Kapitel 1

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Seine Kehle fühlte sich wund an, selbst wenn er schrie, entkam ihm kaum noch ein Ton. Es war, als hätte ihn nun selbst seine Stimme verlassen.

Die Haut auf seinem Rücken fühlte sich an, als würde sie in Fetzen herunterhängen, eine einzige offene, blutende Wunde. Die warme Flüssigkeit, sein eigenes Blut, rann an seinem Leib hinab.

Durch all den Schmerz war Raven wie betäubt, nahm kaum noch etwas anderes wahr.

Vor der Tür zu seinem Kerker hörte er dann aber trotzdem sehr laute Stimmen, meinte die Geräusche eines Kampfes wahrzunehmen.

Er schenkte dieser Tatsache jedoch wenig Beachtung, da es hier immer wieder zu Auseinandersetzungen kam. Mord gehörte zum Alltag der Dämonen, kaum einer nahm wirklich Notiz davon. Tötete man einen Sklaven, musste man dessen Herrn dafür die Summe dessen, was er wert war, ersetzen. Ein Leben war nichts wert.

Nur wenn ein niederer Dämon oder gar einer der Sklaven jemanden von Rang und Namen tötete, fand so etwas wie ein Prozess statt. Der Ausgang war immer derselbe, endete mit dem Ableben des Täters, egal ob der Mord gerechtfertigt war oder nicht.

Raven erlebte es vor einigen Jahren, als er beobachtete, wie ein Sklave, ein Wandler, seinen Herrn abschlachtete, nachdem er ihn äußerst brutal vor aller Augen vergewaltigte und ihn zusätzlich misshandelte. Er wandelte sich in sein Tier, einen Bären, überrumpelte seinen Besitzer und trennte ihm mit einem gezielten Biss den Kopf vom Körper.

Für Raven war es das gute Recht des Wandlers, sich zu wehren, das zu rächen, was man ihm antat, doch mit dieser Meinung stand er einsam auf weiter Flur. Keinen Tag später wurde der Wandler hingerichtet, sollte als ein warnendes Beispiel für die anderen Leibeigenen dienen, die dem Spektakel beiwohnen mussten. Bis er endlich sterben durfte, quälte man ihn, setzte so ein Zeichen für die anderen, dass es sich nicht lohnte, sich zu wehren.

Wäre er stärker, würde Raven sich auf jeden Fall wehren, doch ihm fehlte die Kraft dazu, jeder konnte ihn mit Leichtigkeit überrumpeln.

Ansonsten wäre er schon längst auf und davon oder zumindest beim Fluchtversuch umgekommen.

Doch er war noch hier, musste jeden Tag leiden und es war kein Ende absehbar.

Als er hörte, wie sich hinter ihm ein Verschluss öffnete, Stoff auf dem Boden aufkam, wusste Raven, dass ihn dieses Mal das Glück vollkommen verließ.

Gleich würde ihn der Mistkerl nehmen, ihm weh tun, ihn an den Rand dessen bringen, was er aushalten konnte.

Es war nicht die erste Vergewaltigung für ihn, doch dieser Dämon war unglaublich groß, in allen Bereichen und dafür bekannt, gnadenlos zu sein, es zu genießen, wenn seine Opfer sich die Kehle aus dem Leib schrien, ehe sie das Bewusstsein verloren.

Seine gefesselten Hände ballten sich zu Fäusten, er umklammerte die metallische Kette, während er darauf wartete, dass sein Martyrium begann.

Der Gestank des Mannes stieg ihm in die Nase, sein fauliger Atem vermischte sich damit und ließ Raven würgen. Der andere war ihm so nah, dass er die Wärme, die dessen Körper ausstrahlte, wahrnehmen konnte.

Ein kalter Schauer überlief ihn, als sich der Körper des anderen an ihn presste. Den harten Schwanz spürte er an seinem Hintern, konnte nur erahnen, wie groß seine Pein sein würde, wenn sich dieses verfluchte, harte Stück Fleisch in ihn schob.

Seine Stirn sank gegen den Pfahl, an den er gebunden war.

»Ich hoffe, du schreist auch schön laut. Das ist das Schönste für mich und macht mich unglaublich an«, raunte er ihm ins Ohr.

The Tyrasar Chronicles II - HerzensruneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt