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Alastor hasste es, sich so hilflos zu fühlen. Er schaukelte leicht hin und her, während er wohin auch immer getragen wurde. Er konnte nichts sehen, nichts hören, nichts sagen und sich keinen Millimeter bewegen. Es war kein großes Rätsel für ihn, wer ihn entführte. Alastor kannte nur einen, der solche Schattenarme, die seinen so sehr glichen, hervorrufen konnte.
Wahrscheinlich hätte er auf Zestials Briefe antworten sollen. Er hätte ihn nicht ignorieren sollen. Höchstwahrscheinlich dachte Zestial jetzt Alastor hielt sich für etwas besseres. Vielleicht wollte er ihm jetzt zeigen, dass er viel mächtiger war als er. Doch war er das überhaupt? Alastor besaß jetzt Lucifers Seele, machte ihn das nicht viel stärker und mächtiger als zuvor? Doch so wie er jetzt gefesselt und geknebelt in Zestials Armen lag, konnte er nicht viel ausrichten. Er würde warten müssen, bis Zestial seine Schattenarme zurückrief. Falls er sie zurückrief. Vielleicht brachte er Alastor auch einfach irgendwo anders hin und ließ ihn dann von seinen Schattenarmen zerquetschen. Aber wieso sollte er das woanders tun? Niemand, aber auch wirklich niemand in der ganzen Hölle würde Zestial aufhalten ihn umzubringen. Wahrscheinlich würden sie sich sogar darüber freuen. Es wäre wie ein Fest für sie. Vielleicht würde sich sogar Charlie ihnen anschließen, obwohl sie so sehr gegen Gewalt war. Auch sie wäre froh ihn loszuwerden. Es war Alastor egal, dass niemandem von ihnen etwas an ihm lag. Aber er fragte sich, wie Lucifer reagieren würde. Würde auch er sich freuen? Würden er und Charlie sich in die Arme fallen und sich sagen wie froh sie wären, dass er endlich nicht mehr unter ihnen weilte? Würde er lachen vor Erleichterung? Durch sein Anwesen tanzen, das er dann wieder für sich hätte?
Gab es auch nur die winzigste Möglichkeit, dass er es nicht schön fände, wenn Alastor starb? Wäre es nicht möglich, dass Lucifer ihn sogar vermissen könnte?
Zestials Schrittmuster änderte sich, es fühlte sich an, als würden sie eine Treppe hinaufgehen.
Alastor sortierte seine Gedanken wieder. Es stand nicht einmal fest, dass er sterben würde. Vielleicht wollte Zestial ihn einfach auf eine etwas andere Weise zu einem Treffen bringen. Vielleicht wollte er nur, dass sie wieder zusammen Sünder abschlachteten.
Die Schritte stoppten. Er wurde in die Senkrechte gebracht, doch er hing immer noch in der Luft. Es waren nicht mehr Zestials Arme, die ihn hielten, sondern die Schattenarme. Alastor spürte eine Wand in seinem Rücken.
Und endlich verschwand der Schattenarm vor seinen Augen, sodass er sich ein Bild von der Situation machen konnte. Er befand sich in einem dunklen Raum, seine Arme und Beine waren von seinem Körper abgespreizt gefesselt, sodass seine Arme jeweils in die beiden oberen Ecken des Zimmers und die Beine in die beiden unteren Ecken des Zimmers zeigten. Vor ihm stand Zestial, der ihn angrinste. "Guten Tag, mein werter Freund." Alastor war noch etwas gereizt von seiner Auseinandersetzung mit Charlie, weswegen er Zestial nur genervt anstarrte. "Vielleicht fragst du dich, warum ich dich hergebracht habe." Alastor fiel auf, dass Zestial im Du mit ihm sprach. Sonst hatten sie sich außer beim Sex immer nur gesiezt. "Nun ja, meiner Meinung nach warst du in letzter Zeit ziemlich abgelenkt von diesem Lucifer. Er scheint auch mehrere unschöne Gefühle" Zestial kniff die Augen bei dem Wort leicht zusammen "bei dir hervorgerufen zu haben. Alles in allem ist er offensichtlich kein guter Einfluss für dich, deswegen war ich so freundlich dich erst ein Mal hierher zu bringen." Der Schattenarm vor Alastors Mund zog sich zurück, sodass er wieder sprechen konnte. "Ich kann sehr gut auf mich selber aufpassen und ich weiß auch, was ich möchte, also gab es keinen Grund für dich mich hierherzubringen. Wenn du jetzt so freundlich wärst deine Schattenarme wieder zurück zu rufen? Ich habe noch etwas wichtiges zu tun."
Zestial seufzte. "Ich hab mir schon gedacht, dass du nicht erkennen würdest wie schlecht Lucifer für dich ist. Er hat dir den Kopf verdreht. Und genau aus diesem Grund werde ich dich eine Weile hier behalten. Damit du ohne Kontakt zu ihm wieder zu Sinnen kommst und deine wahren Ziele erkennst." "Und welche wären das deiner Meinung nach?" "Deine Radiosendung auszubauen, Sünder zu verstümmeln, Macht und Stärke anzusammeln. Erinnerst du dich denn nicht mehr, wie wir so oft zusammen darüber geredet haben? Wie wir uns überlegten, welche Wege wohl die schmerzhaftesten für einen Sünder wären, um zu sterben?" Alastor schüttelte leicht den Kopf. "Findest du nicht das diese Ziele etwas eintönig sind? Was hat das für einen Sinn? Wenn wir die mächtigsten sind, wenn wir die Hälfte der Hölle mit allen möglichen Foltermethoden verstümmelt haben, was machen wir dann?" "Er hat dir wirklich eine Gehirnwäsche verpasst, oder? Was schert es uns, ob es Sinn macht? Solange wir unseren Spaß am Töten haben, ist doch al-" "Ich habe keinen Spaß mehr am Töten." Unterbrach Alastor Zestial. Dieser hielt daraufhin inne. "Der angerichtete Schaden ist größer als erwartet. Aber das ist okay. Wir haben alle Zeit der Welt, um deine Gedanken zu klären. Es wird dauern, aber irgendwann wirst du ihn vergessen haben, und deine Gedanken drehen sich nur noch um mich und unsere gemeinsamen Ziele." "Wir haben keine gemeinsamen Ziele. Ich konzentriere mich jetzt auf andere Dinge." Alastor starrte Zestial feindselig an. Das Gefühl der Freundschaft, dass er immer zu ihm verspürt hatte, begann zu bröckeln und Hass mischte sich darunter. "Und auf was konzentrierst du dich jetzt?" Alastor schwieg. "Jaja, viel Arbeit liegt noch vor uns. Ich lass dich jetzt erstmal wieder in Ruhe, damit du dich an den Gedanken gewöhnen kannst hier zu bleiben." Die Schattenarme legten sich wieder um Alastors Mund und Augen und hüllen ihn in Dunkelheit.
Alastor sackte leicht in sich zusammen. Hoffnungslosigkeit spülte in Wellen durch seinen Körper, während er versuchte einen klaren Gedanken zu fassen.
Dass Zestial ihn dabehielt, weil 'Lucifer nicht gut für ihn' war, war doch Bullshit. Alastor wollte diesen Worten keinen Glauben schenken. Lucifer und schlecht für ihn? Das er nicht lachte. Wenn dann war er schlecht für Lucifer. Wie sollte diese reine, gutmütige Seele ihm schaden? Alastor begann nur zu verstehen durch ihn. Er verstand langsam, was normale Leute für Gefühle fühlten. Er verstand, dass es noch andere Gefühle als Wahnsinn und Spaß am Töten gab. Er wurde zu einem Sünder, der normale Gefühle verspürte und das nur durch Lucifer. Auch wenn manche seiner Gedankengänge und Gefühle noch weit vom Normalen entfernt waren, auch wenn er noch ohne schlechtes Gewissen tötete, war er doch nicht mehr der gefühllose Dämon, wie er es war, bevor er Lucifers Seele besaß. Erst jetzt realisierte er dies. Und am liebsten würde er es Lucifer sagen. Ihm sagen, dass er durch ihn besser wurde. Und dass er ihm wichtig war. Wichtiger als alles zuvor. Doch jetzt konnte er es nicht.
Alastor vermisste Lucifer. Das weiche, blonde Haar, der unschuldige Blick, die geröteten Wangen, die warme Haut unter seinen Fingern. Er vermisste das Geräusch seiner Stimme, wie Lucifers Lippen seinen Namen formten. Er vermisste die Freude in seinem Gesicht, wenn er über seine Enten redete oder neue herstellte. Er vermisste die ruhigen Atemgeräusche, die er machte, wenn er schlief. Er vermisste Lucifers Geruch nach Apfelkuchen und Gummienten. Alastor vermisste ihn so sehr, dass es weh tat. Und dabei hatte er ihn gerade Mal einen Tag nicht gesehen. Er war echt abhängig von Lucifer geworden.
Alastors Gedanken waren gefüllt von Lucifer und langsam driftete er in einen dösenden Schlaf ab, träumte von Lucifer.

Hazbin Hotel || RadioappleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt