Kleider

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Was ziehe ich an, wenn ich in die Wüste gehe? Eine wichtige Frage. Würde ich sie in der Schweiz, sagen wir in einem Outdoor-Bekleidungsladen, der betreuenden Person stellen, bekäme ich allerhand funktionale Hightech-Bekleidung gezeigt. Jedes Teil hätte seine Aufgabe; kühlen, wärmen, Schweiss aufsaugen, Haut schützen - selbstverständlich wäre alles aus hochwertigsten Materialien hergestellt und am Ende kostete es ähnlich viel wie der erste Hamburger aus synthetisch hergestelltem Fleisch.

Zum Glück bin ich bei den Berbern. Zum Glück bin ich in Marokko. Kleider kaufen beginnt, wie so viele Dinge hier, mit einem Tee. Wir setzen uns beim Bruder der Näherin in den Garten, zum Tee werden Kekse und Datteln gereicht. In Marokko gibt es keine Hektik; ein gutes Geschäft braucht seine Zeit; gute Gespräche gehören dazu.

Als ich das Nomadenzelt, in welchem die Kleider hängen, betrete, bleibe ich kurz stehen. An einfachen Stangen hängen hunderte von bunten Blusen, Hosen und Hemden. Die langen Kleider sind weiter oben aufgehängt, damit sie den Boden nicht berühren. Kräftige Farben, einfache Stoffe, dezent verziert. Jedes Teil ein handgemachtes Einzelstück.

Alles, was ich in der Wüste brauche, ist ein Hemd und eine sehr weit geschnittene Hose. Ich schmunzle, denn in Schweizer Mundart nenne wir sie "Pluderhose", diese Beinkleider, welche den Schritt auf Kniehöhe haben. Dazu gehöre natürlich auch die Kopfbedeckung. Ich entscheide mich für eine rote Hose und ein grünes Hemd. Dazu nehme ich auch noch ein schwarzes Hemd. Der Chech, den ich dazu geschenkt erhalte, ist in einem passenden Türkis. Das ist die Alltagskleidung, die ich in der Wüste tragen werde. Alles ist sehr weit, luftig, locker. Vor allem jedoch sind die Kleider unglaublich bequem.

Die Candorra, das lange Kleid, welches man über die anderen Kleider tragen kann, ist blau. Unglücklicherweise bin ich nicht gerade das, was man großgewachsen nennt und für Hobbits gibt es keine langen Kleider. Doch die Schneiderin wird es rasch auf meine Höhe anpassen, ohne dass ich dafür mehr bezahlen müsste; das sei doch kein Problem. Einmal mehr staune ich über die Gelassenheit der Menschen hier. Ich verlasse das Zelt mit meiner vollständigen Ausrüstung und in Vorfreude darauf, die Kleider tragen zu können.

 Ich verlasse das Zelt mit meiner vollständigen Ausrüstung und in Vorfreude darauf, die Kleider tragen zu können

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3 Hemden mit Hose; © Bruno Heter, 2024


p.s. Wer erwartet hat, hier ein Foto des Autors zu finden - voilà:

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