Off Road

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Die süße Zeichnung im Titelbild entdeckte ich auf der Mauer des Schulhauses in der Wüste. Ich fand sie lustig, weil ich selbst früher einen Citroën 2CV (Döschwo; Ente) fuhr, Agamemnon, rot mit gelben Rädern und einer gelben Badeente als Kühlerfigur. Mit seinen zwei Zylindern, nur neunundzwanzig PS und den schmalen Rädern das denkbar schlechteste Fahrzeug für die Wüste. Deshalb fand ich diese Zeichnung witzig.

Während wir auf unseren Transport warteten, sahen wir plötzlich eine Staubwolke in der Ferne, vier schwarze Punkte deuteten darauf hin, dass dort vier Fahrzeuge off road unterwegs waren und sich der Schule näherten. Je näher sie kamen, desto deutlicher wurden die Umrisse: Vier Döschwos! Sie hielten bei der Schule kurz an, winkten uns zu und verschwanden danach wieder in der Wüste. Die Kennzeichen waren aus Frankreich und aus Spanien. Staunen und breites Grinsen!

Später trifft unser Geländewagen ein, auf den wir das ganze Gepäck laden können. Ein Nomade, ein Freund von Baziz, holt uns ab und fährt uns nach Zagora zurück. Es gibt keine Straße, nur eine allgemeine Richtung. Wir fahren los, hinein in eine moderne Art Abenteuer. Der Fahrer lenkt uns gekonnt über Dünen, durch ausgetrocknete Bachläufe und über Steinfelder; dann und wann entdecke ich so etwas wie eine Fahrspur - andere haben vor uns wohl den selben Weg gewählt.

Immer wieder treffen wir auf die Döschwos. Es sind sehr viel mehr als die vier, die wir bei der Schule gesehen haben. Offenbar handelt es sich um eine  Art Rally mit diesen Veteranen, denn seit 1990 werden sie nicht mehr produziert. Die Fahrerinnen und Fahrer aus halb Europa (es hat auch einige Deutsche dabei) scheinen ihren Spaß zu haben. Damit niemand liegenbleibt, haben sie einen 4x4 Servicewagen dabei.

Auf einmal biegen wir ab. Wir fahren zu zwei Zelten, die auf einer Düne stehen. Dort verkaufen Nomadenfrauen ihre Waren, die sie mit ihren Kindern geknüpft, gewoben, gemalt und geformt haben. Damit verdienen sie sich ein Nebeneinkommen. Die Frauen haben sich ihr eigenes Geschäft aufgebaut. Was sie hier verdienen, kommt den Frauen und Mädchen der Nomadenfamilien zu. Damit auch die Mädchen zur Schule gehen können. Ich kaufe ein geknüpftes Dromedar für mein Patenkind und eine wunderschöne Tasche für mich. Shopping inmitten der Dünen.

Unser Fahrer lenkt uns danach gekonnt durch den Sand. Immer wieder kreuzen wir Touristenfahrzeuge, die man daran erkennt, dass sie neu, mit sämtlichen Accessoires ausgestattet und vor allem sauber sind. Unser Wagen hingegen ist staubig, überall klappern lose Teile und auf dem Dach lagern die Waren des Kameltrekkings. Eine andere Welt. Wir haben keine Klimaanlage - wozu auch? Hier ist es heiß und so soll es sein. Einmal mehr erlebe ich den Unterschied zwischen lokalem, sanftem Tourismus und den Besuchern, die lieber "All Inclusive" unterwegs sind. Zwei Welten - beide mit ihrer Berechtigung.

Als wir nach einigen Stunden plötzlich eine asphaltierte Straße erreichen, fällt es mir wie Schuppen von den Augen. Mein Abenteuer Wüste geht dem Ende zu. Am liebsten würde ich umdrehen. Doch vor mir liegen Zagora und Marrakech. Zwei Städte, auf die ich mich freue. Die Wüste war reinigend, unbeschreiblich. Aber jetzt freue ich mich auf das, was noch kommt. Hinter uns liegt die lange Staubfahne, wie ein Abschiedsband. Ich komme wieder - so viel ist sicher!

Die Straße, die keine ist; © Bruno Heter 2024

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Die Straße, die keine ist; © Bruno Heter 2024

Handgeknüpfte Dromedare bei den Nomadenfrauen; © Michi Wohler, 2024

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Handgeknüpfte Dromedare bei den Nomadenfrauen; © Michi Wohler, 2024

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