Alastor erwachte durch den Klang von Schritten. Er konnte nicht erkennen, wie weit sie noch von ihm entfernt waren, nichtmal ob sie aus einem anderen oder seinem Zimmer kamen. Die Schattenarme hatten sich wieder um seine Augen und seinen Mund geschlungen. Die Dunkelheit rückte ihm auf die Pelle. Er fühlte sich eingeengt und hilflos.
Einige seiner Muskeln hatten sich durch die ungewohnte Haltung verspannt. Seine Hand- und Fußgelenke schmerzten leicht durch den permanenten Druck der Schattenarme.
Alastor hatte keine Ahnung wie spät es war oder wie lange er schon hier war. Er fragte sich, ob Lucifer schon bemerkt hatte, dass er nicht mehr da war. Er fragte sich, was er wohl darüber dachte.
Eine Tür knallte. Die Schritte kamen nun eindeutig auf ihn zu. "Na, bist du wieder wach?" Zestials Stimme drang an Alastors Ohren und nistete sich in seinem Kopf ein. Eine Hand legte sich auf seine Wange und er wollte sich wegdrehen, sie abschütteln, doch durch die Schattenarme bewegte er sich nur wenige Millimeter. Der Schattenarm vor Alastors Augen verschwand und blinzelnd versuchte er die Dunkelheit aus seinem Blick zu bannen. Die Gestalt Zestials erschien in seinem Sichtfeld und er schloss die Augen wieder. Er wollte ihn nicht sehen. "Schau mich an, Alastor." Alastor ließ die Augen geschlossen. Plötzlich spürte er einen Lufthauch und er riss die Augen auf, als Zestials Gesicht auf ihn zukam. "Na siehst du. Ist doch nicht so schwer. Hast du gut geschlafen?" Der Schattenarm vor Alastors Mund war verschwunden, doch er schwieg. Er wollte nicht mit Zestial reden. "Nicht sehr gesprächig heute, hm?"Nach einer Weile müsstest du ziemlich tief geschlafen haben, ich habe dir ein Schlafmittel gegeben. Sag mir, an was denkst du gerade? Vielleicht hat der Schlaf deine Gedanken geklärt und du weißt endlich wieder wer du bist." "Ich denke, du bist ein Widerling." "Hat also noch nichts bewirkt. Hätte mich aber auch gewundert. Aber wir haben Zeit." Er fuhr mit seiner Hand von Alastors Gesicht zu seinem Oberkörper, wo er die Krallen langsam in sein Fleisch stieß. Der Schmerz schoss scharf durch Alastors Körper, vernebelte seine Gedanken, aber er presste die Lippen zusammen, ließ keinen Laut hervordringen. Der Schmerz durchflutete ihn wieder, doch er konnte nicht ein Mal sagen, woher er kam. Der Schmerz ließ alle anderen Gedanken verstummen. Zestials Stimme drang durch die Scherben seiner Gedanken, doch er verstand nicht, was er sagte. Nur immer wieder Schmerz, heiß und brennend.
Immer. Wieder.
Nach einer Ewigkeit kühlte der Schmerz ab. Es tat ihm immer noch alles weh, doch die Kühle brachte ihn zurück. Seine Gedanken waren träge und langsam, doch es war nicht mehr nur Schmerz. Er war genug bei Sinnen, um seine Wunden zu heilen. Der Schmerz verebbte trotzdem nicht vollends. Er strömte noch immer in kleinen Wellen durch Alastors Körper, ließ ihn erzittern. Langsam öffnete er die Augen. Er wusste nicht, wann er sie geschlossen hatte. Er war allein im Raum. Er sah sich um. Keine Fenster. Es war dunkel. Doch er konnte sehen, also musste irgendwo her Licht kommen. Er suchte die Lichtquelle mit den Augen, blieb an der Tür hängen. Durch den Schlitz unter der Tür fiel ein Schimmer Licht. Was wohl vor der Tür war? Ein Schatten verdunkelte das wenige Licht. Die Schritte kamen wieder. Die Tür schwang auf und Zestial kam herein. Alastor versuchte einen Blick hinter ihn zu werfen, aber Zestial verdeckte alles hinter der Tür. "Bist du wieder bei Bewusstsein? Vorhin bist du irgendwann weggedriftet. Aber keine Sorge, wir fahren jetzt nicht damit fort. Du bekommst nur dein Schlafmittel." Alastor wollte es nicht trinken. Gerade erst konnte er langsam wieder normal denken und schon wieder sollte er in die Dunkelheit zurückgehen. Er schüttelte verzweifelt den Kopf. "Es wird dir gut tun, halt einfach still." Alastor presste die Lippen zusammen, als Zestial ihm ein kleines Glas mit trüber Flüssigkeit hinhielt. Zestial zog sein Kinn mit seinem Zeigefinger runter und Alastors Mund klappte auf, sein Körper war noch zu benommen vom Schmerz, um sich zu wehren. Die Flüssigkeit war kühl, glitt sanft über seine Zunge und automatisch setzte sein Schluckreflex ein. Er wollte das nicht. Er starrte Zestial hasserfüllt an. Er wollte das nicht. Er versuchte sich durch die Benommenheit zu erinnern, warum er überhaupt hier war. Lucifer schwebte in seine Gedanken. Aber was war mit Lucifer? Er wäre jetzt gerne bei ihm, aber was hatte das alles mit ihm zu tun? Dunkelheit durchtrieb seine Gedanken. Es war immer schwerer zu denken. Er versuchte sich ins Gedächtnis zu rufen, wie Lucifer aussah, doch alles war verschwommen. Die Dunkelheit zog ihn in die Tiefe und er ließ sich fallen. Ließ all die Gedanken zurück.Scharfer Schmerz weckte ihn. Er spürte wie Knochen brachen. Er riss die Augen auf. Vor ihm eine große Gestalt, die sich immer wieder einem Knochen zuwandte und ihn brach. Er schrie. Noch zu benommen vom Schlafmittel kam er nicht auf den Namen der Person vor ihm. Die Gestalt ging dazu über ihn zu schlagen. Immer auf die Stellen, an denen die Knochen gebrochen waren. Seine Stimme war heiser vom Schreien. Wer war dieser Typ und warum tat er ihm das an? Er wusste, dass er diesen Typen nicht mochte. Aber was war sein Name? Der Schmerz hinderte ihn daran nachdenken zu können. Nur ein Name kam ihm in den Sinn. Lucifer. Aber so heiß dieser Typ ganz sicher nicht. Lucifer war jemand gutes. An mehr konnte er sich nicht erinnern. Aber er klammerte sich an dem Namen fest. Er war das einzige gute, an das er sich erinnern konnte und er war sein Rettungsring. Er klammerte sich daran bis die Schläge aufhörten. Und auch danach hielt er sich immer weiter daran fest, denn der Schmerz ließ ihn keinen klaren Gedanken fassen. Etwas kühles presste sich gegen seine Lippen und dankend öffnete er den Mund, er hoffte es würde den brennenden Schmerz kühlen. Das Gefühl der Flüssigkeit auf seiner Zunge war angenehm und nachdem er sie geschluckt hatte verblasste der Schmerz um ihn herum. Doch auch sein Rettungsring schien zu verblassen, von ihm weg zu treiben. Aber er wollte ihn nicht verlieren. Er klammerte sich fester daran. Lucifer. Er wollte seinen Rettungsring bloß nicht verlieren. Die Dunkelheit verschlang ihn.
"Wach auf, mein Freund." Kalte Finger strichen zart über seine Wangen und langsam öffnete er die Augen. Wieder stand die Gestalt vom letzten Mal vor ihm. "Du hast dich gar nicht geheilt, werter Freund." Geheilt? Wie sollte er sich heilen? Der Schmerz pochte durchgehend weiter durch seinen Körper, doch er fühlte sich taub und ignorierte ihn soweitesgehend. "Wie heißt du eigentlich? Ich kenne dich doch, oder nicht?" Er sprach schleppend, jedes Wort war mühsam. "Ohh, so weit sind wir also schon." Der Typ grinste erfreut. "Wir kennen uns schon sehr lange, mein Freund. Und mein Name ist Zestial." Zestial, Zestial. "Ich mag dich nicht, glaube ich." "Ach, glaubst du das?" Zestial schien nicht mehr so erfreut. "Sag mir, Alastor, an was erinnerst du dich?" Alastor, Alastor. "Wer ist Alastor?" Zestial schaute überrascht. "Nichteinmal das weißt du mehr? Alastor ist dein Name." Sein Name. Sein Name war Alastor. "Also, an was erinnerst du dich noch?" "Lucifer..." Zestial versteifte sich. "Diesen Namen kannst du vergessen, er ist unwichtig, niemand Bedeutendes." "Doch..." Sein Körper wurde von einer Schmerzwelle erschüttert, als Zestial ihn wütend ohrfeigte. Sein Kopf wurde durch den Schwung der Ohrfeige nach hinten geschleudert und durch die ruckartige Bewegung rissen einige der Wunden auf, auf denen sich bereits Schorf gebildet hatte. Zestial sprach weiter, redete ihm ein Lucifer sei nicht wichtig. Aber er war zu erschöpft, um zu antworten, was Zestial nur mehr erzürnte. Die Schattenarme schlangen sich fester um Alastor und quetschten die gebrochenen Knochen. Sein Sichtfeld flimmerte durch den Schmerz, sein Bewusstsein glitt langsam davon. Als er das Schlafmittel verabreicht bekam, war er schon längst bewusstlos.
Ende
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Hazbin Hotel || Radioapple
FanfictionAlastor ist zurück in der Hölle und hat schon neue, große Pläne. Er schafft es Charlies Seele in einem Deal zu ergattern und möchte nun auch ihren Vater, den berüchtigten Lucifer, den Herrscher der Hölle, unter seine Kontrolle bringen, um die Macht...