das Haus aus?", fragte Roman. „Hm, ruhige Lage, große Fenster, damit es schön hell ist im Haus, ein Garten wäre auch nicht schlecht und natürlich eine Garage", überlegte ich. „Okay, es sollten mehrere Zimmer vorhanden sein, eine große Küche und zwei Badezimmer wären auch gut", fügte er hinzu. „Warum mehrere Zimmer? Ein Haus mit drei bis vier Zimmern reicht doch vollkommen aus", sagte ich, wobei ich bereits eine Vermutung hatte. Nur wusste ich bis jetzt nicht, ob ich Kinder haben wollte. „Es sollten sieben bis acht Zimmer sein. Ich weiß, wir sind noch nicht lange zusammen, aber irgendwann möchte ich nur mit dir Kinder bekommen", sagte er sanft. „Roman, ich weiß nicht", flüsterte ich leise. „Warum nicht? Kinder sind etwas Wunderschönes, du wirst eine fabelhafte Mutter sein", sagte er. „Roman, es geht nicht darum", antwortete ich. „Wir können auch nur ein Kind bekommen", redete er weiter. „Roman! Hör bitte zu. Ich möchte keine Kinder...", sagte ich nun etwas lauter. „Komm schon, Anna, wir werden eine perfekte Familie!", regte er sich jetzt tatsächlich auf. Wütend sprang ich auf und stellte mich vor ihn. Die Tränen tropften bereits auf den Boden. „Ich will keine Kinder, Roman! Ich werde es nicht riskieren, dass meine Kinder die Krankheit bekommen, die ich habe", sagte ich schluchzend. „Die können damit leben, du lebst auch damit!", schrie er jetzt. Fassungslos sah ich ihn an. Wie konnte er über das Schicksal entscheiden? Er weiß nicht, wie es ist, damit zu leben.

„Hörst du überhaupt zu? Weißt du, wie es ist, so zu leben? Keine Partys, kein Alkohol, ständig zu Kontrollterminen fahren und die ständigen Kopfschmerzen. Bei kleinen Kindern kann es sogar noch schlimmer werden", sagte ich wütend. Kopfschüttelnd verließ ich das Wohnzimmer, zog mir im Flur die Schuhe an, warf mir die Jacke über und verließ das Haus. Sauer ging ich zum Phönixsee und setzte mich auf eine Bank. Der Regen, der mich in wenigen Minuten durchnässt hatte, interessierte mich gerade nicht. Natürlich verstehe ich Roman, aber er muss auch versuchen, mich zu verstehen. Ich bin es, die sich die Schuld gibt, dass das Kind an Epilepsie leiden könnte. Wenn ich wüsste, dass mein Kind nicht betroffen wäre, hätte ich nichts gegen ein Kind, aber die Wahrscheinlichkeit liegt bei 99,99 %, dass es an Epilepsie erkrankt. In unserer Familie ist das erblich. Sofort schüttelte ich den Kopf - nein, das werde ich meinem Kind nicht antun.

„Hey", sagte Sarah und setzte sich neben mich auf die Bank, den Regenschirm so haltend, dass wir beide trocken blieben. „Hat dich Roman geschickt?", fragte ich sie leise. „Jaein. Er hat bei Jule angerufen, ich habe es mitgehört und mich sofort auf die Suche nach dir gemacht", antwortete sie ehrlich. „Warum versteht er mich nicht, Sarah? Ich habe ihm erklärt, dass mein Kind die Krankheit bekommen wird. Er sagte nur, es würde damit klarkommen. Ich lebe mit der Krankheit, aber ich kann immer noch nicht akzeptieren, dass ich sie habe. Wegen dieser verdammten Krankheit habe ich kein richtiges Leben, ich kann nicht in die Disco oder einfach auf eine Party gehen, und auf Alkohol muss ich auch verzichten. Wenn ich nur einmal vergesse, meine Tabletten zu nehmen, bekomme ich einen Krampfanfall, und die ständigen Kopfschmerzen rauben mir die letzten Nerven. Soll mein Kind wirklich so leben wie ich?", sagte ich aufgebracht und schluchzte.

„Hast du es Roman erklärt?", fragte sie mich.

„Ja, das habe ich, nachdem er mir mal zugehört hat. Danach kam dieser Spruch von ihm. Bei Babys und Kleinkindern kann es sogar schlimmer werden. Ich kann es nicht ertragen, mein eigenes Kind zu sehen, wenn es krampft", flüsterte ich erstickt und wischte mir die Tränen aus dem Gesicht. „Ich verstehe ihn ja, Sarah, er möchte später eine Familie gründen, aber vielleicht bin ich nicht die richtige Frau dafür. Als ich erfuhr, dass es erblich ist, habe ich für mich beschlossen, keine Kinder zu bekommen. Es war keine leichte Entscheidung für mich, ich habe tagelang deswegen geweint", sagte ich.

Gefundene Liebe  (Roman Bürki ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt