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Bevor Alastor sich anzog duschte er erstmal kalt um seine Erektion in den Griff zu bekommen. Danach zog er sich an. Er dachte, wenn er sich nur ein bisschen ablenken würde, würde auch sein Körper zu Ruhe kommen. Er setzte sich an seinen Schreibtisch und begann einen Brief an Zestial zu schreiben, indem er ihn um ein Treffen bat, da sein Plan aufgegangen war. Alastor seufzte, als er den Brief beendete und den Briefumschlag verschloss. Er war sich nicht sicher wie Zestial reagieren würde. Vielleicht würde er eifersüchtig werden und versuchen Alastor aus dem Weg zu räumen, um an seine Stelle zu treten. Was, wenn er damit ihre Freundschaft zerstören würde? Aber Alastor war sich sicher, dass er niemanden einfach so an Lucifer kommen lassen würde. Endlich gehörte er ihm, er würde ihn nicht so schnell wieder verlieren. Lucifer... Der Anblick wie er ihn zurückgelassen hatte, kehrte wieder zurück und vernebelte seine Sinne. Fast wie hypnotisiert stand Alastor auf und ging zur Tür, um nach zusehen, ob sein kleiner Lucy immer noch an der Wand gelehnt stand. Um ihn wieder berühren zu können. Doch er beherrschte sich, bevor er die Tür erreichte. Er konnte jetzt nicht zu Lucifer gehen. Es würde ihn seine Kontrolle kosten. Es schien, als hätte er unterschätzt, wie sehr er Lucifer wollte. Aber es konnte auch einfach sein, dass er nur seinen Körper so sehr begehrte. Er war schließlich mal ein Engel. Es war doch verständlich, dass sein Körper dann begehrenswerter war, als die der Sünder, die man in der Hölle wie Sand am Meer fand. Es war einfach nur diese reine, weiße Haut und der Engelskörper, nach dem er sich sehnte. Mit Lucifer persönlich hatte das bestimmt nichts zu tun.

Um sich abzulenken hatte Alastor das Haus verlassen. Sobald Alastor der erste Sünder in die Arme lief, zerfetzte er diesen. Doch es loderte nicht der freudige Wahnsinn auf, wie sonst. Es fühlte sich eintönig und langweilig an. Uninteressant. Nach dem dritten Sünder gab Alastor auf. Er nahm sich ein paar Portionen von dem Fleisch, um seinen Vorrat aufzufüllen und ging wieder zurück.

In der Nacht wälzte Alastor sich in seinem Bett hin und her. Seine Gedanken schwirrten unruhig durch seinen Kopf und er konnte sie nicht ordnen. Er holte sich ein Glas Wasser, in der Hoffnung es würde ihm irgendwie helfen einzuschlafen. Nach gefühlten Stunden stand er erneut auf und irrte durch das Anwesen. Er wusste nicht was er suchte. Alastor öffnete wahllos Türen und besichtigten die Räume. Er fand eine riesige Küche mit angrenzender Vorratskammer, einen Salon, zwei kleinere, unbewohnte Schlafzimmer und sogar einen weiteren gefliesten Raum mit Schwimmbecken. In keinem der Zimmer blieb er lange. Eigentlich wollte er wieder zurück in sein Zimmer, doch er war sich sicher, dass die Schlaflosigkeit ihn weiter quälen würde, also wanderte er weiter durch das Anwesen, auf der Suche nach etwas, das sein Interesse erweckte.
Schließlich fand er sich in dem Zimmer wieder, in dem Lucifer seine Gummienten herstellte. Es waren um die Dutzend Haufen von Quietscheenten, sortiert nach Farbe, Größe und Form. Ein Schmunzeln schlich sich auf Alastors Gesicht. Er besah sich ein paar der Enten. Er ging weiter durch den Raum und an der Wand im Schatten, vor der er schließlich stand, hingen einige Gemälde. In der Mitte hing ein besonders großes. Es zeigte Lucifer mit Charlie als Kleinkind. Neben ihm stand Lilith. Alastors Belustigung verschwand so schnell wie sie gekommen war. Er drehte sich weg und verließ den Raum. Er wollte weg von diesem Bild, das so großes Unbehagen in ihm auslöste.
Er tigerte weiter durch die Flure, aber er öffnete keine Türen mehr. Seine Gedanken drehten sich noch schneller als zuvor. Schließlich blieb er an eine Wand gelehnt stehen. Alastor schloss die Augen und versuchte seine Gedanken abzuschütteln. Er öffnete die Augen wieder. In der Wand gegenüber von ihm war eine Tür eingelassen, die ihm bekannt vorkam. Doch er war in den letzten Minuten an so vielen Türen vorbeigegangen, dass er nicht sofort darauf kam, was hinter dieser lag. Dann erinnerte er sich wieder. Lucifers Schlafzimmer. Es war Lucifers Schlafzimmer. Ohne lange drüber nachzudenken betrat Alastor den Raum. Die Vorhänge des Bettes waren zugezogen, aber er konnte die schlafende Gestalt dahinter ausmachen. Sein Körper war so müde, dass er nicht lange überlegte wieder zu gehen. Mit leisen Schritten ging er zum Bett und schob den Vorhang ein Stück beiseite. Lucifer lag mit ruhigen Atemzügen auf dem Bauch und schlief. Alastor legte sich zu ihm. Vorsichtig, um ihn nicht zu wecken, zog er ihn an sich und umarmte ihn von hinten. Er atmete seinen Duft ein. Er roch nach Apfelkuchen und Alastor konnte auch einen leichten Geruch von Gummi ausmachen. Seine Muskeln entspannten sich und innerhalb von Sekunden kamen auch seine Gedanken zur Ruhe. Alastor konnte sich nicht erinnern je so entspannt gewesen zu sein. Er vergrub sein Gesicht in Lucifers  Haaren und sein Duft umhüllte ihn. Sein Atem passte sich Lucifers an und langsam driftete er ab in das Land der Träume.

Als Alastor aufwachte, wusste er nicht sofort wo er war. Dann stieg ihm der Geruch von Apfelkuchen in die Nase und er lächelte verschlafen. Er schaute an sich runter und sah überrascht, dass Lucifer sich umgedreht hatte und ihn umklammerte. Er schien sich unbewusst im Schlaf so gedreht haben, denn sein Atem war immernoch regelmäßig und ruhig.  Außerdem vermutete er, dass Lucifer niemals freiwillig irgendeine Art von Zuneigung gegenüber Alastor offen zeigen würde. Dieser Gedanke verpasste ihm einen Stich. Er erinnerte sich, dass Lucifer am Tag zuvor aufgestöhnt hatte, als er seine Haut liebkoste. Doch er hatte nur Lucifer gegenüber so selbstsicher getan. Er selbst zweifelte mehr, als er zugeben würde. Es könnte auch einfach sein, dass die Berührung an sich Lucifer gefallen hatte. Wer sagte, dass es etwas mit Alastor persönlich zu tun hatte? Bis jetzt hatte Lucifer immer nur allzu deutlich seine Abneigung gegenüber Alastor gezeigt. Und wenn er so drüber nachdachte, er selbst, Alastor, hatte auch noch nichts wirklich getan, um dies zu ändern. Eher unbewusst nahm sich Alastor vor das zu ändern. Er wollte es sich nicht eingestehen. Doch in seinem tiefsten Unterbewusstsein wusste er, dass er sich nach Lucifers Zuneigung sehnte.
In seinen Armen seufzte Lucifer im Schlaf. Er sah so niedlich aus, so winzig in seinen Armen. So verletzlich. Alastor wollte ihn um alles beschützen. Vor allem, was ihn auch nur ein kleines bisschen verletzen könnte. Niemand würde Lucifer in Alastors Gegenwart auch nur ein Haar krümmen.
Er strich durch die blonden Haare und bemerkte, dass die Atemzüge des Kleineren etwas unregelmäßiger geworden waren. Nun begann Lucifer sich in seinen Armen zu regen. Er murmelte etwas, das Alastor nicht verstand. Er blinzelte sich den Schlaf aus den Augen und versuchte seine Umgebung zu erfassen. Als Lucifer ihn erkannte, schrak er zurück. Sein Atem ging schnell und sein panisches Gesicht stand im scharfen Kontrast zu dem friedlichen, schlafenden Gesichtsausdruck noch kurz zuvor. "Beruhig dich, Lucy, alles ist gut." Alastors Stimme war sanft, er versuchte sich auch an einem sanften Lächeln, um Lucifer zu beruhigen. Doch der schaute ihn nur verwirrt an. Alastor hörte auf mit dem versuchten sanften Lächeln. Schien nicht so sein Ding zu sein. "Du hast in meinem Bett geschlafen." "Und? Du hast dich an mich gekuschelt. Kann nicht so schlimm gewesen sein, oder Lucy?" "Ich, ich hab geschlafen!" "Na von mir aus. Ich habe mir heute übrigens freigenommen. Ich habe heute Nachmittag ein Treffen, aber ich dachte wir könnten heute Vormittag etwas Zeit miteinander verbringen. Um uns besser kennenzulernen." Alastor war fast angeekelt von dem, was er wie sagte. Er fand es so langweilig, abgestumpft. Es klang so uninteressant, doch wenn es helfen würde Lucifer für sich zu gewinnen, würde er weiter diese langweilige Rolle spielen. "Habe ich überhaupt eine Wahl?" Lucifer sah nicht mehr so panisch aus. Er schien hauptsächlich genervt. "Nein. Hast du nicht, Lucy. Wir treffen uns in einer halben Stunde in dieser riesigen Küche, ein paar Flure weiter von hier. Bis dann." Und Alastor verließ den Raum.

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