Die Dunkelheit lag fast schon über Godric's Hollow, aber das störte mich nicht sonderlich. Die Nacht war mein Zuhause. Also ließ ich meinen Blick über den Himmel schweifen, ungerührt. Es dämmerte, der Himmel Westen hatte sich rot-orange verfärbt, am östlichen kroch das tiefe Samtblau der Nacht empor, ein einsamer Stern blitzte bereits zwischen einigen Wolken auf. Blinzelnd legte ich den Kopf schräg und genoss die Tatsache, dass die beginnende Kühle der Nacht meine blonden Locken mit einer sanften Brise zauste. Das Grab des dritten Bruders, Ignotus Peverall, hatte ich bereits gefunden. Natürlich hatte ich das. Wie ich erwartet hatte, war es auf den ersten Blick schlicht, nicht besonders auffällig mit seinrm dunkelgrauen Grabstein. Aber meinen geübten Augen war etwas aufgefallen. Von Moos bedeckt waren die Rillen fast unsichtbar und doch hatte ich sie sofort erkannt. Das Zeichen der Heiligtümer des Todes. Meine Heiligtümer des Todes. Nachdenklich zog ich die Augenbrauen zusammen und spielte mit meinem Zauberstab. Muggel waren hier jetzt keine mehr unterwegs. Und selbst wenn. Dann hätten sie die kleinen Gesten meiner Finger in ihrer Blindheit übersehen. Eine Anwesenheit streifte mein Gespür wie ein Schatten. Ich spannte die Schultermuskeln an, ließ meinen Zauberstab in meinem Ärmel verschwinden und wandte den Kopf. Blaue Augen trafen meine, gebannt, fasziniert, mit einem Hauch von Verwirrung. Ohne zu blinzeln hielt ich dem bohrenden Blau stand, wohlwissend, dass die Mystik meiner zweifarbigen Augen, rechts weiß, links eisblau (zumindest von meiner Sicht aus, wenn ich NICHT in den Spiegel sah), stärker war als die simple Macht einfarbiger Augen wie seine. Selbst wenn sie von diesem Blau waren. Es war ein... umwerfendes Blau. Für einen Moment flackerte ein seltsames Gefühl in mir auf und ich biss mir leicht auf die Innenseite meiner Lippen. Genug. Gelassen strich ich mir eine verirrte, blonde Strähne aus dem Gesicht und stellte meine Frage, ruhig, leise, eindringlich. "Wie lange stehst du schon da?" Mein Gegenüber blinzelte mehrmals, die blauen Augen weiteten sich leicht. "Zwei... Drei Minuten.", sagte er. Ein Lächeln zuckte um meine Mundwinkel. "Lüge.", erwiderte ich ruhig. "Seit höchstens einer. Den Blickaustausch gerade eben nicht mit eingerechnet." Überraschung ging von ihm aus. "Ja, gut. Kann... Kann auch sein.", er verengte die Augen und ich spürte, wie er mich musterte. "Ich habe dich noch nie in Godric's Hollow gesehen.", stellte er dann fest. Ich zuckte die Schultern. "Gut möglich. Immerhin nenne ich diesen Ort erst seit einer Woche, zwei Tagen, fünf Stunden und achtunddreißig Minuten mein Zuhause. Ich war vorher noch nicht hier." Wie immer, wenn ich es wollte, war mein Englisch absolut klar und ohne die Andeutung eines bulgarischen Akzents. Eine sehr praktische Fähigkeit, im übrigen. "Seit einer Woche, zwei Tagen, fünf Stunden und... achtunddreißig Minuten?", fragte er. "Neununddreißig.", korrigierte ich und nickte. "Ja. Ich habe sie nicht gezählt, bevor du fragst. Ich weiß es einfach, genau, wie ich weiß, seit wann du hier stehst." Erstaunen huschte über seine jungen Züge. "Woher?" Ich lächelte. "Das nennt man den siebten Sinn, ein Gespür. Es ist bei mir sehr ausgeprägt. Es reicht von einem exzellenten Zeitgefühl, über ein Gespür für die Anwesenheit anderer bis zu dem Punkt, da ich weiß, was meine Gegenüber fühlen. Wenn ich das will.", ich blinzelte. "Gehe ich recht in der Annahme, dass du seit weitaus längerem hier wohnst als ich?" Sichtlich perplex über die vorangegangene Information nickte er nur. "Gut.", sprach ich weiter. "Dann kennst du bestimmt meine Tante Bathilda." "Aber ja.", er hatte sich wieder ein bisschen gefasst. "Sie ist eine Freundin meiner Familie." Ach. So war das. Interessiert ließ ich meinen Blick über ihn wandern. "Soso. Dann darf ich doch mit Sicherheit deinen Namen erfahren?" Er strich sich eine Strähne seines kurzen, rotbraunen Haares aus der Stirn. "Ja. Albus. Albus Dumbledore." Wenn ich in einer Sache gut war, dann war es lächeln. Zu jeder Zeit, egal, ob es ehrlich war, oder nicht. Aber jetzt war es ehrlich. "Danke. Ich werde dir meinen Namen nicht vorenthalten: Gellert Grindelwald, meine Zeichens Neffe von Bathilda Bagshot, wenn auch nicht ganz so interessiert an den Kobold Aufständen wie sie." Er lachte. "Das stimmt. Sie redet... oft von ihnen." Ein Grinsen schlich sich auf meine Lippen. "Ich rede lieber von anderen Dingen. Zum Beispiel den Heiligtümern des Todes."
DU LIEST GERADE
Loveless || Gellert Grindelwald FF
Fanfiction❗DAS PREQUELL ZU MEINER GRINDELDORE-FANFICTION! ❗ Enthält Elemente aus meiner Grindeldore FF "Only once more", doch ihr müsst sie nicht gelesen haben! ⚠️ (TRIGGERWARNUNG: Blut, Selbstverletzung, Tod, Gewalt und Vergewaltigung.) ⚠️ __________________...