Kapitel 24

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Wie ein eingesperrtes Tier wanderte Jonael durch das Erdgeschoss seines Elternhauses, musste sich zwingen, ruhig zu bleiben. Raven war nicht hier, brach, wie er von einem der Soldaten erfuhr, mit Cebrail und unzähligen anderen auf, um zu kämpfen.

Er wusste nicht, auf wen er wütender war, auf seinen wagemutigen Gefährten oder auf den erfahrenen Krieger, der es zuließ, das jemand wie Raven, der über wenig Kampferfahrung verfügte und im Moment emotional vollkommen instabil war, sich ihm anschloss, um gegen Dämonen, die im Töten ausgebildet waren, zu kämpfen.

Sein Herz schlug ihm bis zum Hals, in seinen Ohren rauschte das Blut. Am liebsten würde er gerade etwas zerschlagen, seiner Wut freien Lauf lassen, doch das würde ihm keinerlei Erleichterung bringen. Darum stapfte er weiter auf und ab, ballte die Hände zu Fäusten und betete dafür, dass sein Liebster wohlbehalten zurückkehrte.

Auf der Couch saß seine Mutter, die nach außen ruhig wirkte, doch er wusste, dass auch sie in großer Sorge war, schließlich war Cebrail ihr Gefährte.

Bevor er das Schlagen von Flügeln hörte, spürte er Raven, er kam näher und es schien ihm gutzugehen.

Erleichtert stieß er die Luft aus und rannte förmlich in den Garten.

Dort landeten nur wenige Minuten später die beiden Männer, auf die seine Mutter und er warteten.

Fluchend ging er auf sie zu.

»Wie konntest du es zulassen, dass sich mein Mann in Lebensgefahr begibt? Ist sein Leben nichts wert? Ich möchte mir nicht vorstellen, was euch dort unten alles hätte zustoßen können. Wenn es mir nicht wichtiger wäre, Raven in den Arm zu nehmen, würde ich mich auf dich stürzen«, rief er laut und aufgebracht aus, gab ein knurrendes Geräusch von sich, während er Cebrail mit einer Mischung aus Wut und Enttäuschung ansah.

Raven gab Cebrail nicht die Gelegenheit, etwas zu erwidern.

»Jonael, ich weiß, dass du außer dir bist, ich spüre es tief in meiner Seele und ich kann deine Gefühle nachvollziehen, doch ich musste das tun, es ist meine Aufgabe, zumindest ist es das, was ich fühle. Hätte er mich zurückgelassen, ich wäre ihnen auf eigene Faust gefolgt. Es tut mir ehrlich leid, dass du dich gesorgt hast, aber ich konnte dort wirklich helfen, etwas bewirken. Nun wird das Gebiet der Bären von einem Schutzschild geschützt, so wie Malaikat. Und ich konnte den Wandlern helfen, habe sie geheilt, ohne das es mich auch nur ein wenig angestrengt hat.«

Jonael lauschte dem, was Raven sagte, nahm wahr, dass es die Wahrheit war und doch besänftigte es ihn nicht im Geringsten.

»Dann wirst du dich also immer wieder in Gefahr begeben, an vorderster Front kämpfen und dein Leben dabei jedes Mal aufs Neue aufs Spiel setzen? Ist es nicht schon schlimm genug, dass du mir von etwas nicht greifbarem entrissen wirst? Scheinbar nicht, denn dir ist es egal, welche Todesangst ich um dich ausstand, oder? Du wirst es wieder und wieder tun, ich bleibe zurück und kann nur hoffen, dass du zurückkommen wirst.« In seinem Hals bildete sich ein Kloß, gegen den er mühsam an schluckte. Nein, er würde hier nicht zusammenbrechen. »Ich...ich kann das nicht...«, sagte er, kaum hörbar, traute seiner Stimme nicht mehr.

Ohne ein weiteres Wort wandte er sich um, lief hinein und die Treppe nach oben in sein Zimmer.

Dort angekommen schlug er die Tür lautstark hinter sich zu.

Vor dem großen Fenster blieb er stehen, atmete schnell.

Sein Blick fiel auf die Wand neben ihm. Erst als der erste Schlag den Putz zum Bröckeln brachte und kleine Stücke davon zu Boden fielen, wurde ihm bewusst, was er da tat. Er hörte nicht auf, schlug weiter zu. Es war befreiend, der Druck in ihm nahm ein wenig ab.

The Tyrasar Chronicles II - HerzensruneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt