Sahara

ZRH-RAK via VIE

Bereits bei der Buchung des Fluges wurde ich mit einer sehr wichtigen marokkanischen Weisheit vertraut: Es gibt immer einen Weg.

Buchen wollte ich einen Direktflug von Zürich nach Marrakech. Gesagt getan; doch das Universum hatte andere Pläne als das Internet. Mein bestätigter Flug wurde zuerst zeitlich verschoben - neue Tickets. Danach wurde der Flug annulliert - keine Tickets mehr. Der Flug wurde an eine andere Gesellschaft weitergereicht - neue Tickets. Der Flug wurde danach nochmals zeitlich verschoben - neue Tickets.

Letztendlich konnte ich am ersten und kalten Morgen in Zürich ein Flugzeug der Austrian Airlines nach Wien besteigen. Wien - die ewige Stadt! Leider liegt die Stadt des Walzers nicht in meiner Richtung - echt blöd; in Wien wartete glücklicherweise eine Maschine, die direkt nach Marrakech abheben wollte. Direkt für sie, weniger direkt für mich. Aber egal - bei herrlichster Bodensicht die Alpen ein zweites Mal zu überfliegen, das ist auch nicht übel.

Ich liebe die Starts und die Landungen beim Fliegen - der Rest ist oft eher langweilig. Schub geben - es drückt mich in den unbequemen Sessel der Economy. Abheben - Wien von oben! Herrlich. Die Bodensicht ist überwältigend. Ich bin unterwegs nach Afrika! Zum ersten Mal in meinem Leben werde ich meine Hobbit-Füsschen auf afrikanischen Boden stellen. Kribbelfreude schüttelt meinen Körper.

Die Welt sieht so friedlich aus, wenn man sie von oben betrachten kann. Da ist keine Hektik, kein Stress und kein Lärm - mal abgesehen von den Triebwerken des Flugzeugs. Ruhige und sanfte Landschaft unter mir. Einige Regionen kenne ich: Zürich, Pfungen, Wien, Turin, Genua, Marseille, Barcelona, Valencia - alles wunderschöne Touristenziele. Aus der Vogelperspektive grüßen sie mich wie Erinnerungen aus einem anderen Leben. Gedankliches Winken.

Nach Valencia hüllt sich die Erde in Wolken - zuerst aus Wassertröpfchen, danach aus Sandpartikeln. Keine Bodensicht mehr möglich. Afrika verhüllt sich in den Chech (sprich: Schesch - das ist der Turban der Berber), den ich in wenigen Tagen selbst tragen werde. Geheimnisvoll nähert sich Marrakech; doch es empfängt mich mit einer wohligen Wärme, die mich vergessen lässt, welch kalte Welt ich vor wenigen Stunden verlassen habe.

Es ist ein kleiner Schritt für einen Menschen, aber ein großer Schritt für mich! Afrika! Touchdown! Ich bin in Marokko - einem Land, das Temperaturen unter zwanzig Grad nur nachts und vom 'Hörensagen' kennt - zuhause. Sofort fühle ich mich sehr wohl. Großmutterwolleschalgemütlichkeitszufriedenheit. Ich bin hier - und vor mir liegt die Welt!