Alastor warf nicht einmal einen Blick auf den Brief von Zestial, der aus seiner Hand direkt in den Papierkorb wanderte. Was interessierte ihn Zestial? Lucifer hasste ihn. Alastor war für ihn nur ein niederer, dreckiger Sünder. Nicht mehr. Vielleicht war er das auch. Aber er hatte sich zum ersten Mal nach seinem Tod wirklich Mühe gegeben, sich mit jemandem anzufreunden. Er hatte sich wirklich angestrengt, hatte sich die größte Mühe gegeben freundlich zu sein, Lucifer glücklich zu machen. Und doch hatte all das nichts gebracht. Nach all seinen Mühen war er für Lucifer doch nur ein einfacher Sünder. Nichts besonderes. Er hatte viele seiner eigenen Regeln gebrochen, hatte seinen Stolz heruntergeschluckt. Aber es hatte alles nichts gebracht.
Und doch wollte er es immer noch versuchen. Alastor wollte immer noch, dass es Lucifer gut ging. Er wollte immer noch, dass Lucifer ihn mochte.
Er tigerte weiter in seinem Zimmer umher. Sofort nach dem er Lucifer schlafen lassen hatte, war er in sein Zimmer gegangen und hatte es seitdem auch nicht mehr verlassen. Er hatte keine Ahnung wie viel Zeit vergangen war, aber es interessierte ihn kein bisschen. Er hatte noch keine Idee, was er tun sollte, um Lucifer für sich zu gewinnen. Und bis er nicht wusste, was er tun sollte, konnte er Lucifer nicht unter die Augen treten. Er musste irgendwie den Kopf freibekommen.
Vielleicht war es keine schlechte Idee mal wieder ein paar Sünder abzuschlachten. Vielleicht würde er so wieder klar denken können und zu einer Lösung kommen.
Alastor entschied, dass dies eine gute Idee war und glitt durch seine Schatten nach draußen auf die dunklen, engwinkeligen Straßen der Hölle.
Er brauchte nicht lange suchen, bis er sein erstes Opfer fand. Es war ein betrunkener Typ, der aus einer Kneipe taumelte, um sich auf der Straße zu übergeben. Er konnte sich kaum auf den Beinen halten und bemerkte Alastor erst gar nicht. Alastor zog ihn mit seinen Schattenarmen in eine etwas abgelegenere Gasse. Er stellte den Typen wieder auf seine eigenen Füße, woraufhin dieser stolperte und zu Boden fiel. Alastor bückte sich zu ihm runter und kräuselte die Nase bei dem Geruch von Alkohol und Erbrochenem. Doch er würde auch gehen. Alastor nagelte ihn mit seinen Schattenarmen auf dem Boden fest, auch wenn der Typ nicht mehr in der Lage schien überhaupt aufzustehen.
Er riss tiefe Furchen in die Haut des Typen der daraufhin erbärmlich aufschrie. Alastor weidete ihn aus, versuchte seinen alten Spaß daran wiederzufinden. Doch der Typ wurde viel zu schnell bewusstlos, sein Blut hatte einen unschönen Farbton und dieser Gestank ekelte Alastor einfach an. Schließlich ließ er ihn liegen und machte sich auf die Suche nach einem neuen Opfer.
Es wurde irgendeine Dämonin, die einfach allein über eine Straße schlenderte. Alastor nahm sich gar nicht erst die Zeit sie in eine abgelegenere Gasse zu ziehen, sondern spießte sie von hinten mit einem seiner Schattenarme auf. Es machte ihn wütend, dass er nicht wie sonst in diesen wunderbaren Rausch des Wahnsinns verfiel und er zeriss sie in der Luft.
Es staute sich immer mehr Wut in ihm an. Er sah einen winzigen Sünder am Ende der Straße. Er sah aus wie ein Kind. Doch damit befasste Alastor sich nicht lange, rannte auf das Kind zu und schlug seine Zähne in das zarte Fleisch. Blut flutete seinen Mund, aber es schmeckte abartig und er spuckte es aus. Er wollte goldenes Blut, Lucifers Blut. Nicht das irgendeines Sünders. Aber er würde Lucifer nicht auch nur ein Haar krümmen.
Er zerfurchte die Haut des Kindes mit seinen Zähnen, gebrauchte es wie ein Kauspielzeug. Seine Augen brannten vor Wut. Warum erfüllte das Morden ihn nicht mehr mit diesem unglaublichen Genuss? Wo war sein Spaß am Wahnsinn? Das Kind erschlaffte zwischen seinen Kiefern und er ließ es zu Boden fallen.
Die Wut verbrannte ihn von innen, als auch sein nächstes Opfer ihm keine Befriedigung zu geben können schien.
Der unbändige Zorn übermannte seine Sinne und er fiel über immer mehr Sünder her. Dass auch sie ihm keinen Spaß brachten, machte ihn nur noch rasender und er schlachtete alle Sünder ab, die nur in sein Blickfeld kamen.
Nach einer Weile, er wusste nicht wie viel Zeit vergangen war, flaute die Wut ab. Die Erschöpfung machte sich in seinem Körper breit. Alastor machte sich wieder auf den Weg zurück zum Anwesen, das Morden von Sündern schien schließlich nicht zu helfen. Doch erst auf dem Rückweg, als er die Spur aus Leichen, die sich durch die Straßen erstreckte, erblickte, realisierte er, was er getan hatte. Es tat ihn nicht leid um die Sünder, aber dieses Massaker würde definitiv Aufsehen erregen.Im Anwesen angekommen, ging er sich erstmal das ganze Blut abduschen. So besudelt konnte er ja nicht rumlaufen.
Als Alastor aber schließlich in seinem Zimmer war, wusste er immer noch nicht, was er tun sollte. Dieses Massaker hatte ihm kein bisschen geholfen, er hatte jetzt nur noch ein Problem mehr. Er tigerte wieder umher. Dutzende Ideen, wie er Lucifer für sich gewinnen könnte, schwirrten ihm im Kopf umher, eine nutzloser als die andere. Schließlich legte er sich allerdings schlafen, da er zu keinem Schluss kam.
Am nächsten Morgen überlegte er, ob es nicht vielleicht ganz gut wäre erstmal wieder ins Hotel zu gehen, um wenigstens irgendetwas zu tun. Auf dem Weg nach draußen viel ihm ein erneuter Brief von Zestial auf dem Schreibtisch auf. Er nahm ihn, zeriss ihn in der Mitte und warf ihn in den Papierkorb. Mit Zestial wollte er sich jetzt nicht befassen.Charlie war nicht sehr erfreut ihn zu sehen, aber sie sagte nichts. Er war schließlich nur da, um zu helfen. Heute sollten sie nocheinmal alles gründlich aufräumen und sauber machen. Eigentlich war dafür ja Niffty zuständig, aber Charlie bestand trotzdem darauf. Nebenbei lief der Fernseher, was Alastors Nerven unnötig strapazierte, aber er behielt es für sich. Er hatte keine Lust auf eine weitere Auseinandersetzung mit Charlie. Gerade liefen die Nachrichten und wie erwartet wurde über sein Massaker am gestrigen Tag berichtet. Die Bemerkung des Reporters, dass es wohl ein besonders irrer Psycho war, der diese ganzen Sünder aufeinmal umgebracht hatte, schmeichelte Alastor und ein bisschen seiner Anspannung fiel von ihm ab. Er konnte es sich nicht verkneifen eine Anspielung vor den anderen zu machen, dass er dieser Sünder war, der so viele andere ermordet hatte. Charlie drehte sich daraufhin mit geschocktem Gesichtsausdruck zu ihm um. "Du warst das?" Ihre Stimme war schrill und Alastor verspannte sich. Also würde er doch keiner Auseinandersetzung mit ihr entgehen können. "Ja, meine Liebe. Hast du ein Problem damit? Bist du geschockt? Ich will schließlich auch mal meinen Spaß haben können." "Deinen Spaß?! Ist dir klar wofür du hier bist?! Wir wollen, dass der Himmel sieht, dass nicht alle Sünder so verdorben und gewalttätig sind!" Charlie kreischte regelrecht und Alastor kniff die Augen zusammen. Er würde ihr am liebsten einen sehr schmerzvollen und langsamen Tod schenken, doch das wollte er Lucifer nicht antun, also hielt er sich zurück. "Erstens, habe ich nie behauptet, dass dies auch mein Ziel ist, zweitens war dir doch sehr wohl bewusst, dass ich niemals vorhatte, mich von meinen Sünden zu befreien, warum bist du nun also so schockiert? Und drittens, hast du vergessen, dass ich deine Seele besitze?" Alastors Stimme wurde immer lauter."Ich kann dir jegliche Schmerzen zufügen und du kannst rein gar nichts dagegen tun! Also sei so lieb" Alastor versuchte wieder ruhiger zu sprechen "und lass mich in Ruhe." Er verschwieg, dass er ihr nicht weh tun würde, weil er Lucifer nicht noch einen Grund geben wollte, ihn zu hassen. Er versuchte die Blicke der anderen zu ignorieren und sich weiter dem Putzen zu widmen. Charlie stand kurz wie erstarrt und mit geöffnetem Mund da, dann wandte sie sich murrend ab. Leise, so das Alastor es fast nicht hörte, murmelte sie:"Ich wette Dad hat gelogen, dass er mit ihm klarkommt. Wahrscheinlich hasst er diesen Mörderpsycho."
Alastor erstarrte. Er war kurz davor über sie herausfallen, doch... War es nicht wahr, dass Lucifer ihn hasste? Sprach sie nicht nur die Wahrheit aus? Wellen von Wut und Trauer überrollten ihn. Lucifer hasste ihn. Und das aus gutem Grund. Warum machte es ihn nur so traurig?
Alastor drehte sich zur Tür und ging geradewegs hinaus. Er wollte raus aus diesem verfluchten Hotel mit Charlie, die ihn so sehr auf die Palme brachte. Und doch sagte sie die Wahrheit. Er lief immer schneller. Etwas heißes lief über sein Gesicht. War das Blut? Hatte er gerade wieder jemanden umgebracht in seiner Wut? Er wischte sich mit der Hand über das Gesicht. Doch es war kein Blut. Es waren Tränen. Sie machten ihn noch wütender. Er sollte nicht weinen, wie irgendein Kleinkind. Er war mächtig. Er konnte umbringen, wen auch immer er wollte. Er war der Radiodämon. Wütend wischte er die Tränen weg. Schwere Schritte ertönten hinter ihm, doch Alastor ignorierte sie. Er wollte jetzt bloß keinen Sünder sehen. Sie sollten nicht sehen, dass er weinte. Diese Schwäche wollte er sich nicht geben. Er wollte nur so schnell wie möglich weg von hier und zurück in die dunklen, ruhigen, kühlen Gänge in Lucifers Anwesen.
Plötzlich erschienen Schattenarme in seinem Sichtfeld, doch es waren nicht seine Eigenen. Bevor er auch nur einen Muskel rühren konnte, schlangen sie sich um seinen Oberkörper, seine Beine und knebelten ihn. Er kippte nach hinten und wurde sachte aufgefangen. Zum Schluss legte sich noch ein Schattenarm vor seine Augen. Seine Sicht schwärzte sich und das Letzte, was er sah, war das rotleuchtende Pentagramm am Himmel.
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Hazbin Hotel || Radioapple
FanfictionAlastor ist zurück in der Hölle und hat schon neue, große Pläne. Er schafft es Charlies Seele in einem Deal zu ergattern und möchte nun auch ihren Vater, den berüchtigten Lucifer, den Herrscher der Hölle, unter seine Kontrolle bringen, um die Macht...